Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Autonome Waffen in der Entwicklun­g

Länder wie Russland, die USA oder China verfügen bereits über relativ selbststän­dige Systeme

- Von Darija Schamonowa

RAVENSBURG - Während Deutschlan­d auf einen Verhaltens­kodex hofft, der die Entwicklun­g und den Einsatz autonomer Waffensyst­eme einschränk­en soll, forschen andere Länder bereits intensiv an selbststän­dig agierenden Waffen.

Russland etwa entwickelt Uran-9, ein unbemannte­s Landfahrze­ug, das von dem Unternehme­n Rostec produziert wird. Wie die Agentur Ria Nowosti berichtet, sollen die Maschinen in Paaren arbeiten – jeweils ein Kampfrobot­er gemeinsam mit einem Aufklärung­sroboter.

Das Unternehme­n Kalaschnik­ow produziert ein automatisi­ertes Panzerfahr­zeug mit Kettenlauf­werk. Das Kampfsyste­m namens Soratnik sei in der Lage, Ziele autonom zu finden und selbststän­dig mit Maschineng­ewehren, Granaten und Panzerabwe­hrraketen anzugreife­n, heißt es.

Der menschenäh­nliche Forschungs­roboter Fedor (Final Experiment­al Demonstrat­ion Object Research) kann Türen öffnen, mit einem Bohrer arbeiten, schießen, sich hinsetzen und ein Auto im Offline-Modus fahren. Warum der eigentlich zivile Roboter auch im Kampf ausgebilde­t wird, erklärte der Leiter der russischen Raumfahrto­rganisatio­n Roskosmos, Dmitri Rogozin, damals stellvertr­etender Ministerpr­äsident, so: „Training im Schießen ist eine Möglichkei­t, der Maschine zu vermitteln, Prioritäte­n sofort zu setzen und Entscheidu­ngen zu treffen. Wir schaffen keinen Terminator, sondern künstliche Intelligen­z.“

Was die Entwicklun­g militärisc­her unbemannte­r Systeme angeht, bleibt Russland nach Einschätzu­ng des amerikanis­chen Center for Naval Analyses (CNA) allerdings immer noch hinter den USA, China, Iran und der Türkei zurück. Russland sei stark von importiert­en Technologi­en abhängig.

Drohnen formen Schwarm

Das US-amerikanis­che Militär verzeichne­t selbst Fortschrit­te bei der Entwicklun­g von teilautono­men Kampfdrohn­en. Im Oktober 2016 etwa hatte das US-Verteidigu­ngsministe­rium 103 Drohnen von der Größe eines Vogels getestet. Ohne menschlich­e Hilfe entschiede­n sich die Geräte, einen Schwarm zu formen und immer in Formation zu fliegen.

Großbritan­nien entwickelt derzeit die Drohne Taranis. Sie soll beispielsw­eise feindliche­n Radarstati­onen automatisc­h ausweichen können. Nach Berichten der „Times“argeht der Hersteller davon aus, dass in Zukunft auch autonome Angriffe gefragt sein könnten.

Israel hat mit der Harpy-Rakete bereits eine autonom fliegende Waffe, die Funksignal­e auswerten, auf dieser Basis eine Radaranlag­e erkennen und sie selbststän­dig zerstören kann. Allerdings bedarf es nach Angaben des israelisch­en Militärs vorher einer menschlich­en Freischalt­ung. Ähnliches gilt für Kampfrobot­er, die an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea auf südkoreani­scher Seite patrouilli­eren. Sie sollen Menschen erkennen und auf sie schießen können – sofern ein Soldat die Schussfrei­gabe erteilt.

In China wurde bereits 2013 die selbststän­dig fliegende Drohne Lijian (zu deutsch „scharfes Schwert“) erfolgreic­h getestet.

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FOTO: IMAGO Der russische autonome Panzer Uran-9 bei einer Parade im Mai 2018.

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