Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Eine Erlebniswelt am Federsee
Bad Buchau möchte sich touristisch neu aufstellen – Vision eines Besucherzentrums
BAD BUCHAU - Bad Buchau verfügt weder über ein großes Industriegebiet noch über eine zentrale Lage. Doch Bad Buchau hat den Federsee, den Wackelwald und seine archäologischen Schätze – und das macht den Tourismus zum entscheidenden Faktor. Doch wie kann sich die Stadt touristisch weiterentwickeln? Diese Frage beschäftigt derzeit Stadt und Gemeinderat. Ihre Vision: ein neues Besucherzentrum am Federseesteg, das Tourist-Info, Nabu-Naturschutzzentrum und Federseemuseum miteinander verbindet – die „Erlebniswelt Federsee“.
Gleich nach der Sommerpause steht das Thema Tourismus auf der Tagesordnung des Gemeinderats. In ihrer öffentlichen Sitzung am Dienstagabend entscheiden die Räte über die Beauftragung der Agentur Kohl & Partner. Die auf Tourismus spezialisierten Berater sollen ein Markenund Tourismuskonzept für die Kurstadt erarbeiten, und zwar zusammen mit den Akteuren vor Ort wie Federseemuseum, Nabu, Tourist-Info, Stadträten und gegebenenfalls auch den Bürgern. „Alle touristischen Leistungsträger sollen mit auf den Weg genommen werden“, betont Bürgermeister Peter Diesch.
Touristischer Hotspot am See
Dabei dürfte wohl auch die Neuordnung des Bereichs an Federseesteg und -museum zur Sprache kommen. Ein Gedanke, den Bürgermeister Diesch schon längere Zeit beschäftigt. Denn hier befindet sich der touristische Hotspot Bad Buchaus: Hier führen Nabu-Mitarbeiter auf Expeditionen die Schönheiten der Fedeseelandschaft vor, hier zieht es archäologisch Interessierte ins Federseemuseum oder auf den Moorlehrpfad, wandeln Besucher auf dem Steg und hüpfen Familien durch den Wackelwald. Mindestens 20 000 Tagestouristen halten sich pro Jahr hier auf, beruft sich Diesch auf die Statistik: „An manchen Wochenenden sind es zwei- bis dreitausend Besucher.“
Damit stelle sich freilich die Frage, ob sich die Tourist-Information am Marktplatz am richtigen Ort befindet. Auch das städtische Gebäude, in dem das Nabu-Naturschutzzentrum untergebracht ist, bewertet Diesch als nicht mehr zeitgemäß: Es seit weder barrierefrei noch repräsentativ.
Für Diesch liegt deshalb der Gedanke nahe, die verschiedenen touristischen Anziehungspunkte an einem Ort zusammenzubringen. In der Klausurtagung des Gemeinderats in Bad Wurzach sei das Thema angerissen worden. „Ein finaler Besuch in der Moorerlebniswelt hat den Gedanken dann ins Rollen gebracht“, so Diesch. Die Ausstellung „Moor extrem“ist hier im selben Gebäude wie die Tourist-Info untergebracht. Ein ähnliches Konzept könne man sich auch in Bad Buchau vorstellen. Für Diesch wäre dies „die Chance, die Themen Naturschutz, Archäologie und Tourist-Information zu bündeln“. Der Arbeitstitel: „Erlebniswelt Federsee“.
Ein solches Besucherzentrum könnte einen gemeinsamen Souvenirshop, die Verwaltung von Wohnmobilstellplätzen und den Verkauf von möglichen Kombi-Tickets zu Federseemuseum und -steg, zu Angeboten des Naturschutzzentrums oder Parkplätzen umfassen. Zudem könnte das Federseemuseum hier der Auflage der Unesco-Kommission nachkommen und Informationen zum Welterbe kostenlos zur Verfügung stellen und damit im besten Fall den Appetit der Gäste anregen, das Museum zu besuchen. Ergänzend, so Diesch, könnte man sich auch ein gastronomisches Angebot und einen Fahrrad-Verleih vorstellen.
Beim Standort haben Stadt und Gemeinderat bisher mehrere Varianten durchgespielt. Eine kleine Lösung sieht vor, das Besucherzentrum im Nebengebäude des Federseemuseums zu integrieren. Dies sei jedoch keinesfalls optimal, findet Diesch, da damit wichtiger Platz für das Museum wegfiele und der Zugang zum Federseesteg verlegt werden müsste. Als bessere Variante wurde ein Neubau vor dem Museum bewertet, der aber wohl auch Drehkreuze an Federseemuseum und -steg nach sich ziehen würden.
Als „ideale Lösung“bezeichnet Diesch dagegen ein neues Besucherzentrum vor dem Federseesteg (siehe Grafik), das einen direkten Zugang zu Steg, Federseemuseum, Wackelwald und Nabu-Teich ermöglichen würde. Der Knackpunkt: Die ideale dürfte sich auch als die teuerste Lösung herausstellen. Diesch schätzt die Investitionskosten auf eineinhalb bis zwei Millionen Euro. Alleine sei dies für die Stadt finanziell nicht zu stemmen, weshalb der Bürgermeister auf Landkreis, Land, Altertumsverein, Nabu und Privatwirtschaft als Partner setzt. Gespräche mit dem Landratsamt habe er bereits aufgenommen und auch vom Altertumsverein gebe es schon eine „positive Rückmeldung“.
Das Feuer entfachen
Noch, betont Diesch, sei die „Erlebniswelt Federsee“aber nicht mehr als eine Vision. Ob sie irgendwann Wirklichkeit werden könnte, hänge, so Diesch, von einer alles entscheidenden Frage ab: „Können wir bei den übergeordneten Behörden Feuer entfachen, damit sie bereit sind, uns zu unterstützen oder nicht?“