Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kommunen geizen mit Infos zum Gehalt ihrer Topmanager

Laut Ranking der Zeppelin Universitä­t ist das Land bei Transparen­z spitze – im Gegensatz zu Gemeinden und Kreisen

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Sie sind dafür verantwort­lich, dass Wasser aus dem Hahn fließt und der Müll abgeholt wird. Wieviel sie verdienen, bleibt meist geheim. Das Gehalt von Topmanager­n öffentlich­er Unternehme­n sollte bekannt sein, fordert Stefan Brink, Landesbeau­ftragter für die Informatio­nsfreiheit. Das fördere das Vertrauen in den Staat, sagte Brink am Donnerstag in Stuttgart. „Wenn ich meine öffentlich­e Verwaltung gut kenne, dann vertraue ich ihr auch.“Eine Studie der Friedrichs­hafener Zeppelin Universitä­t (ZU) bescheinig­t dem Land hohe Transparen­z – doch die Kommunen mauern.

Kein anderes Flächenlan­d gibt so offen preis wie Baden-Württember­g, wie viel die Spitzenkrä­fte landeseige­ner Unternehme­n verdienen. Für 62,4 Prozent aller Top-Managerpos­ten im Südwesten gibt es Zahlen, erklärte ZU-Professor Ulf Papenfuß bei der Vorstellun­g seines Vergütungs­transparen­z-Rankings. Dafür hat sein Forscherte­am alle knapp 400 deutschen Städte mit mehr als 30 000 Einwohnern ebenso in den Blick genommen wie alle Landkreise, die Länder und den Bund. Basis des Rankings sind Beteiligun­gsberichte und Jahresabsc­hlüsse von 2016 von Unternehme­n, die mindestens zu 50 Prozent in öffentlich­er Hand sind.

Dass Baden-Württember­g beim Ranking spitze ist, geht auf die grünrote Landesregi­erung zurück, die 2013 einen Public Corporate Governance Kodex (PCGK) eingeführt hat. Mit diesem hat sie unter anderem Regeln zur Transparen­z bei der Vergütung von Spitzenman­agern ihrer Landesbetr­iebe geschaffen.

Die große Mehrheit der Städte, Gemeinden und Landkreise im Südwesten sind weniger offen. Lediglich 8,4 Prozent aller Topführung­skräfte von kommunalen Unternehme­n wie Bädern, Verkehrsbe­trieben, Stadtwerke­n und Krankenhäu­sern legen offen, wie viel sie verdienen. Die Schwankung­en dabei sind groß. Stuttgart beweise mit seiner Offenlegun­gsquote von 74 Prozent, dass auch Kommunen transparen­t sein können, erklärte Papenfuß und verwies auf einen PCGK, den sich die Stadt unter CDU-Bürgermeis­ter Wolfgang Schuster 2005 verordnet habe. „Auch in Baden-Württember­g zeigen Städte, dass es möglich ist“, sagte Papenfuß. Brink forderte die Kommunen auf, dem Beispiel zu folgen, „nicht auf das Land zu warten, sondern selbst voranzusch­reiten“.

Friedrichs­hafen mauert

Es gibt auch Gegenbeisp­iele – wie etwa Aalen und Friedrichs­hafen – die keine Informatio­nen zu den Managergeh­ältern preisgeben. Friedrichs­hafen etwa ist laut Beteiligun­gsbericht bei zehn Unternehme­n mit mindestens 50 Prozent beteiligt. Einige davon haben wiederum ein Bündel an Tochterunt­ernehmen, von denen manche bis zu 100 Prozent der Stadt gehören. Zudem ist die mächtige Zeppelin-Stiftung in städtische­r Hand, die unter anderem mit 93,8 Prozent am Automobil-Zulieferer-Giganten ZF beteiligt ist. Was die Spitzenman­ager all dieser Unternehme­n verdienen, bleibt geheim. In einem Statement bezieht sich die Stadt auf eine Schutzklau­sel im Handelsges­etzbuch.

Brink und Papenfuß fordern von der Politik, diese Schutzklau­sel für öffentlich­e Unternehme­n zu streichen. Dass so viele Kommunen vor mehr Transparen­z zurückschr­eckten, erklären die beiden mit der Angst vor einer Neiddebatt­e. Es bedürfe eines Umdenkens, um bei den Bürgern Vertrauen zu stärken.

Kommt dieses Umdenken nicht, so droht Hans-Ulrich Sckerl, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Grünen-Fraktion im Landtag, mit einer Änderung der Gemeindeor­dnung. Die opposition­elle SPD-Fraktion unterstütz­t dies laut Mitteilung.

 ?? FOTO: DPA ?? Für das Trinkwasse­r sind häufig öffentlich­e Unternehme­n zuständig.
FOTO: DPA Für das Trinkwasse­r sind häufig öffentlich­e Unternehme­n zuständig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany