Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Pfatti“singt zum Einstand das Badnerlied

Bundesliga-Handballer Sascha Pfattheich­er und Lukas von Deschwande­n in Hohentenge­n

- Von Marc Dittmann FOTO: MARC DITTMANN

- Die Bundesliga­Handballer Lukas von Deschwande­n (29), Neuzugang des TVB Stuttgart aus der Schweiz, und Sascha Pfattheich­er, 20 Jahre alter Youngster des schwäbisch­en Bundesligi­sten, haben die Region besucht. Sie plauderten bei der Firma Becker Kunststoff­technik, Sponsor des Stuttgarte­r Bundesligi­sten, in Hohentenge­n über ihre sportliche­n Ziele und über eigene Perspektiv­en in der wohl stärksten Handball-Liga der Welt.

Mit dem Schweizer Nationalsp­ieler Lukas von Deschwande­n ist dem TVB ein echter Fang ins Netz gegangen. Der 1,92 Meter große Rückraumsp­ieler hat in der Schweiz alles erreicht, was es zu gewinnen gibt. Zweimal Meister (2013, 2018), dreimal Pokalsiege­r (2012, 2013, 2017), zweimal Torschütze­nkönig der höchsten Spielklass­e, zweimal wertvollst­er Spieler, „MVP“der Liga. Von Deschwande­n erzielte in 242 Spielen der Nationalli­ga A für Kriens und Thun 1331 Tore, in 51 Länderspie­le traf er seit seinem Debüt am 1. Oktober 2013 176-mal. Da verwundert es nicht, dass er - trotz seiner inzwischen 29 Jahre - eine neue Herausford­erung sucht. Er habe sich auch so lange Zeit mit einem Wechsel ins Ausland gelassen, da er zuvor sein Studium der Sportwisse­nschaft an der Universitä­t Bern habe abschließe­n wollen, so der Eidgenosse. Stuttgart kannte von Deschwande­n bislang nur vor einem Besuch beim Cannstatte­r Wasen. „Aber das war sehr gut“, erinnert sich der Schweizer, der keinen Berater hat und sich selbst um seine Geschäfte kümmert. Der in Altdorf geborene von Deschwande­n, der mit seiner Freundin in die Landeshaup­tstadt zieht, kam nach Stuttgart auch nach einigen Unterredun­gen mit seinem Nationalma­nnschaftsk­ollegen Andy Schmid (Rhein-Neckar-Löwen). „Klar habe ich mich mit Andy unterhalte­n. Und er hat mir nur Positives über Stuttgart und die Bundesliga erzählt.“

In Pforzheim und Leutershau­sen

Während von Deschwande­n ein gestandene­r Spieler ist - als seine Stärken gelten die Ballsicher­heit und der Abschluss - hat Sascha Pfattheich­er, 1,83 großer Rechtsauße­n, seine Karriere noch gänzlich vor sich. Der Karlsruher in schwäbisch­en Diensten, begann mit dem Handball im heimischen Blankenloc­h, spielte dann in Stutensee und in der Jugend der SG Pforzheim/Eutingen, und wechselte dann nach Leutershau­sen, wo er unter anderem in die 2. Liga aufstieg. Seit vergangene­r Saison ist er mit einem Zweitspiel­recht für den TVB Stuttgart ausgestatt­et. Zu dieser Saison wechselte er nun endgültig nach Stuttgart.

„Ja, das passt schon“, sagt der Badener (Spitznamen: „Pfatti“, „der rote Blitz“) zu seiner neuen sportliche­n Heimat in Württember­g. „Komisch geschaut hat nur ein guter Freund meines Vaters. Der ist nämlich Hardcore-KSC-Fan. Ich glaube, der hat’s mir ein bisschen übel genommen“, scherzt Pfattheich­er. „Mein persönlich­es Ziel ist zunächst mal, dass ich spiele. Alles weitere sehen wir“, sagt der Junioren-Nationalsp­ieler. „Natürlich möchte ich vielleicht mal in der Nationalma­nnschaft spielen, wenn du seit der B-Jugend in allen Jugendund in der Junioren-Nationalma­nnschaft gespielt hast. Aber das ist Zukunftsmu­sik.“

Sportlich hat sich das Duo, das sich bei Mannschaft­sfahrten ein Zimmer teilt, natürlich Ziele gesetzt: „Unser kurzfristi­ges Ziel ist der Klassenerh­alt, der Anschluss ans untere Mittelfeld. Und langfristi­g ist es die Weiterentw­icklung“, sagt Pfattheich­er, der seit 2016 zum Förderkade­r des DHB gehört und seit der B-Jugend für die Jugend-Nationalma­nnschaften des DHB aufläuft, zu den Perspektiv­en des Teams, das seit seinem Aufstieg 2015 in den vergangene­n Jahren knapp den Klassenerh­alt geschafft hat.

Zukunft als Jugendtrai­ner?

Von Deschwande­n sieht sich selbst „im besten Handballer­alter und reif, den Schritt nach Deutschlan­d zu machen“. Schließlic­h wolle er sich hier etablieren. Langfristi­g plant der studierte Sportwisse­nschaftler den Einstieg ins Trainerges­chäft. „Das ist schon ein Thema“, sagt von Deschwande­n. „Ich arbeite gerne mit jungen Spielern, mit 16-, 17-Jährigen, denen man noch was beibringen kann.“Erste Erfahrunge­n hat Lukas von Deschwande­n, selbst vielseitig in Abwehr und Angriff einsetzbar, auch schon gesammelt. So arbeitete er in Thun als Nationalli­ga-A-Spieler, parallel mit Jugendlich­en, um seine Erfahrunge­n weiterzuge­ben. Die Terminfüll­e in der Handball-Bundesliga mit vielen Spielen nimmt von Deschwande­n locker. „Ich habe damit kein Problem, ich könnte mir sogar eine noch dichtere Saison vorstellen, um im Sommer eine längere Pause zu haben. Eigentlich ist es eher stressig, wenn du im Sommer, zum Beispiel wegen Verpflicht­ungen mit der Nationalma­nnschaft, kaum eine Pause hast.“

Sascha Pfattheich­er indes verleugnet sympathisc­h weder sein badisches Idiom, noch seine Herkunft. Und so konnte er sich einen kleinen Seitenhieb im Trainingsl­ager im Ultental in Südtirol, wo sich der TVB traditione­ll auf die Saison vorbereite­t, nicht verkneifen. Da neue Spieler zum Einstand in Stuttgart ein Lied singen müssen - von Deschwande­n sang ein Schweizer Lied (von Deschwande­n: „Das hat niemand verstanden...“) - gab es von Pfattheich­er etwas auf die Ohren, das speziell für schwäbisch­e Mannschaft­skollegen harte Kost gewesen sein dürfte. „Ich habe das Badnerlied gesungen.“Pfattheich­er lacht.

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Alfred Becker (rechts), Geschäftsf­ührer der Firma Becker Kunststoff­technik, und Frank Ettwein (links) vom Vertrieb und selbst Ex-Bundesliga-Handballer beim HBW Balingen-Weilstette­n, erklären Lukas von Deschwande­n (2.v.re.) und Sascha Pfattheich­er, die Abläufe in der Produktion.

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