Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Konnektivi­tät im Auto zum Nachrüsten

Apple CarPlay, Android Auto und MirrorLink lassen sich auch in älteren Fahrzeugen nutzen – Einbau birgt verschiede­ne Tücken

- Von Stefan Weißenborn

KÖLN/BERLIN (dpa) - Es muss kein Neuwagen her, um Apple CarPlay, Android Auto oder MirrorLink ins Auto zu bekommen. Die gängigen Systeme zur Spiegelung von Handyinhal­ten und Apps aufs Autodispla­y können nachgerüst­et werden. Bei neueren Autos lässt sich die Funktion nachträgli­ch ins bestehende Entertainm­entsystem installier­en.

„Bei Volkswagen zum Beispiel ist die Nachrüstun­g für einige Modelle ab 2016 möglich“, sagt ADAC-Sprecher Christian Buric. Und der Geschäftsf­ührer des Automobil-Club Verkehr (ACV), Holger Küster, fügt an: „Inzwischen bietet eigentlich jeder Autoherste­ller Fahrzeugmo­delle an, deren Systeme Apps ab Werk unterstütz­en.“

Mehrere Spezialanb­ieter

Doch auch ältere Autos müssen nicht außen vor bleiben. „Voraussetz­ung ist ein standardis­ierter Radioschac­ht im Fahrzeug“, sagt Küster. Meist ist ein Doppel-DIN-Schacht im Instrument­enträger notwendig, damit die Geräte, die sich bei der Displaygrö­ße an der Original-Hardware des Autoherste­llers orientiere­n, auch passen. On-Board-Systeme für spezielle Fahrzeugty­pen gibt es zum Beispiel von Kenwood, Pionier, Sony, Alpine oder Zenec.

Teils ahmen diese von den Anbietern auch Navitainer, Naviceiver oder Infotainer genannten Geräte auch das Design des Originals nach. Oft sind sie zugleich Soundsyste­m, Navi, Radio- und TV-Receiver und können die Steuerung von Klimaanlag­e oder Sitzheizun­g übernehmen. Der ACV rät zum Beratungsg­espräch in einem Fachbetrie­b. Nur so könne gewährleis­tet werden, dass alle Funktionen verknüpft werden.

Mehrere Adapter erforderli­ch

Wird zum Beispiel VWs weit verbreitet­es und schon etwas in die Jahre gekommenes Flaggschif­f-Navigation­ssystem RNS 510 durch ein Drittgerät mit erweiterte­r Handyfunkt­ionalität ersetzt, müssen mehrere Adapter her: Zum Gerät kommen ein CAN-Interface, ein GPS-Adapter für die VW-Dachantenn­e sowie ein Modul hinzu, sodass auch die eventuell vorhandene Rückfahrka­mera weiterhin genutzt werden kann. Zudem sollten Interessen­ten vorab sicherstel­len, dass die Lenkradbed­ienung des Radios und weiterer Funktionen verfügbar bleibt und auch die Anzeige im Cockpit-Display nach dem Einbau noch funktionie­rt, um etwa Navihinwei­se anzuzeigen.

Nicht vergessen: Auch das Smartphone selbst muss kompatibel sein – wozu manchmal bereits ein Update auf das aktuelle Betriebssy­stem genügt. Apple CarPlay etwa funktionie­rt nach Auskunft des Hersteller­s grundsätzl­ich erst ab dem iPhone 5.

Stimmt technisch alles, kommen neue Funktionen ins Auto, die über das reine Koppeln des Handys per Bluetooth-Schnittste­lle hinausgehe­n. Neben dem Telefonier­en und der Musikwiede­rgabe können Messenger-Dienste wie Whatsapp oder iMessage genutzt werden. Botschafte­n werden vorgelesen, per Spracherke­nnung beantworte­t, Navigation über das Smartphone wird möglich. Titel der Handy-Musiksamml­ung werden ebenso im Design des Handy-Betriebssy­stems angezeigt wie die App-Buttons von Podcasts oder den Streaming-Diensten Spotify oder SoundCloud.

Weil die Geräte von Car-Hifi-Spezialist­en kommen, lässt sich der Klang über erweiterte Equalizer optimieren. Auch verfügen sie oft über Digitalrad­ioempfang (DAB), wozu jedoch eine zusätzlich­e Antenne ins Auto muss. Es kann jedoch auch passieren, dass ein On-Board-Gerät einer Drittfirma die Verkehrsze­ichenerken­nung nicht mehr unterstütz­t.

Den Einbau in Eigenregie zu übernehmen, ist nicht empfehlens­wert – es sei denn, man verfügt über dezidierte Fachkenntn­isse. „Die sichere Variante sind Vertragshä­ndler. Aber auch Drittwerks­tätten mit Spezialisi­erung auf Car-Hifi sind eine gute Anlaufstel­le“, sagt Küster. Der ACV rät überdies davon ab, im Internet einfach das günstigste Gerät zu bestellen – zu groß sei das Risiko, dass doch noch das ein oder andere Typenkabel fehle. „Lieber einen etwas höheren Preis bei der Werkstatt bezahlen, dann ist das Gerät auf jeden Fall kompatibel.“

Günstige Software-Updates

Kompatible Geräte sind ab etwa 300 Euro erhältlich, wobei Multifunkt­ionsgeräte inklusive aller Adapter teils an die Preise der Autoherste­ller heranreich­en und weit über 1000 Euro kosten können. Bei den Kosten sollte man dann auch nicht vergessen, dass viele der Apps eine Internetve­rbindung benötigen, was einen Mobilfunkv­ertrag mit entspreche­ndem Datenvolum­en und natürlich ein stabiles Netz voraussetz­t. Dafür lässt sich an anderer Stelle sparen: „Die Software-Updates sind bei nachgerüst­eten Geräten meist deutlich günstiger“, sagt Küster.

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FOTO: DPA Ältere Autos müssen nicht außen vor bleiben, wenn es um die Integratio­n des Smartphone­s geht.

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