Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Über 200 Rittersleut’ beleben die Burg
Bei den Bachrittertagen in Kanzach gab es Einblicke in die Zeit um 1200 bis 1400
History-Living-Gruppen boten in Kanzach ein unterhaltsames Programm.
KANZACH - Die herbstlich kühlen Temperaturen haben von den Organisatoren der Bachrittertage in der Kanzacher Bachritterburg reichlich Improvisationstalent gefordert. Zumindest am Samstag dürfte das Besucheraufkommen nicht ganz die Erwartungen erfüllt haben. Diejenigen, welche die Bachritterburg im Kanzachtal trotzdem besuchten haben wurden aber nicht enttäuscht. Gab es doch lebensechte Einblicke in die Zeit des Rittertums des niederen Adels um 1200 bis 1400, und ein großes Spektrum der damaligen Handwerkskunst zu bestaunen.
„Reisecen“und viele weitere mittelalterlichen History-Living-Gruppen schlugen rund um die Burg ihre Zelte auf und boten ein unterhaltsames Programm für die Besucher. Etwas über 200 Rittersleut’ mit Gefolge aus weiten Teilen Europas belebten die Burg und zeigten, wie es wohl damals um die Burg herum zugegangen sein muss. Im Zeltlager vor der Burg konnten die Besucher sich über Waffen und Waffentechnik der damaligen Zeit informieren und auch mal selbst ein Schwert in die Hand nehmen.
Immer anziehend ist die Modenschau mit den damaligen Trends – die zwar sicher weniger Mode, sondern mehr praktische Bekleidung waren, zumindest beim arbeitenden Volk. Im Vergleich von den einfachen sackartigen Überzügen der Bäuerinnen zu den schon farbenprächtigen Gewändern der vornehmeren Gesellschaft schön zu sehen.
Ein breites Spektrum und die einmalige Vielfalt der damaligen mittelalterlichen Handwerkskunst in der Verarbeitung von Holz, Ton, Metall und Stoffen waren ebenso wie Gebrauchsartikel aus Eisen und Metalllegierungen zu sehen. Darunter auch die Kettenhemden, die aus rund 40 000 kleinen Metallringen gefertigt und bis zu 15 Kilogramm schwer waren. Und natürlich auch die Rüstungsteile der kämpfenden Ritter, die sich mit klirrenden Schwertern Mann gegen Mann im Turnierkampf vor der Burg gegenüberstanden.
Zum ersten mal in Kanzach war eine Gruppe aus Frankreich, die nur lobende Worte für die Erbauer der Bachritterburg fand. Dass sie wiederkommen, sei so gut wie ausgemacht. Ob unter den teilnehmen Gruppen so was wie Konkurrenz herrsche, wird klar verneint. Im Gegenteil, man spricht miteinander, tauscht Erfahrungen aus, gibt auch mal Tipps über die Machart eines Geräts und tausche auch mal mit anderen handwerklichen Arbeiten.
Am Abend sind die Ritter mit Gefolge unter sich, keine Besucher, vor den Zelten flackern die Lagerfeuer, und am nächsten Tag soll es wieder rund gehen bei der Kanzacher Bachritterburg.
Eine Galerie mit weiteren Bildern finden Sie online unter www.schwaebische.de. Dort gibt es im Laufe des Montags auch ein Video von den Bachrittertagen zu sehen.