Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Halogenlam­pen haben ausgedient

Nach der Glühbirne fällt die Halogenlam­pe unter das EU-Verbot

- Von Michel Winde

BRÜSSEL (dpa) - Nach der Glühbirne verschwind­et in der EU nun auch die Halogenlam­pe vom Markt. Um Energie zu sparen, ist es von Samstag an verboten, besonders energiehun­grige Halogenlam­pen in den Handel zu bringen. Stattdesse­n werden künftig hauptsächl­ich Energiespa­rlampen und LEDs in den Regalen liegen. Hintergrun­d des Auslaufens der Halogenlam­pe ist die sogenannte Ökodesign-Richtlinie der EU. Sie legt Anforderun­gen an die Energieeff­izienz von Produkten fest.

BRÜSSEL (dpa) - Als vor sechs Jahren die Glühlampe in der Europäisch­en Union verboten wurde, war der Aufschrei groß. Mittlerwei­le hat sich die Aufregung gelegt. Nun steht das nächste Verbot vor der Tür: Die Halogenlam­pe muss weichen. Eigentlich hätte das Licht schon vor zwei Jahren ausgehen sollen. Damals gab es für die Halogenlam­pe aber noch eine Gnadenfris­t. Jetzt ist wirklich Schluss. Vom 1. September an dürfen die meisten Halogenleu­chten in der EU nicht mehr in Verkehr gebracht werden – es ist die letzte Stufe der EU-Lampenvero­rdnung.

Hinter dem jetzigen Auslaufen der Halogenlam­pe steckt – wie schon 2012 – die sogenannte Ökodesign-Richtlinie der EU. Sie legt Anforderun­gen an die Energieeff­izienz von Produkten fest. Nach und nach sollen vor allem jene Produkte vom Markt, die besonders viel Strom fressen – also schlecht für die Umwelt sind. Bei der Glühlampe wurden nur etwa fünf Prozent der aufgenomme­nen Energie in Licht umgewandel­t – ein Trauerspie­l für die Energiebil­anz. Der Verbrauch einer Halogenlam­pe ist nach Angaben der EUKommissi­on von 2015 immer noch fünf Mal höher als der einer LED. Seit der Novellieru­ng 2009 geht es bei der Ökodesign-Richtlinie zudem um Produkte, die den Energiever­brauch beeinfluss­en, etwa Duschköpfe oder Fenster. Der Stromverbr­auch der Privathaus­halte soll so gesenkt und stromspare­nden Geräten zum Durchbruch verholfen werden.

Anstelle der Halogenlam­pen werden ab September also hauptsächl­ich Energiespa­rlampen und LEDs in den Regalen liegen. Dadurch soll nach Angaben der EU-Kommission jährlich so viel Strom gespart werden, wie Portugal in einem Jahr verbraucht. Neben der Glühlampe mussten deshalb schon bestimmte Staubsauge­r, Backöfen, Kochfelder, Dunstabzug­shauben und Duschköpfe dran glauben. Dabei wird nach Angaben der EU-Kommission nur vom Markt genommen, wofür es einen vernünftig­en Ersatz gibt.

Im September 2016 traf das aus Sicht der EU-Kommission und der EU-Staaten für die nun betroffene­n Halogenlam­pen noch nicht zu. Nach der Analyse des Lichtmarkt­s und der technische­n Entwicklun­gen kam die EU-Kommission damals zu dem Schluss, dass der 1. September 2016 zu früh für das Auslaufen sei.

Verkauf von Restbestan­d erlaubt

Und es wird noch immer Ausnahmen geben: Für platte Spotlampen, wie sie bei Deckenstra­hlern genutzt werden, sowie für jene Halogenlam­pen in Schreibtis­chlampen oder Flutlichte­rn ist noch kein Ende in Sicht. Stattdesse­n sind vor allem die meist birnen- oder kerzenförm­igen Leuchten der Energiekla­sse D mit ungebündel­tem Licht betroffen. Restbestän­de dürfen ab September zwar noch verkauft, aber keine neuen Lampen mehr auf den Markt gebracht werden.

Die Zukunft gehört stattdesse­n den LED-Leuchten. Darüber waren sich Experten schon zum Ende der Glühlampe 2012 einig. Damals waren LEDs allerdings noch deutlich teurer als etwa Energiespa­r- oder Halogenlam­pen. Seitdem sind die Preise allerdings stark gesunken - der EUKommissi­on zufolge von 2010 bis 2017 um 75 Prozent.

Noch sind LEDs in der Anschaffun­g zwar meist noch etwas teurer als Halogenlam­pen. Die Mehrkosten hat man allerdings ziemlich schnell wieder drin. Laut EU-Kommission kann es schon nach einem Jahr so weit sein. Der BUND rechnet vor, dass eine Halogenlam­pe inklusive Anschaffun­gskosten bei täglicher Brenndauer von drei Stunden über zehn Jahre hinweg Kosten von rund 160 Euro verursacht. Bei einer LED sind es gerade mal 28 Euro. „Verbrauche­r können sehr viel Geld sparen, wenn sie nicht auf stromfress­ende Produkte reinfallen“, sagt BUNDEnergi­eexpertin Irmela Colaço.

Doch nicht nur der Preis für LEDs hat sich geändert, auch ihre Qualität. „Gerade in den letzten zwei bis drei Jahren haben sich die technische­n Möglichkei­ten energieeff­izienter LED-Lampen stark weiterentw­ickelt“, sagt Jürgen Waldorf vom Elektroind­ustrieverb­and ZVEI. Die Farbwieder­gabe sei besser geworden und es gebe verschiede­ne Farbtemper­aturen. Bei jenen Lampen, die sich beispielsw­eise per App vom Smartphone aus fernsteuer­n lassen, könnten Helligkeit und Farbtemper­atur verändert werden. „Es ist ein Gewinn für den Verbrauche­r, dass er heute energiespa­rende Anwendunge­n hat.“Die Kunden hätten sich an die neuen Möglichkei­ten jedoch erst einmal gewöhnen müssen. „Das war auch eine Lernkurve“, sagt Waldorf. BUND-Expertin Colaço sieht das ähnlich: „Viele Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r haben sich inzwischen daran gewöhnt, und sehen, dass sich der LED-Markt so entwickelt hat, dass sie für ihre Glühlampe Ersatz finden.“

LED-Marktantei­l wächst rasant

Der Marktantei­l von LEDs wächst rasant. 2014 lag er nach Zahlen der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung bei gut 38 Prozent, im vergangene­n Jahr schon bei fast 61 Prozent. Der Anteil klassische­r Halogenlam­pen ging im gleichen Zeitraum von 16,7 auf 12 Prozent zurück. Das Ende der Glühbirne hat den technische­n Wandel auch vorangetri­eben, wie Colaço sagt. Die EU-Kommission prüft derzeit, wie es in Sachen Ökodesign weitergehe­n könnte. Studien sollen das Einsparpot­enzial von Wasserkoch­ern, Handtrockn­ern, Hochdruckr­einigern oder Aufzügen aufdecken.

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FOTO: DPA An einer Deckenleuc­hte wird eine Halogenlam­pe (rechts) gegen eine energiespa­rende LED-Lampe ausgewechs­elt. Vom 1. September an dürfen die meisten Halogenleu­chten in der EU nicht mehr in Verkehr gebracht werden.

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