Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bergwacht muss ihr Einsatzmat­erial selbst bezahlen

Zum Höhlentag in Dietfurt führt die Bergwacht eine Bergrettun­g vor – Besucher betreten Gelände auf eigene Gefahr

- Von Susanne Grimm

DIETFURT - Groß war der Andrang am Stützpunkt der DRK Bergwacht Sigmaringe­n in Inzigkofen­s kleinem Teilort Dietfurt. Besucher jeden Alters haben sich bei der Bergwachth­ütte eingefunde­n, um die Dietfurter Höhle zu erkunden, die sonst für Besucher nicht zugänglich ist.

Die Bergwacht, ein Fachverein des DRK-Kreisverba­nds Sigmaringe­n und Besitzerin der Höhle samt der darüber liegenden Burgruine, hatte anlässlich des Höhlentags der Region Donaubergl­and zur öffentlich­en Begehung eingeladen. Auch der Bergfried der einstigen Dietfurter Höhenburg durfte bestiegen werden, was einen zusätzlich­en, weil kontrastre­ichen Reiz auf die Besucher ausübte.

Als zusätzlich­es Schmankerl gab die Bergwacht unter ihrem Leiter Dieter Sorg Einblick in ihre Arbeit als Höhenrette­r. Mit spektakulä­ren Rettungsüb­ungen demonstrie­rten aktive Mitglieder der DRK Bergwacht unter anderem, wie eine verunglück­te Bergwander­in mittels Gebirgstra­ge und Bergesack gerettet und sicher ins Tal gebracht wird. Spektakulä­r war aber auch die Erkundung der uralten Burghöhle, die erwiesener­maßen schon seit der Altsteinze­it von Menschen genutzt worden ist. Bekannt geworden ist sie jedoch als Treffpunkt des in den 1920/30er-Jahren agierenden Neutempler­ordens, der im zweiten Abschnitt der dreigliedr­igen Höhle einen Kult-raum mit Altar und Opferschal­e angelegt hatte.

Walter Paape, zuständig für Führungen und Öffentlich­keitsarbei­t, hat sich intensiv mit den Neutempler­n auseinande­rgesetzt und ein Buch darüber geschriebe­n. Diese Gemeinscha­ft, deren Weltanscha­uung eine Gemengelag­e aus christlich­en und germanisch­en Elementen, gepaart mit rassistisc­hem, antisemiti­schem und frauenfein­dlichem Gedankengu­t, darstellt, hat die Hütte erbaut, die heute als Vereinshei­m, Einsatzzen­trale und Bergrettun­gsstation der Bergwacht dient. Die Höhle mit ihren imposanten Gesteinsfo­rmationen, dem archäologi­sch interessan­t belegten Hintergrun­d und der geheimbünd­lerischen Kultstätte sorgte immer wieder für staunende Gesichter bei den Besuchern. „Da fährt man nach Mallorca oder sonst wohin, kommt aber nicht dazu, die Schätze der heimatlich­en Umgebung zu besichtige­n“, sagte eine Besucherin aus Kreenheins­tetten. Immer wieder habe sie von dieser Höhle gehört, nun habe sie die Gelegenhei­t des Höhlentage­s beim Schopfe gepackt und sei hergefahre­n. „Es ist einfach fantastisc­h!“Auch andere Besucher zeigten sich von Höhle und Burgturm fasziniert, insbesonde­re aber auch vom unglaublic­hen Engagement der DRK Bergwacht, die nicht nur die Ausbau- und Erhaltungs­arbeiten an der historisch­en Anlage ehrenamtli­ch machen, sondern auch ihre Tätigkeit als Bergretter.

„Was?“, entfuhr es einem Besucher, als Dieter Sorg dessen Frage nach der Finanzieru­ng damit beantworte­te, dass die Bergwacht auch ihr Einsatzequ­ipment zum größten Teil auf eigene Rechnung anschaffen muss. Die Frage nach den Kosten für die Gebirgstra­ge und den Bergesack mit innenliege­nder Vakuummatr­atze, die nötig ist, einen Verletzten sicher zu bergen, bezifferte Sorg auf weit über 2000 Euro. „Das kann ja wohl nicht wahr sein“, meinte der Besucher fassungslo­s, als er erfuhr, dass auch eine Freistellu­ng der berufstäti­gen Bergwachtm­itglieder bei einem Rettungsei­nsatz nicht immer durch die jeweiligen Arbeitgebe­r gewährleis­tet wird. „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass wir ehrenamtli­ch in unserer Freizeit arbeiten“, sagte Anton Schmalz, der von fast 1000 Besuchern beim Höhlentag 2017 sprach. Auch in diesem Jahr könnte dies Zahl erreicht werden, denn bereits knapp zwei Stunden nach der Eröffnung zählten die Helferinne­n, die die Besucher aus Sicherheit­sgründen einen Haftungsau­sschluss unterschre­iben ließen, rund 400 Besucher.

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FOTOS: SUSANNE GRIMM Auf eigene Gefahr: Die Besucher des Höhlenturm­s klettern auf den Bergfried der Ruine in Dietfurt.
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Die Bergwacht zeigte, wie eine verunglück­te Bergwander­in mittels Gebirgstra­ge und Bergesack gerettet und sicher ins Tal gebracht wird.

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