Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Bergwacht muss ihr Einsatzmaterial selbst bezahlen
Zum Höhlentag in Dietfurt führt die Bergwacht eine Bergrettung vor – Besucher betreten Gelände auf eigene Gefahr
DIETFURT - Groß war der Andrang am Stützpunkt der DRK Bergwacht Sigmaringen in Inzigkofens kleinem Teilort Dietfurt. Besucher jeden Alters haben sich bei der Bergwachthütte eingefunden, um die Dietfurter Höhle zu erkunden, die sonst für Besucher nicht zugänglich ist.
Die Bergwacht, ein Fachverein des DRK-Kreisverbands Sigmaringen und Besitzerin der Höhle samt der darüber liegenden Burgruine, hatte anlässlich des Höhlentags der Region Donaubergland zur öffentlichen Begehung eingeladen. Auch der Bergfried der einstigen Dietfurter Höhenburg durfte bestiegen werden, was einen zusätzlichen, weil kontrastreichen Reiz auf die Besucher ausübte.
Als zusätzliches Schmankerl gab die Bergwacht unter ihrem Leiter Dieter Sorg Einblick in ihre Arbeit als Höhenretter. Mit spektakulären Rettungsübungen demonstrierten aktive Mitglieder der DRK Bergwacht unter anderem, wie eine verunglückte Bergwanderin mittels Gebirgstrage und Bergesack gerettet und sicher ins Tal gebracht wird. Spektakulär war aber auch die Erkundung der uralten Burghöhle, die erwiesenermaßen schon seit der Altsteinzeit von Menschen genutzt worden ist. Bekannt geworden ist sie jedoch als Treffpunkt des in den 1920/30er-Jahren agierenden Neutemplerordens, der im zweiten Abschnitt der dreigliedrigen Höhle einen Kult-raum mit Altar und Opferschale angelegt hatte.
Walter Paape, zuständig für Führungen und Öffentlichkeitsarbeit, hat sich intensiv mit den Neutemplern auseinandergesetzt und ein Buch darüber geschrieben. Diese Gemeinschaft, deren Weltanschauung eine Gemengelage aus christlichen und germanischen Elementen, gepaart mit rassistischem, antisemitischem und frauenfeindlichem Gedankengut, darstellt, hat die Hütte erbaut, die heute als Vereinsheim, Einsatzzentrale und Bergrettungsstation der Bergwacht dient. Die Höhle mit ihren imposanten Gesteinsformationen, dem archäologisch interessant belegten Hintergrund und der geheimbündlerischen Kultstätte sorgte immer wieder für staunende Gesichter bei den Besuchern. „Da fährt man nach Mallorca oder sonst wohin, kommt aber nicht dazu, die Schätze der heimatlichen Umgebung zu besichtigen“, sagte eine Besucherin aus Kreenheinstetten. Immer wieder habe sie von dieser Höhle gehört, nun habe sie die Gelegenheit des Höhlentages beim Schopfe gepackt und sei hergefahren. „Es ist einfach fantastisch!“Auch andere Besucher zeigten sich von Höhle und Burgturm fasziniert, insbesondere aber auch vom unglaublichen Engagement der DRK Bergwacht, die nicht nur die Ausbau- und Erhaltungsarbeiten an der historischen Anlage ehrenamtlich machen, sondern auch ihre Tätigkeit als Bergretter.
„Was?“, entfuhr es einem Besucher, als Dieter Sorg dessen Frage nach der Finanzierung damit beantwortete, dass die Bergwacht auch ihr Einsatzequipment zum größten Teil auf eigene Rechnung anschaffen muss. Die Frage nach den Kosten für die Gebirgstrage und den Bergesack mit innenliegender Vakuummatratze, die nötig ist, einen Verletzten sicher zu bergen, bezifferte Sorg auf weit über 2000 Euro. „Das kann ja wohl nicht wahr sein“, meinte der Besucher fassungslos, als er erfuhr, dass auch eine Freistellung der berufstätigen Bergwachtmitglieder bei einem Rettungseinsatz nicht immer durch die jeweiligen Arbeitgeber gewährleistet wird. „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass wir ehrenamtlich in unserer Freizeit arbeiten“, sagte Anton Schmalz, der von fast 1000 Besuchern beim Höhlentag 2017 sprach. Auch in diesem Jahr könnte dies Zahl erreicht werden, denn bereits knapp zwei Stunden nach der Eröffnung zählten die Helferinnen, die die Besucher aus Sicherheitsgründen einen Haftungsausschluss unterschreiben ließen, rund 400 Besucher.