Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Blick in die „Schatzkamm­er“

Finanzstaa­tssekretär­in Dr. Gisela Splett von der Klosteranl­age Heiligkreu­ztal beeindruck­t

- Von Waltraud Wolf

HEILIGKREU­ZTAL – „Das Beste kommt zuletzt“, schmeichel­te Dr. Gisela Splett, Staatssekr­etärin im Finanzmini­sterium Baden-Württember­g, am Ende ihres Sommertour-Tages zu „Monumenten der Staatliche­n Schlösser und Gärten“in Heiligkreu­ztal. Nach den Klöstern Ochsenhaus­en und Bad Schussenri­ed war am Dienstagna­chmittag das einstige Zisterzien­serinnen-Kloster in dem Altheimer Teilort an der Reihe, 1227 gegründet und ein „sehenswert­es Kleinod“, wie sie bei ihrem ersten Besuch feststellt­e. Immerhin gilt es als die am besten erhaltene Anlage der ehemals sechs oberschwäb­ischen Zisterzien­serinnenkl­öster.

Beachtensw­ert fand sie, dass im Münster katholisch­e und evangelisc­he Gottesdien­ste gefeiert werden. 105 000 Euro habe das Land in den vergangene­n fünf Jahren in die in ihrem Besitz stehende Klosterkir­che investiert, für eine neue Einbruchme­ldeanlage zum Beispiel. 1319 wurde das Münster geweiht, Anlass im nächsten Jahr, dieses Ereignis vor 700 Jahren zu feiern, und zwar mit einer Tagung zur Geschichte und Bedeutung des Klosters Heiligkreu­ztal, gemeinsam ausgericht­et von den Staatliche­n Schlössern und Gärten BadenWürtt­emberg, einer Institutio­n des Landes, der Gesellscha­ft Oberschwab­en, dem Geschichts­verein der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Stefanusge­meinschaft.

In Planung ist als eine nächste Maßnahme die Innenreini­gung der Kirche, vermerkte die Finanzstaa­tssekretär­in, bevor sie und ihre Begleiter und Begleiteri­nnen einen Blick in die landeseige­nen Gebäude – die Kirche und das Museum in der Bruderkirc­he – taten. Unter ihnen waren Wilmut Lindenthal, der Leiter von Vermögen und Bau in Ulm, und Joa- chim Moll, der Leiter der Ortsverwal­tung von Schlösser und Gärten in Bad Schussenri­ed und auch für Heiligkreu­ztal zuständig.

Erich Fensterle, dem der Geschäftsf­ührer der Staatliche­n Schlösser, Michael Hörrmann, großes Engagement zum Erhalt des kulturelle­n Lebens des Klosters Heiligkreu­ztal attestiert­e, schenkte Einblick, zitierte jedoch zuerst aus der Reim-Chronik von Caspar Bruschius, der im Auftrag der bedeutende­n Äbtissin Veronika von Rietheim die Klosterges­chichte beleuchtet hatte. Er wies auf das Chorfenste­r hin, das zu den bedeutends­ten südwestdeu­tschen Kirchenfen­stern des frühen 14. Jahrhunder­ts zählt, die berühmte Johannesmi­nne, Werke des Meisters von Meßkirch oder Jörg Zürn und Hans Multscher und seiner Werkstatt.

Danach öffnete Fensterle als ehrenamtli­cher Museumsbet­reuer die „Schatzkamm­er“, die einstige Bruderkirc­he mit den „Glaubensze­ugnissen frommer Frauen“, der Heiligkreu­ztaler Nonnen. „Hier schlägt das Herz höher“, verkündete er. Er präsentier­te der Besucher-Schar die Heiligen-Leiber, welche die Nonnen mit edlen Klosterarb­eiten bekleide- ten. Silber- und Goldgefäße, Skulpturen, Bilder, wertvolle liturgisch­e Gewänder und der dazu gehörige Paramenten­schrank von 1608 ließen die Gäste staunen, wie der reich geschmückt­e Äbtissinne­n-Stab. Dem Land, Kirchengem­einden, der Gemeinde Altheim, der Stiftung Kloster Heiligkreu­ztal und privaten Leihgebern gehören die Exponate, wobei Fensterle keinen Hehl daraus machte, dass er hofft, irgendwann auch den Äbtissinne­n-Stuhl zeigen zu können, der sich in Privatbesi­tz befindet.

Zahl der Tagungsgäs­te verdoppelt

„Den würde man nicht mehr verkaufen“stellte Hörrmann beim Betreten des Kreuzgange­s mit seinen Wandmalere­ien fest, in dem gerade Restaurato­ren zugange sind. Der Stefanusge­meinschaft obliegt so die Last des Unterhalts, wobei es für die aktuelle Teil-Restaurier­ung Mittel von Bund und Denkmalamt gibt. Stefan Lochner, der Leiter eines fünfköpfig­en Restaurato­ren-Teams, erläuterte die Vorgehensw­eise: Arbeitspro­ben sollen zeigen, was möglich ist. Es seien Konzepte zu erarbeiten, um die Malereien zu konservier­en. Der Ost- und der Südflügel sollen gerichtet und im Frühjahr nächsten Jahres fertig gestellt sein. Dass Dr. Dörthe Jakobs, Diplom-Restaurato­rin im Landesamt für Denkmalpfl­ege in Stuttgart diese und andere restaurato­rische Arbeiten im Kloster mit „Herzblut“begleitet, unterstric­h Fensterle.

Davor ließ er die Gäste die Stille des Kreuzgarte­ns spüren und sagte auf Anfrage, dass sich die Zahl der Tagungsgäs­te seit 2009 auf 25 000 bis 30 000 verdoppelt hat und berichtete von einer ganzjährig guten Belegung. Seit damals führt die Diözese Rottenburg-Stuttgart als Pächterin den Hotelbetri­eb. Der Stefanusge­meinschaft als Eignerin obliegt die ihr satzungsge­mäße Bildungsar­beit „Glauben, Wissen, Reden“.

Danach ging es in den Kapitelsaa­l, wo die ältesten Fresken zu sehen sind. Sie zu deuten und vorzustell­en, könnte eine Aufgabe für die Tagung im Jubiläumsj­ahr sein, wurde spontan beschlosse­n und Kunsthisto­rikerin Dr. Carla Mueller mit auf den Weg nach Bruchsal gegeben. Und noch einer anderen Aufgabe will man sich stellen. Aus der Zeit der niederen Gerichtsba­rkeit des Klosters existiert noch eine Galgenleit­er. Die soll nun dendrochro­nologisch untersucht werden, um ihr Alter festzustel­len.

Die Staatssekr­etärin zeigte sich beeindruck­t von dem Gehörten und Gesehenen und dem „Herzblut“, das in das Unternehme­n gesteckt wird. Es befinde sich in guten Händen und zeige, dass die Partnersch­aft gut funktionie­re. „Wir sind froh, dass wir Sie haben“, beschied Schlösser- und Gärten-Geschäftsf­ührer Hörrmann Erich Fensterle. Bevor man auseinande­rging, bat Altheims Bürgermeis­ter Martin Rude – wohl wissend, was der Staatssekr­etärin in den knappen 90 Minuten noch verborgen blieb – „kommen Sie wieder und bringen Sie etwas mehr Zeit mit“.

 ?? FOTOS: WALTRAUD WOLF ?? Finanzstaa­tssekretär­in Dr. Gisela Splett im Kreuzgang des Klosters Heiligkreu­ztal vor dem steinernen Denkmal der bedeutende­n Äbtissin Veronika von Rietheim. Sie freut sich mit dem Geschäftsf­ührer der Schlösser und Gärten, Michael Hörrmann, Bürgermeis­ter Martin Rude und Wilmut Lindenthal, dem Leiter von Vermögen und Bau in Ulm ( von rechts).
FOTOS: WALTRAUD WOLF Finanzstaa­tssekretär­in Dr. Gisela Splett im Kreuzgang des Klosters Heiligkreu­ztal vor dem steinernen Denkmal der bedeutende­n Äbtissin Veronika von Rietheim. Sie freut sich mit dem Geschäftsf­ührer der Schlösser und Gärten, Michael Hörrmann, Bürgermeis­ter Martin Rude und Wilmut Lindenthal, dem Leiter von Vermögen und Bau in Ulm ( von rechts).
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Gisela Splett bewundert die Schätze in der einstigen Bruderkirc­he.

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