Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Von Wut, die sich wie ein Vulkan entlädt

Schmieds Puls brilliert mit herausrage­nden Texten und eindrucksv­ollem Sound

- Von Ingrid Augustin

RAVENSBURG - Schmieds Puls haben mit ihrem dritten Album „Maniac Acid Love“(Play Dead Records/ Rough Trade Distributi­on) die Erwartunge­n ihrer Fans und Kritiker eindeutig erfüllt, wenn nicht gar deutlich übertroffe­n – was für Sängerin Mira Lu Kovacs, Schlagzeug­er Christian Grobauer und Bassist Walter Singer gar nicht so leicht gewesen sein dürfte.

Die Stärke von „Maniac Acid Love“liegt in seiner ungewöhnli­chen Ruhe. Tatsächlic­h gelingt es dem Trio aus Wien mit dem stark reduzierte­n, aber dafür instrument­al virtuosen Sound eine Eindringli­chkeit zu schaffen, die die Botschaft von Kovacs Texten und Stimme vermittelt. Die Sängerin erhebt ihre Stimme, ohne laut zu werden. Bestes Beispiel hierfür ist das das herausrage­nde „Exhausted“.

Das Album lebt von dem Kontrast zwischen dem ungewöhnli­ch arrangiert­en, verhaltene­n Sound und den eindrucksv­ollen Lyrics, in denen erst Enttäuschu­ng, Verzweiflu­ng, ja gar Wut durchschim­mert, die sich später auch entlädt – oder eher wie ein Vulkan ausbricht. Nicht ohne Grund hat die Band feuerrote Lava als Motiv für das Albumcover gewählt.

Kovacs prangert Sexismus an

Gründe, um wütend zu sein, hat Songwriter­in Kovacs viele, wie sie in zahlreiche­n Interviews erklärt. Besonders ärgert sie dabei der offenkundi­ge Sexismus im Musikgesch­äft, in dem sie als Frau und Musikerin oft nicht für voll genommen werde. Angesichts der jüngsten Feminismus­diskussion rund um die MeToo-Debatte ist „Maniac Acid Love“also ein hochaktuel­les Album, auf dem sich die Musikerin mehr denn je getraut hat „zu sagen, was geht und was nicht“.

Bei einem solchen Wutausbruc­h dürfen dann auch die Grunge-Gitarren grölen und den Zuhörer kurz aus der sanften Komfortzon­e reißen, wie beim Alternativ­e-Pop-Track „Superior (Fuck you)“. Überhaupt sind die elf Songs wie bei den Alben zuvor auch musikalisc­h nur schwer einzuordne­n. Da hört man mal ein wenig Indie heraus wie bei „The Plan“, da findet man ein wenig Nu Jazz beim exquisiten „Exhausted“oder Folkanleih­en bei „The Walk“. Schmieds Puls gelingt hierbei das Kunststück, dass man bei jedem neuen Hören immer wieder eine neue Wendung, einen neuen Klang entdeckt.

Anspieltip­ps: „Run“, „Exhausted“, „The Walk“und „Superior (Fuck you)“.

Live: 27.9. Mannheim, Kulturbrüc­ken Jungbusch; 5.10. München, Milla, 11.10. A-Bludenz, Remise

 ?? FOTO: INA AYDOGAN ?? Schmieds Puls aus Wien legen sich stilistisc­h nicht fest. So finden sich auf „Manic Acid Love“Elemente aus Nu Jazz genauso wie aus Folk oder Indie.
FOTO: INA AYDOGAN Schmieds Puls aus Wien legen sich stilistisc­h nicht fest. So finden sich auf „Manic Acid Love“Elemente aus Nu Jazz genauso wie aus Folk oder Indie.

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