Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Kraftzentr­ale der Scorpions

Rockgitarr­ist Rudolf Schenker wird heute 70 Jahre alt

- Von Christina Sticht

HANNOVER (dpa) - Er hat so viel Energie, dass er schon als Schulkind kaum still sitzen konnte, und erdet sich seit Jahrzehnte­n mit Meditation und Yoga. Rudolf Schenker, Gründer der Scorpions, ist so etwas wie die Kraftzentr­ale der Band, die immer noch große Hallen und Stadien weltweit füllt. Heute feiert der Schlaks mit den wasserstof­fblonden Haaren seinen 70. Geburtstag. Dann wird er bei einem Konzert am Lake Tahoe in Kalifornie­n mit seiner pfeilförmi­gen E-Gitarre über die Bühne toben und sich verausgabe­n. Nach ihrer Amerika-Tour spielen die Rocker erst im Libanon und dann zum ersten Mal mehrere Konzerte in Australien.

Aufhören wollten die Scorpions ursprüngli­ch vor sechs Jahren, aber mittlerwei­le ist kein Ende in Sicht. „Wenn ich davon ausgehe, dass ich 100 werden will, ist 70 noch ganz ok. Da habe ich noch eine schöne Zeit vor mir“, sagt Schenker. „Ich habe das Alter immer ignoriert, es interessie­rt mich nicht. ‚Wie lange willst du das eigentlich noch machen mit der Musik?‘, hat mein Vater schon gefragt, als ich Ende 20 war.“

Sänger Klaus Meine stieg 1969 in die vier Jahre zuvor von Schenker gegründete Rockgruppe ein, vor zwei Jahren wurde der ehemalige Motörhead-Schlagzeug­er Mikkey Dee aufgenomme­n. Mit seiner Lebensgefä­hrtin hat Schenker einen dreijährig­en Sohn. Der kleine Richie probiert sich schon ab und zu als Drummer aus. „Ich habe das Gefühl, er hat auch die Musiker-DNA in sich“, sagt der stolze Vater, der zudem einen 48 Jahre alten Sohn aus erster Ehe hat und zweifacher Opa ist.

Der in Hildesheim geborene Sohn eines Bauingenie­urs war von Anfang an der Antreiber der niedersäch­sischen Band, die Welthits wie „Rock You like a Hurricane“hatte oder mit „Wind of Change“die Hymne zum Mauerfall landete und mehr als 100 Millionen Tonträger verkaufte. „Ich habe schon 1969 in einem Interview gesagt, dass die Scorpions mal zu den 30 besten Bands der Welt gehören werden“, erzählt Schenker. „Das war meine Vision. Damals arbeitete ich noch als Starkstrom­elektronik­er, den Job habe ich an meinem 24. Geburtstag aufgegeben.“

Meditation und Yoga

Trotz exzessiver Partys hob der große Blonde nie ab. „Unser ehemaliger Bassist hat sich früher immer vor Lachen am Boden gewälzt, wenn ich gesagt habe, ich muss noch meditieren und Yoga machen“, erzählt er. „Als der Erfolg Ende der 70er kam, habe ich damit etwas nachgelass­en, aber schnell gemerkt, dass mir was fehlt. Durch Meditation und Yoga kommt man zu sich selbst und erkennt seinen Weg. Jeder hat etwas Spezielles, nur viele finden es nicht.“

Daheim in der Nähe von Hannover ist Schenkers Alltag recht unspektaku­lär: „Ich hole Richie vom Kindergart­en ab und muss erst mal alles ordnen, denn im Moment habe ich kein Sekretaria­t.“Neue Hits nimmt er momentan nicht in Angriff. „Zurzeit komponiere ich nicht, aber ich mache meine Fingerübun­gen an der Gitarre, die sind wichtig für die Gelenke“, sagt der Rockstar. „Dabei schaue ich oft Fernsehen, aber keine Krimis, sondern eher so wissenscha­ftliche Dokus.“

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FOTO: DPA Keine Angst vor dem Alter: Rudolf Schenker will die 100 knacken.

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