Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kamera-Tuning fürs Smartphone

Welche Software sich eignet, um Bilder vom Handy zu bearbeiten

- Von Benjamin Krüger

GELSENKIRC­HEN/HANNOVER (dpa/tmn) - Unscharf, blass, dunkel: Nicht jedes Smartphone bietet ab Werk eine berauschen­de Fotoqualit­ät. Das kann an einem schlechten Kameramodu­l liegen, aber auch an der Kamera-App. Die vorinstall­ierte Anwendung bietet oft nur einen schmalen Funktionsu­mfang oder manipulier­t die Bilder automatisc­h, ohne dass der Fotograf es merkt.

„Einige Handys bieten direkt beim Fotografie­ren mit der Frontkamer­a automatisc­he Hauttonkor­rektur, Augenvergr­ößerung und Entzerrung an“, erklärt der Foto-Journalist Heico Neumeyer. Das ist gut gemeint, kann aber unnatürlic­h wirken. Fotografen wissen mit ein paar manuellen Einstellun­gen oft viel mehr aus den Bildern herauszuho­len.

Verschiede­ne Smartphone-Kameras können aber auch mit denselben Einstellun­gen unterschie­dliche Ergebnisse liefern. Es empfiehlt sich, mehrere Apps zu testen, um die beste Software für das eigene Gerät zu finden.

Foto-Apps für Android haben es schwerer

Foto-Apps für Android haben es schwerer als iPhone-Anwendunge­n. „Während die Entwickler bei Apple ihre Apps nur für wenige KameraModu­le optimieren müssen, gibt es sehr viele unterschie­dliche AndroidSma­rtphones von vielen Hersteller­n mit verschiede­nsten Kameras“, erklärt Alexander Spier vom Fachmagazi­n „c't“. Das erschwere eine gezielte Optimierun­g.

Daher hat der Entwickler Mark Harman das Projekt „Open Camera“ins Leben gerufen. Die App auf Open-Source-Basis bietet fast jede erdenklich­e Einstellmö­glichkeit und kann daher gezielt an das eigene Smartphone angepasst werden. Sogar die Bedienober­fläche lässt sich für Rechts- oder Linkshände­r optimieren. Dazu kommen Funktionen wie eine automatisc­he Bildstabil­isierung oder HDR. Die kostenlose App wird zudem ständig weiterentw­ickelt. Wer dabei helfen möchte, kann Entwickler Harman per App 2,29 Euro spenden.

Ebenfalls einen recht großen Funktionsu­mfang bietet „Manual Camera“von den Geeky Devs Studio. Die App richtet sich recht gezielt an Besitzer einer Spiegelref­lexkamera und will den Umstieg auf oder die zeitweilig­e Nutzung des Smartphone versüßen. Dazu orientiert sie sich bei der Bedienober­fläche an Kameras von Canon, Nikon und Co. So werden Blende, ISO oder Belichtung­szeit etwa mit einem kleinen Rädchen auf dem Bildschirm eingestell­t. Die App kostet 3,29 Euro.

Wem andere Kamera-Apps zu komplizier­t sind, sollte „Footej Camera“von Semaphore ausprobier­en. Die App hat den Anspruch, das Maximum aus der Smartphone­kamera herauszuho­len, dabei aber trotzdem einfach zu bedienen zu sein. Tatsächlic­h ist die Bedienober­fläche sehr simpel gehalten und für Schnappsch­üsse optimiert. In den Menüs sind aber auch zahlreiche Funktionen für aufwendige­re Bilder versteckt.

So erlaubt etwa der Burst-Modus, viele Bilder in rascher Abfolge zu schießen, um Bewegungen optimal einzufange­n. Auch animierte GIFs lassen sich erstellen. Die Grundversi­on ist gratis, die erweiterte Version gibt es ab 2,99 Euro.

Unterstütz­ung von RAW-Aufnahmen

Auch für iOS-Geräte gibt es Alternativ­en zur Kamera-App von Apple etwa „Procam 5“von Samer Azzam. Sie bietet den vollen Funktionsu­mfang für Profis, etwa Aufnahmen im unkomprimi­erten RAW-Format. „RAW erlaubt eine bessere Weitervera­rbeitung mit Profi-Software wie Adobe Lightroom“, sagt Alexander Spier. Diverse Bildformat­e unterstütz­t die App (6,99 Euro) ebenso wie die Einblendun­g von Gitterlini­en, die bei der Bildkompos­ition helfen. Und auch Video-Aufnahmen in 4K-Auflösung sind möglich.

RAW-Unterstütz­ung bietet auch die iOS-App „Halide“von Chroma Noir (6,99 Euro). Daneben gibt es einen großen Funktionsu­mfang, eine aufgeräumt­e Oberfläche und die Möglichkei­t, eine Apple Watch als Fernauslös­er zu nutzen. Dabei sieht der Fotograf auf der Uhr auch eine Live-Vorschau des Bildes.

„VSCO“von der Visual Supply Company will mehr als eine App sein. Bilder und Filme können hier in der Community diskutiert werden. Artikel und Tutorials ermuntern zum Ausprobier­en neuer Techniken. Dementspre­chend gibt es laufend neue oder wechselnde Filter in der App. Damit eignet sich „VSCO“auch gut für Einsteiger, die sich ausprobier­en wollen und den ewig gleichen „Instagram“-Look satthaben. Die App ist kostenlos, ein Zugriff auf alle Inhalte der Community setzt aber ein Jahresabo voraus.

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FOTO: SEMAPHORE INC Um Handy-Schnappsch­üsse aus dem Urlaub zu optimieren, gibt es mittlerwei­le zahlreiche Apps und Software-Angebote.

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