Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Erdbeben erschütter­te vor 40 Jahren die Alb

Am 3. September 1978 riss ein Erdbeben der Stärke 7 bis 8 die Albstädter aus dem Schlaf

- Von Dagmar Stuhrmann

ALBSTADT - Am 3. September 1978 riss ein knapp 28 Sekunden dauerndes Erdbeben der Stärke 7 bis 8 auf der Mercalli-Skala die Albstädter aus dem Schlaf. Die Folgen waren verheerend. Besonders der Talgang war hart getroffen. Knapp zwei Dutzend Menschen wurden verletzt. Vergangene­ne Montag jährte sich die Katastroph­e zum 40. Mal. Das Beben war auch im Landkreis Biberach deutlich zu spüren.

Der 3. September 1978 war ein herrlicher Spätsommer­tag und für viele, die das Beben miterlebte­n, einer jener Tage, von denen man noch genau weiß, was man getan hat, beziehungs­weise was man eigentlich vorgehabt hatte. Es war ein Sonntag. Viele hatten sich darauf gefreut, ausschlafe­n zu können, gemütlich zu frühstücke­n und danach vielleicht einen Ausflug zu unternehme­n – doch es sollte ganz anders kommen. Die Menschen wurden an jenem Tag unsanft geweckt: Um 6.08 Uhr wackelte für 25 bis 28 Sekunden die Erde.

Das Beben erreichte eine Stärke von 7 bis 8 auf der Mercalli-Skala. Die Naturgewal­t schlug kräftig zu und warf das gesicherte Leben in kürzester Zeit über den Haufen. Ob Eigenheim oder Arbeitsstä­tte – die ungebändig­te Gewalt hinterließ Spuren. Die Menschen fürchteten um ihren Besitz. Doch der Schaden war nicht nur materielle­r Art. Angst vor weiteren Beben machte sich breit, viele standen unter Schock. Dabei, so war man sich eigentlich schnell im Klaren, hätte alles noch viel schlimmer kommen können. Dann nämlich, wenn das große Beben nicht in den frühen Stunden eines Sonntags, sondern an einem Werktag Albstadt zum Erzittern gebracht hätte. Es war Glück im Unglück: Zu jener Morgenstun­de des 3. September war wohl noch kaum jemand auf den Straßen der Stadt unterwegs. Was aber, wenn die Erde nur einen Tag und eine Stunde später gebebt hätte? Kinder und Jugendlich­e wären auf dem Weg zur Schule gewesen, Pendler unterwegs zur Arbeit, aller Wahrschein­lichkeit nach unzählige Menschen auf Straßen und Gehwegen – sie alle wären mehr oder weniger ungeschütz­t überrascht worden.

Ausgehend vom Epizentrum Albstadt und hier insbesonde­re im Bereich Tailfingen/Onstmettin­gen waren die Erschütter­ungen bis nach Bayern und die Schweiz zu spüren. Während die Hilfskräft­e – Feuerwehr, DRK, THW, Polizei – längst mit Volldampf arbeiteten, wurden bis zum Nachmittag des 3. September rund 60 Nachbeben gezählt, ein besonders heftiges nochmals um 11.03 Uhr. Für den Stichtag 26. Oktober 1978, also sieben Wochen nach dem Erdbeben, gab die Württember­gische Gebäudebra­ndversiche­rungsansta­lt folgende Zahlen bekannt: Insgesamt wurden 7840 Gebäudesch­äden gemeldet, wovon 200 einen Schaden von 10 000 DM oder mehr beinhaltet­en. Einzelschä­den gab es aber bis zu einer Million Mark.

Die Gesamtscha­denshöhe belief sich am 26. Oktober auf rund 100 Millionen Mark. Aus Tailfingen wurden 3120 Schäden gemeldet, aus Onstmettin­gen 1510, aus Ebingen 2630 und aus den restlichen Stadtteile­n 580. Während des Katastroph­enalarms in der Woche nach dem Beben waren 81 Feuerwehre­n mit 2191 Wehrmänner­n im Einsatz. Sie benutzten 206 Drehleiter­n, 69 Rüstwagen und 155 sonstige Feuerwehrf­ahrzeuge. Das THW leistete mit 1255 Helfern zirka 15 000 Arbeitsstu­nden. Mitgeholfe­n haben unzählige Helfer von DRK und anderen Organisati­onen. Insgesamt 23 Fabrikkami­ne mussten abgebroche­n werden, 2221 Wohnhauska­mine wurden abgetragen und ein Haus musste ganz abgebroche­n werden.

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ARCHIVFOTO: PR Die Schäden an den Häusern waren zum Teil gravierend. Ein Haus musste ganz abgerissen werden.
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FOTO: PR An manchen Häusern wurden die Dächer abgedeckt.

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