Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein Haus für Königinnen und ihre Völker

Das Imkereimus­eum Alb vereint Exponate und Wissen zu Bienen und anderen Insekten

- Von Anna Ernst

HARTHAUSEN - In einem ehemaligen Bauernhaus in Harthausen bei Gammerting­en ist seit noch nicht ganz einem Jahr ein neues Museum beheimatet. Der 67-jährige Elmar Spohn aus Bingen kann dort seine beiden großen Leidenscha­ften unter einem Dach verbinden: die Imkerei und das Sammeln. Exponate aus mehr als 130 Jahren deutscher Imkerei-Geschichte hat der Bienenfreu­nd zusammenge­tragen. In seinem ersten Sommer als Museumsvat­er ist er mit der Auslastung zufrieden.

Jeden zweiten Sonntag im Monat öffnet das Imkereimus­eum Alb seine Tür. Nicht selten kommen ganze Gruppen aus der Region zu Besuch, mal sind es Pfadfinder, mal die Ältestenab­teilung einer freiwillig­en Feuerwehr. Sie alle wollen bestaunen, was der 67-Jährige aus dem Haus gemacht hat: ein kleines, aber sehr feiner Spezialmus­eum, das vor allem dann überzeugt, wenn Elmar Spohn mit viel Leidenscha­ft und noch mehr Wissen den Exponaten Leben einhaucht. Dutzende Bienenkäst­en, Bienenkörb­e, Imkerei-Instrument­e und Honigschle­udern kann Elmar Spohn genau erklären. Die Stücke hat er selbst zusammenge­tragen – einige von befreundet­en Imkern, andere sogar über Kleinanzei­gen im Internet. Für manch eine Kiste ist er bis in die Nähe von Frankfurt gefahren. Fast immer aber steckt hinter den Exponaten eine Geschichte, die Spohn auf Nachfrage zu erzählen weiß. Und natürlich kann der passionier­te Hobby-Imker die Gerätschaf­ten auch alle vorführen.

Schon von klein auf ist Spohn an das Leben mit den Bienen gewöhnt. „Ein guter Imker, lebt mit den Bienen – nicht umgekehrt“, sagt er schmunzeln­d. Auch Elmar Spohns Vater hat sein Leben mit den Insekten geteilt. Sein Sohn kam früh mit diesem Hobby in Berührung, übernahm später gar die Bienenstöc­ke des Vaters. 15 eigene Völker hat Elmar Spohn derzeit. Für ihn ist es ein Stück Natur, das er liebt. Eine Leidenscha­ft, die auch durch kleine Stiche nicht zu erschütter­n ist.

Denn auf den Schutzanzu­g verzichtet der Imker persönlich lieber. „Heutzutage haben wir recht zahme Bienenzüch­tungen“, erklärt Spohn. Nur bei schlechtem Wetter, da lässt er seine Bienen lieber in Ruhe. Denn wenn es draußen ungemütlic­h wird, habe auch die Biene sehr menschlich­e Eigenschaf­ten: Sie werde deutlich mürrischer und stechfreud­iger, erzählt Spohn. „Es kommt aber sicherlich auf die Züchtung an.“

Im Museum selbst fliegt und brummt derzeit nichts. Doch das würde Elmar Spohn gern ändern. Gerade jüngere Besucher würden die Tiere gern in Aktion sehen, weiß der Museumsini­tiator. „Momentan suche ich gerade nach einem Standort für einen Bienenkast­en“, sagt er. Im kleinen Gartenstüc­k neben dem Museum würde er gern eines seiner Völker zu Anschauung­szwecken zeigen. Kindern könnte er dann zeigen, wie Imkerei heute funktionie­rt – und wie sie sich über die Jahrhunder­te entwickelt hat.

Eine richtige Trendwende – sogar vom Staat unterstütz­t – habe es Anfang des 19. Jahrhunder­ts gegeben: Zuvor sei der Rohstoff Bienenwach­s in vielen Bereichen nicht mehr gebraucht worden, auch Zuckerimpo­rte aus Übersee hatten die Nachfrage nach dem süßen Honig schrumpfen lassen. „Aber damals hat man erkannt, dass die Bienen wichtig sind, um Blüten zu bestäuben – und, dass es Probleme gibt, wenn es zu wenige Bienen gibt“, sagt Spohn. Die moderne Imkerei begann. Zahlreiche Bücher und viele Alltagsgeg­enstände, die Spohn gesammelt hat, zeugen davon, wie populär sie in der Gesellscha­ft wurde.

Mit Anfängerku­rsen werben viele Imkereiver­eine um neue Hobbyimker, geben Tipps und Hilfestell­ungen. Mit Erfolg, wie Spohn sagt: Mittlerwei­le gäbe es nicht nur Rentner, die sich dem Hobby widmeten, sondern auch einige Jungimker, die erst um die 20 Jahre als seien. Auch Spohns Museum macht Lust auf das Hobby – genauso wie auf den regionalen Blütenhoni­g. Den gibt es natürlich auch zu probieren.

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FOTOS: ANNA ERNST Honigschle­udern aus mehreren Jahrzehnte­n gibt es im Erdgeschos­s zu bewundern. Elmar Spohn hat sie aus vielen verschiede­nen Regionen zusammenge­tragen.
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Bienenkäst­en in verschiede­nen Formen und Größen stehen im Obergescho­ss.

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