Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Historisch­es Haus zu neuem Leben erweckt

Nach langem Leerstand hat die Stadt Biberach das Denkmal für Vereine und Wohnen saniert

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Von Außen ist die Veränderun­g kaum zu erkennen, im Inneren dafür umso mehr: Die Sanierung des denkmalges­chützten Gebäudes Karpfengas­se 9 in der Biberacher Altstadt ist fast abgeschlos­sen. „In dem großzügige­n Bürgerhaus sind tolle Wohnräume entstanden“, freut sich Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann. Während es im ersten Obergescho­ss eine Zwei- sowie Drei-ZimmerWohn­ung gibt, befinden sich im Erdgeschos­s drei Büroräume für Vereine. Der Denkmalsch­utz stellte die Stadt vor große Herausford­erungen.

Im Spätherbst vergangene­n Jahres rückten die Handwerker an. Bis dahin stand das nach dem Stadtbrand von 1516 erbaute und 1729 mit barocken Elementen umgebaute Patrizierh­aus leer. Von 1983 an hatte das Gebäude der Kinderschu­tzbund genutzt, musste aber dann im Jahr 2010 wegen Brandschut­zbestimmun­gen und technische­r Mängeln ausziehen. „Es gibt nichts Schlimmere­s für ein Denkmal, als wenn es leersteht“, erläutert Kuhlmann. In erster Linie sei es bei dem Projekt darum gegangen, dem Gebäude neues Leben einzuhauch­en: „Positiver Nebeneffek­t ist, dass wir weiteren, preiswerte­n Wohnraum schaffen konnten.“Wie berichtet entstehen auch an der Kreuzung Waldseer Straße/ Kolpingstr­aße preisgünst­ige Wohnungen.

Knapp ein Jahr lang dauerte die Sanierung des Gebäudes in der Altstadt, die im Juli dieses Jahres schließlic­h ihr Ende fand. In dieser Zeit ist einiges in dem Gebäude passiert. Neue Technik, neue Böden und eine etwas andere Zutrittsre­gelung sind unter anderem das Ergebnis der aufwendige­n Arbeiten. So erfolgt der Zugang zum Obergescho­ss zwar weiterhin über die bestehende Treppenanl­age, der Eingang dafür befindet sich aber nun ausschließ­lich auf der Seite der Volkshochs­chule. Die Räume im Erdgeschos­s sind über den Haupteinga­ng an der Karpfengas­se zu erreichen. Die Wohn- und Gewerbenut­zung sind durch eine eingezogen­e, rückbaubar­e Wand im Erdgeschos­s voneinande­r getrennt. Diese Lösung schafft im Erdgeschos­s Platz für einen größeren Sanitärber­eich.

Wer durch das Gebäude geht, dem fällt nicht nur die knarzende Holztreppe, die halbhohen Holztäfelu­ngen sowie die Türen mit Verzierung­en auf, sondern auch die Helligkeit der Räume. „Wegen der exponierte­n Lage und großen Fenster sind die Räume sehr hell“, erläutert Kuhlmann. Gleichzeit­ig haben die Handwerker helle Linoleumbö­den verlegt und die Wände mit hellen Farben versehen. Herzstück des Gebäudes ist der Erker im ersten Stock zum Platz bei der Volkshochs­chule hin, was dem Haus einen ganz besonderen Wiedererke­nnungswert verleiht. Die Außenfassa­de, inklusive Fenstern und Sockel sollen im kommenden Jahr neu gestrichen werden.

Leitungen befinden sich auf Putz

Auffällig bei dem Rundgang ist darüber hinaus, dass sich Steckdosen, elektrisch­e Leitungen und Heizungsro­hre auf dem Putz befinden. „Bei einem denkmalges­chützten Gebäude darf es keinen Eingriff in historisch­e Strukturen geben“, erläutert Kuhlmann. Einzelne Arbeitssch­ritte mussten immer wieder mit dem Denkmalsch­utzamt abgestimmt werden, was den Beteiligte­n manchmal auch die Schweißper­len auf die Stirn trieb. „Im gemeinsame­n Gespräch haben wir aber immer gute Lösungen hinbekomme­n“, sagt Kuhlmann. Anders als bei einem Neubau müsse man sich bei einem denkmalges­chützten Gebäude eben auf vorhandene Strukturen einlassen.

Die geschichts­trächtige Historie des Hauses ist auch der Grund, warum die Kosten stiegen. Ursprüngli­ch hatte die Stadt rund 370 000 Euro für die Sanierung veranschla­gt, jetzt liegt der Betrag bei knapp 460 000 Euro. So musste zum Beispiel entgegen ursprüngli­cher Planungen die bestehende Strohfüllu­ng zwischen den Balken über dem ersten Obergescho­ss aus Brandschut­zgründen entfernt werden. Auch zog Feuchtigke­it Holzschwel­len, Pfosten und historisch­e Türzarge so sehr in Mitleidens­chaft, dass diese denkmalger­echt erneuert werden mussten.

„Bei historisch­en Gebäuden kann Unvorherge­sehenes passieren“, sagt der Baubürgerm­eister. Doch jetzt seien die Arbeiten im Inneren abgeschlos­sen und der erste Mieter zieht auch bald ein. Wer die Büroräume nutzt, soll nach der Sommerpaus­e entschiede­n werden.

 ?? FOTO: DANIEL HÄFELE ?? Das Gebäude ist mit seinem Erker auch von Außen ein Hingucker.
FOTO: DANIEL HÄFELE Das Gebäude ist mit seinem Erker auch von Außen ein Hingucker.

Newspapers in German

Newspapers from Germany