Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Mord vor 200 Jahren
Der fast zwölfjährige Josef Wiker wurde im Wald bei Baach ermordet
BAACH - Wer einen Waldspaziergang oberhalb von Zwiefaltens Teilort Baach macht, kann auf einen ganz besonderen Stein-Bildstock treffen: An dieser Stelle wurde vor 200 Jahren, am 6. September 1818, der fast zwölfjährige Josef Wiker ermordet. Er war damals auf dem Heimweg von der Lateinschule in Zwiefalten nach Emeringen. Der Bildstock wurde in den 50erJahren zum Gedenken an den Jungen von seinen Nachfahren errichtet.
Rund um Zwiefalten, Baach und Emeringen kennt die Geschichte wohl jedes Kind und der Gedenkstein im Wald bei Baach erinnert mit seiner Inschrift an die grausame Tat: „Am 6. September 1818 wurde hier ein elfeinhalb Jahre alter Knabe namens Josef Wiker, welcher von der Lateinschule Zwiefalten nach Hause ging, von einem Mörder überfallen, erstochen und beraubt“, so lautet die Inschrift des Gedenksteines. Der Täter war der Knecht Michael Starkmann, der sich als Tagelöhner auf dem väterlichen Bauernhof verdingte und den Jungen wegen einer silbernen Uhr, die er zur Kommunion geschenkt bekommen hatte, umbrachte.
Dafür wurde der Mörder am 5. Juni 1820 in Münsingen hingerichtet, nachzulesen in Winfried Aßfalgs Buch „Strafen und Heilen“. Laut Aßfalgs Aufzeichnungen war Starkmann ein ehemaliger Soldat aus Österreich-Ungarn, der nach seiner Entlassung aus der Armee in seinem Beruf als Zimmermann und Fuhrknecht unter anderem im Heiligkreuztaler Kloster, in Altheim beim Adlerwirt Gruber und beim Zwiefalter Hof gearbeitet hatte. Das Urteil lautete auf Tod durch Rädern, wurde allerdings von König Wilhelm I. auf Tod durch das Schwert begnadigt. Sechs- bis siebentausend Menschen wollten die Hinrichtung, die einer Metzelei glich, sehen. Der betagte Scharfrichter musste mit dem Schwert mehrmals ansetzen, um dem Mörder den Kopf abzuschlagen.
Der Gedenkstein im Wald veranlasste auch den Schriftsteller Volker Demuth die Geschichte literarisch aufzuarbeiten.