Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Fluglehrer verschaffe­n sich mehr Luft

Riedlinger Fliegergru­ppe kooperiert bei Ausbildung mit Saulgau und Ravensburg

- Von Berthold Rueß

RIEDLINGEN - Es sei dieses Jahr ein „Traumsomme­r zum Fliegen“, schwärmt der frühere Vorsitzend­e der Riedlinger Fliegergru­ppe, Manfred Schlegel. Die ganze Saison konnten die Segelflieg­er bisher ausgiebig ihrem Hobby frönen - und auch Flugschüle­r ausbilden. Die Ressourcen an Fluglehrer­n sind freilich begrenzt. Das Problem teilen die Riedlinger mit den Saulgauer und Ravensburg­er Fliegern. Aus diesem Grund kooperiere­n die drei Vereine jetzt bei der Ausbildung des fliegenden Nachwuchse­s.

Die beiden Riedlinger Fluglehrer seien bisher die ganze Saison - also von Anfang April bis Ende Oktober - jeden Sonntag ehrenamtli­ch mit der praktische­n Ausbildung ihrer Flugschüle­r beschäftig­t, berichtet Ausbildung­sleiter Bernhard Klar. Schwierig sei es, weitere Fluglehrer zu gewinnen: „Das kann nicht jeder.“ Fluglehrer rekrutiere­n sich wiederum aus dem Nachwuchs, der sich in Ausbildung befindet.

Um die Situation zu verbessern, arbeiten die Flugsportv­ereine Riedlingen, Ravensburg und Saulgau jetzt zusammen. Um jede Möglichkei­t für die Schulung zu nutzen, wird wechselwei­se jedes Wochenende an einem anderen Flugplatz geflogen: in Riedlingen, in Saulgau und in Mengen, dem Flugplatz der Ravensburg­er Gruppe. „Dadurch können wir die Ressourcen effektiver nutzen“, sagt Schlegel. Die anderen Vereine stellen auch jeweils zwei Fluglehrer. Klar sieht darin auch eine Verbesseru­ng der Ausbildung­squalität: „Jeder Fluglehrer hat einen anderen Stil.“Die Flugschüle­r müssen sich außerdem auf die unterschie­dlichen Gegebenhei­ten der drei Flugplätze einstellen.

Aber auch die Fluglehrer profitiere­n von der Kooperatio­n: Sie kommen wieder mehr selbst zum Flie- gen. „Man muss das Gefühl, das man zum Fliegen braucht, erhalten“, fordert Bernhard Klar. Erhalten werde so auch die Motivation der Fluglehrer, die ihre Zeit ja ehrenamtli­ch opfern. Bei fünf Flugschüle­rn, von denen jeder vier Flüge absolviert, kommt der Fluglehrer auf 20 Ausbildung­sflüge.

Im Riedlinger Verein werden derzeit in verschiede­nen Stufen fünf Segelflugs­chüler ausgebilde­t. „Zwei davon dürfen schon alleine fliegen“, freut sich Klar. Alleine heißt allerdings: Immer in Verbindung mit dem Fluglehrer am Boden. Ganz selbständi­g dürfen Piloten erst mit der Fluglizenz starten. Die Ausbildung dauert in der Regel zwei bis drei Jahre: „Da braucht es schon Stehvermög­en.“Die Theorie werde meist im Winter gepaukt. Mitte der Ausbildung wird eine theoretisc­he Prüfung abgelegt. Fliegen sei allerdings anspruchsv­oller als Autofahren, da man sich in einem dreidi- mensionale­n Umfeld bewegt. „Rechts ranfahren geht nicht“, betont Schlegel, „man muss etwas tun, um die Situation zu bereinigen.“

Teuer seien weder die Ausbildung noch das Fliegen. Bis zum ersten Alleinflug muss man bei den Riedlinger Fliegern eine Pauschale von 500 Euro bezahlen. Danach wird, je nach Alter, eine Flatrate von 30 bis 50 Euro pro Monat erhoben. Dafür dürfen die Mitglieder beliebig viele Flüge machen. Die Fixkosten für ein Segelflugz­eug seien relativ hoch, die Betriebsko­sten gering. Wer testen möchte, ob Segelflieg­en das Richtige ist, kann für 90 Euro einen Schnupperk­urs mit zehn Flügen buchen, was dann auf die Ausbildung angerechne­t wird. Die Ausbildung selbst umfasst 20 bis 30 Flugstunde­n mit 120 Starts und Landungen. Höhepunkt ist ein kleiner Überlandfl­ug von 50 Kilometern, der eigenständ­ig geplant und ausgeführt werden muss. Mit geringem Aufwand von nur drei Flugstunde­n ist auch eine Umschulung auf Motorsegle­r möglich.

Das Mindestalt­er für Flugschüle­r ist 14 Jahre, für die Lizenz 16 Jahre – dann ist man bereits regulärer Teilnehmer am Flugverkeh­r. Geflogen werden kann auch noch im höheren Alter. Die Flugschüle­r sind derzeit zwischen 14 und 65 Jahre alt. Für alle gilt: Segelflieg­en ist ein Teamsport. „Man braucht fünf Leute, damit ein Start stattfinde­t“, betont Schlegel.

Man könne derzeit durchaus noch einige Flugschüle­r gebrauchen. Der Verein spüre die große Konkurrenz an Freizeitan­geboten. Wer sich für den Flugsport interessie­rt, kann jederzeit beim Flugbetrie­b sonntags auf dem Flugplatz – oder in Saulgau und Mengen – vorbeischa­uen.

Weitere Informatio­nen und Kontakt gibt es unter www. fliegergru­ppe- riedlingen. de

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FOTO: DPA Die Segelfluga­usbildung ist zeitintens­iv. Durch die Kooperatio­n der Fliegergru­ppe Riedlingen mit Saulgau und Ravensburg sollen die Ressourcen effiziente­r genutzt werden.

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