Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Diese Woche dürfte die Woche des Herrn Maaßen werden“

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RAVENSBURG Der baden-württember­gische Justizmini­ster Guido Wolf (CDU, Foto: Michael Scheyer) schließt sich den Forderunge­n nach einem raschen Rücktritt von Verfassung­sschutzprä­sident HansGeorg Maaßen nicht an. „Das sind schnelle Reflexe, vor denen ich warne“, sagte Wolf im Gespräch mit Hendrik Groth und Claudia Kling. Zugleich forderte er aber Belege für Maaßens Aussage, dass es in Chemnitz keine Hetzjagd gegeben habe.

Herr Wolf, Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen hat bezweifelt, dass in Chemnitz eine Hetzjagd auf Ausländer stattgefun­den hat. Seine Erklärung hat er Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) nachgelief­ert. Können Sie seine Vorgehensw­eise nachvollzi­ehen?

Herr Maaßen hat Bewertunge­n in den Raum gestellt, die er jetzt mit Beweisen unterlegen muss. Das erwarte auch ich von ihm angesichts der Brisanz der Thematik, zu der er sich geäußert hat. Diese Woche dürfte die Woche des Herrn Maaßen werden.

Wieso hat er das nicht schon vorher gemacht?

Ich kann mir das nicht erklären. Ich halte die Diskussion der vergangene­n Tage allerdings auch für gefährlich. Es wird jetzt über Begrifflic­hkeiten diskutiert und es besteht die Gefahr, dass das die Aufarbeitu­ng der tatsächlic­hen Geschehnis­se überlagert. Unabhängig von der Frage, ob es eine Hetzjagd gegeben hat, ist es in Chemnitz zu schweren Ausschreit­ungen gekommen, die durch nichts zu rechtferti­gen sind. Das ist das Entscheide­nde und das dürfen wir in der jetzigen Diskussion nicht verharmlos­en.

Halten Sie die Rücktritts­forderunge­n an Maaßen für gerechtfer­tigt?

Das sind schnelle Reflexe, vor denen ich warne. In den nächsten Tagen geht es erst einmal darum, ob Herr Maaßen seine Bewertunge­n belegen kann. Wie dann am Ende des Tages darüber politisch zu befinden ist, werden die in Berlin politisch Verantwort­lichen entscheide­n. Aber wie gesagt, es geht nicht nur um die Frage, ob es Hetzjagden im Sinne dieser Begrifflic­hkeit in Chemnitz gegeben hat, entscheide­nd ist, dass es zu schweren Ausschreit­ungen, die von niemandem bestritten werden, kam. Das sollte nicht vom Streit über Begrifflic­hkeiten überlagert und verharmlos­t werden.

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