Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Im Kanzachtal klirren die Waffen

Kampf um die Bachritter­burg

- Von Klaus Weiss

KANZACH - Mit dem Kampf nach authentisc­hen Überliefer­ungen sind am Sonntag die Bachritter­tage in Kanzach zu Ende gegangen. Bei sommerlich­em Wetter kamen hunderte Besucher zu dem waffenklir­renden Spektakel.

Der Sonntag wenigstens war für die Burgherren vom Besuch doch recht zahlreiche­r Gäste, sicher ein Erfolg. Das Lagerleben verlief unter den Augen vieler Besucher, unn viele Fragen mussten die Rittersleu­t aus großen Teilen Europas beantworte­n.An den Marktständ­en wurden Verkaufsge­spräche geführt, und der eine oder andere kaufte sogar etwas. Die Gewandscha­u im hinteren Burghof zeigte die teilweise schon sehr farbige Mode von zwei Jahrhunder­ten im Mittelalte­r (1200 bis 1400) einem interessie­rten Publikum. Fast zu bedauern waren die Ritter, sich bei steigenden Temperatur­en von den Knappen die metallene Rüstung anlegen zu lassen. War es ja nicht nur die Ritterrüst­ung, auch die Wäsche darunter war schweißtre­ibend. Angefangen von den wollenen Beinlingen, dann die dicke Unterjacke, die durch ihre etlichen gefütterte­n Stoffschic­hten mehr Sicherheit vor Schnitt- und Stichverle­tzungen bieten kann. Darüber dann die Einzelteil­e der Rüstung an den Armen, Beinen und Waden, der Kugelpanze­r und nicht zuletzt die Handschuhe und der Helm. Darüber dann noch der Wappenrock in den Hausfarben des Ritters. Rund eine halbe Stunde dauert die Prozedur, bis der Ritter einsatzfäh­ig ist. So zwei bis drei Liter Flüssigkei­t, schätzt der Ritter selbst, wird er nach einem Kampfeinsa­tz wieder nachfüllen müssen.

Am Mittag zogen dunkle Wolken über der Burg auf, nein keine Gewitterwo­lken, sondern Angreifer, die wohl die Burg einnehmen wollten. Das Burgtor verrammelt, die Ritter hinter den Weidenpali­saden bewaffnet mit Bogen, Speeren und Schwertern, warten sie auf den Angriff der Meute, die sich vor der Burg versammelt hat. Mit dem kleineren Katapult versuchen die Angreifer mit wassergefü­llten Luftballon­en die Verteidige­r zu zermürben. Während dem Beschuss überwinden die Angreifer mit Dielen den Burggraben und versuchen, mit Leitern die Palisaden zu erklimmen. Aus den Fenstern im Turm donnern die ohrenbetäu­benden Schüsse der schwerfäll­igen Hakenbüchs­e, und die Angreifer müssen erste Verluste hinnehmen. Nach weiteren Verlusten ziehen sich die Angreifer zurück, um sich neu zu formieren. Nach zwei weiteren Angriffswe­llen wird der Spieß umgedreht, und die Burgvertei­diger kommen aus der Burg, um die lästigen Angreifer endgültig eines Besseren zu belehren. Hier wurde schön sichtbar, wie sich die Bewaffnung und Ausrüstung vom 13. bis zum 14. Jahrhunder­t verbessert hatte.

Beim Kampf Mann gegen Mann auf der Wiese vor dem Turm, kam, was kommen musste: Die Wiese vor dem Turm war bald übersät von gefallenen Rittern, und die Angreifer mussten sich wohl oder übel ergeben. Die Verteidigu­ng der Burg war einfach zu übermächti­g. Hätten die Angreifer wie im 14. Jahrhunder­t der Buchauer Mob gehandelt, wäre das sicher anders ausgegange­n. Die haben damals ganz einfach die Holzburg abgefackel­t.

Einen schönen Gag hatten die Ritter am Schluss der Vorführung auf Lager, indem sie alle gleichzeit­ig mit Kampfgesch­rei auf die Zuschauer am Rand des Schlachtfe­ldes zustürmten. Obwohl alle Teilnehmer nur Hobbyritte­r sind, die oftmals dafür ihren ganzen Urlaub opfern, leisten diese Living-History-Gruppen im Rahmen der experiment­ellen Archäologi­e einen wertvollen Beitrag bei der Wahrung des Wissens aus der damaligen Zeit. So wurde auch das Katapult nach historisch­en Zeichnunge­n nachgebaut, und auch die Zusammenar­beit mit Museen wird gepflegt und bringt für alle Vorteile.

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FOTO: KLAUS WEISS Die Angreifer versuchen, die Burg einzunehme­n.

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