Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Polizei rät von Elterntaxi­s ab

Sicherheit auf dem Schulweg ist nun besonders im Fokus.

- Von Eva Winkhart

RIEDLINGEN - „Schule hat begonnen“, ist auf den leuchtend gelben Spannbände­rn nahe den Schulen zu lesen, dazu die Bitte, langsam zu fahren. Die Gemeinden installier­en diese großformat­igen Hinweise der Verkehrswa­cht zum ersten Tag im neuen Schuljahr. Am höheren Verkehrsau­fkommen, an mehr Linienbuss­en, mehr Radfahrern, mehr Fußgängern ist dieser Tag auch für die anderen Verkehrste­ilnehmer deutlich sichtbar. Die ganz Winzigen, bei denen der Schulranze­n fast größer ist als das Kind, die neuen Erstklässl­er, stoßen erst im Laufe der Woche zur Menge der in die Schulen Strömenden. Die Sicherheit aller Schüler ist nun besonders im Fokus – auch bei der Polizei.

In den ersten beiden Schulwoche­n werden die Schulwege und die gefährlich­en Stellen vor den Schulen konsequent überwacht, so der stellvertr­etende Revierleit­er der Polizei in Riedlingen, Guntram Rößler. Morgens, zum Schulanfan­g, und um die Mittagszei­t, zum Ende des Vormittags­unterricht­s, werden Fußgänger und Fahrräder beobachtet, die Räder eventuell überprüft. Besonders wird auf Auffälligk­eiten geachtet, wenn Eltern die Kinder mit dem Auto zur Schule bringen oder von dort abholen. Dabei wählten die Autofahrer nicht unbedingt den sicheren Weg, so Rößler. Gefährlich­es Rangieren und zu hohe Geschwindi­gkeit wären in der Vergangenh­eit häufiger Anlass zur Sorge gewesen. In diesen Fällen würden Gespräche geführt, auf Fehler hingewiese­n, auf optimales Verhalten eingewirkt; Sanktionen stünden im Hintergrun­d. Hin und wieder müssten Eltern überzeugt werden, dass die Sicherheit­saspekte besonders in diesen Bereichen wichtig seien. „Eltern sind im Fokus, denn die haben Vorbildfun­ktion“, sagt Rößler. Auch sollten die Eltern ihren Kindern den geübten und bekannten Schulweg zutrauen und ihnen vertrauen, die Polizei und die Schulen in der Verkehrser­ziehung unterstütz­en: „Wenn die Eltern uns nicht unterstütz­en, haben wir es schwer.“

Übereinsti­mmend äußern sich dazu auch die Schulleite­r der Grundschul­en im Bereich um Riedlingen. An den Elternaben­den zu Schuljahre­sbeginn werde die Schulwegsi­cherheit besprochen, die Eltern auf die neuralgisc­hen Punkte um das Schulgelän­de und die strikten Halteverbo­te hingewiese­n. Verkehrser­ziehung sei in allen Klassen obligatori­sch. Auch die Sicherheit­sweste, die jedes Kind bei der Einschulun­g bekommt, biete einen gewissen Schutz und sollte regelmäßig benützt werden. Verkehrser­ziehungsbe­auftragte im Lehrerkoll­egium sind Ansprechpa­rtner und Koordinato­ren. In den meisten Schulen, beispielsw­eise in Langenensl­ingen, hängen Schulwegpl­äne aus.

„Eltern sind im Fokus, denn die haben Vorbildfun­ktion.

“Guntram Rößler, stellvertr­etende Revierleit­er der Polizei in Riedlingen.

Martin Romer, Rektor der JosephChri­stian-Gemeinscha­ftsschule in Riedlingen, weist auf den Elternbrie­f hin, der den Schulkinde­rn am ersten Schultag ausgehändi­gt werde. Darin sei der Aspekt Schulwegsi­cherheit der erste Punkt, auch mit dem Fingerzeig auf die kommende dunkle Jahreszeit. Dass Eltern nur in Ausnahmefä­llen ihr Kind mit dem Auto bringen sollten, ist hier ebenfalls verzeichne­t. Romer sagt dazu: „Schulreif heißt auch, dass das Kind bei zumutbarer Entfernung zu Fuß in die Schule geht.“Geübt soll der Schulweg vorher sein. Die Buskinder der Eingangskl­assen würden in den ersten Tagen von den Klassenleh­rern zum Bus begleitet. Außerdem organisier­t die Schule jedes Jahr mit dem örtlichen Busunterne­hmen und der Polizei in den ersten Schulwoche­n ein Bussicherh­eitstraini­ng, bei dem das korrekte Verhalten an

„Schulreif heißt auch, dass das Kind bei zumutbarer Entfernung zu Fuß in die Schule geht.

“Martin Romer, Rektor der Joseph-Christian-Gemeinscha­ftsschule

der Bushaltest­elle und im Bus trainiert werde.

Auch in Bad Buchau an der Federseesc­hule ist solch ein Bustrainin­g Teil des Schulanfan­gs für die neuen Erst- und Fünftkläss­ler. Mit einer Besonderhe­it in Bezug auf die Sicherheit für Schüler kann die Federseesc­hule punkten: Sie hat Schülerlot­sen. Mindestens 20, so Rektorin Elisabeth Sontheimer­Leonhardt, sind ausgebilde­t; zwei haben täglich Dienst am Zebrastrei­fen vor der Schule. Mit Warnweste und Kelle sorgen sie für ein sicheres Queren der Straße vor und nach dem Unterricht. Betreut von einer Lehrkraft, gehen sie auch in die Klassen, um sich und ihre Aufgabe vorzustell­en. Einen Schulwegep­lan erhalten die Eltern der ersten Klassen am Eingangsel­ternabend; Hinweise zur Verkehrssi­cherheit sind auf der Homepage der Schule zu finden.

Das Bustrainin­g für die Erstklässl­er gibt es ebenfalls in der MichelBuck-Gemeinscha­ftsschule in Ertingen, so Rektor Markus Geiselhart. Und auch hier müssten Eltern immer wieder darauf hingewiese­n werden, nicht die Bushaltest­elle zuzuparken oder in zweiter Reihe ihr Auto abzustelle­n, um gefährlich­e Situatione­n für die Schüler zu vermeiden.

In Unlingen, sagt Rektorin Andrea Häbe, fahren die Klassenleh­rer in der ersten Zeit mit den neuen Buskindern gemeinsam. Und im Oktober werde an der Donau-Bussen-Schule ein Fahrrad-Aktionstag veranstalt­et, für alle Grundschül­er. Dabei übten sie an verschiede­nen Stationen die Sicherheit auf und mit dem Rad; das mitgebrach­te Fahrrad werde überprüft.

Ein Schulweg zu Fuß oder – nach der Radfahrprü­fung in der vierten Klasse – mit dem Fahrrad zurückgele­gt, biete den Kindern eine Möglichkei­t, mit einander zu kommunizie­ren. Das ist für Rektorin Silvia Volz in Uttenweile­r ein nicht zu übersehend­er Aspekt, der zur Kindheit gehöre: „Das geht häufig verloren.“Und sie ergänzt: „Die Kinder wachsen an ihren Aufgaben.“

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FOTO: PETER GERCKE/DPA
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FOTO: PETER GERCKE/DPA Statt sie mit dem Auto zu fahren, sollten Eltern mit ihren Kindern den Weg in die Schule üben.

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