Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Im Kanzachtal klirren die Waffen
Kampf um die Bachritterburg
KANZACH - Mit dem Kampf nach authentischen Überlieferungen sind am Sonntag die Bachrittertage in Kanzach zu Ende gegangen. Bei sommerlichem Wetter kamen hunderte Besucher zu dem waffenklirrenden Spektakel.
Der Sonntag wenigstens war für die Burgherren vom Besuch doch recht zahlreicher Gäste, sicher ein Erfolg. Das Lagerleben verlief unter den Augen vieler Besucher, unn viele Fragen mussten die Rittersleut aus großen Teilen Europas beantworten.An den Marktständen wurden Verkaufsgespräche geführt, und der eine oder andere kaufte sogar etwas. Die Gewandschau im hinteren Burghof zeigte die teilweise schon sehr farbige Mode von zwei Jahrhunderten im Mittelalter (1200 bis 1400) einem interessierten Publikum. Fast zu bedauern waren die Ritter, sich bei steigenden Temperaturen von den Knappen die metallene Rüstung anlegen zu lassen. War es ja nicht nur die Ritterrüstung, auch die Wäsche darunter war schweißtreibend. Angefangen von den wollenen Beinlingen, dann die dicke Unterjacke, die durch ihre etlichen gefütterten Stoffschichten mehr Sicherheit vor Schnitt- und Stichverletzungen bieten kann. Darüber dann die Einzelteile der Rüstung an den Armen, Beinen und Waden, der Kugelpanzer und nicht zuletzt die Handschuhe und der Helm. Darüber dann noch der Wappenrock in den Hausfarben des Ritters. Rund eine halbe Stunde dauert die Prozedur, bis der Ritter einsatzfähig ist. So zwei bis drei Liter Flüssigkeit, schätzt der Ritter selbst, wird er nach einem Kampfeinsatz wieder nachfüllen müssen.
Am Mittag zogen dunkle Wolken über der Burg auf, nein keine Gewitterwolken, sondern Angreifer, die wohl die Burg einnehmen wollten. Das Burgtor verrammelt, die Ritter hinter den Weidenpalisaden bewaffnet mit Bogen, Speeren und Schwertern, warten sie auf den Angriff der Meute, die sich vor der Burg versammelt hat. Mit dem kleineren Katapult versuchen die Angreifer mit wassergefüllten Luftballonen die Verteidiger zu zermürben. Während dem Beschuss überwinden die Angreifer mit Dielen den Burggraben und versuchen, mit Leitern die Palisaden zu erklimmen. Aus den Fenstern im Turm donnern die ohrenbetäubenden Schüsse der schwerfälligen Hakenbüchse, und die Angreifer müssen erste Verluste hinnehmen. Nach weiteren Verlusten ziehen sich die Angreifer zurück, um sich neu zu formieren. Nach zwei weiteren Angriffswellen wird der Spieß umgedreht, und die Burgverteidiger kommen aus der Burg, um die lästigen Angreifer endgültig eines Besseren zu belehren. Hier wurde schön sichtbar, wie sich die Bewaffnung und Ausrüstung vom 13. bis zum 14. Jahrhundert verbessert hatte.
Beim Kampf Mann gegen Mann auf der Wiese vor dem Turm, kam, was kommen musste: Die Wiese vor dem Turm war bald übersät von gefallenen Rittern, und die Angreifer mussten sich wohl oder übel ergeben. Die Verteidigung der Burg war einfach zu übermächtig. Hätten die Angreifer wie im 14. Jahrhundert der Buchauer Mob gehandelt, wäre das sicher anders ausgegangen. Die haben damals ganz einfach die Holzburg abgefackelt.
Einen schönen Gag hatten die Ritter am Schluss der Vorführung auf Lager, indem sie alle gleichzeitig mit Kampfgeschrei auf die Zuschauer am Rand des Schlachtfeldes zustürmten. Obwohl alle Teilnehmer nur Hobbyritter sind, die oftmals dafür ihren ganzen Urlaub opfern, leisten diese Living-History-Gruppen im Rahmen der experimentellen Archäologie einen wertvollen Beitrag bei der Wahrung des Wissens aus der damaligen Zeit. So wurde auch das Katapult nach historischen Zeichnungen nachgebaut, und auch die Zusammenarbeit mit Museen wird gepflegt und bringt für alle Vorteile.