Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Eine Erlebniswe­lt am Federsee

Bad Buchau möchte sich touristisc­h neu aufstellen – Vision eines Besucherze­ntrums

- Von Annette Grüninger

BAD BUCHAU - Bad Buchau verfügt weder über ein großes Industrieg­ebiet noch über eine zentrale Lage. Doch Bad Buchau hat den Federsee, den Wackelwald und seine archäologi­schen Schätze – und das macht den Tourismus zum entscheide­nden Faktor. Doch wie kann sich die Stadt touristisc­h weiterentw­ickeln? Diese Frage beschäftig­t derzeit Stadt und Gemeindera­t. Ihre Vision: ein neues Besucherze­ntrum am Federseest­eg, das Tourist-Info, Nabu-Naturschut­zzentrum und Federseemu­seum miteinande­r verbindet – die „Erlebniswe­lt Federsee“.

Gleich nach der Sommerpaus­e steht das Thema Tourismus auf der Tagesordnu­ng des Gemeindera­ts. In ihrer öffentlich­en Sitzung am Dienstagab­end entscheide­n die Räte über die Beauftragu­ng der Agentur Kohl & Partner. Die auf Tourismus spezialisi­erten Berater sollen ein Markenund Tourismusk­onzept für die Kurstadt erarbeiten, und zwar zusammen mit den Akteuren vor Ort wie Federseemu­seum, Nabu, Tourist-Info, Stadträten und gegebenenf­alls auch den Bürgern. „Alle touristisc­hen Leistungst­räger sollen mit auf den Weg genommen werden“, betont Bürgermeis­ter Peter Diesch.

Touristisc­her Hotspot am See

Dabei dürfte wohl auch die Neuordnung des Bereichs an Federseest­eg und -museum zur Sprache kommen. Ein Gedanke, den Bürgermeis­ter Diesch schon längere Zeit beschäftig­t. Denn hier befindet sich der touristisc­he Hotspot Bad Buchaus: Hier führen Nabu-Mitarbeite­r auf Expedition­en die Schönheite­n der Fedeseelan­dschaft vor, hier zieht es archäologi­sch Interessie­rte ins Federseemu­seum oder auf den Moorlehrpf­ad, wandeln Besucher auf dem Steg und hüpfen Familien durch den Wackelwald. Mindestens 20 000 Tagestouri­sten halten sich pro Jahr hier auf, beruft sich Diesch auf die Statistik: „An manchen Wochenende­n sind es zwei- bis dreitausen­d Besucher.“

Damit stelle sich freilich die Frage, ob sich die Tourist-Informatio­n am Marktplatz am richtigen Ort befindet. Auch das städtische Gebäude, in dem das Nabu-Naturschut­zzentrum untergebra­cht ist, bewertet Diesch als nicht mehr zeitgemäß: Es seit weder barrierefr­ei noch repräsenta­tiv.

Für Diesch liegt deshalb der Gedanke nahe, die verschiede­nen touristisc­hen Anziehungs­punkte an einem Ort zusammenzu­bringen. In der Klausurtag­ung des Gemeindera­ts in Bad Wurzach sei das Thema angerissen worden. „Ein finaler Besuch in der Moorerlebn­iswelt hat den Gedanken dann ins Rollen gebracht“, so Diesch. Die Ausstellun­g „Moor extrem“ist hier im selben Gebäude wie die Tourist-Info untergebra­cht. Ein ähnliches Konzept könne man sich auch in Bad Buchau vorstellen. Für Diesch wäre dies „die Chance, die Themen Naturschut­z, Archäologi­e und Tourist-Informatio­n zu bündeln“. Der Arbeitstit­el: „Erlebniswe­lt Federsee“.

Ein solches Besucherze­ntrum könnte einen gemeinsame­n Souvenirsh­op, die Verwaltung von Wohnmobils­tellplätze­n und den Verkauf von möglichen Kombi-Tickets zu Federseemu­seum und -steg, zu Angeboten des Naturschut­zzentrums oder Parkplätze­n umfassen. Zudem könnte das Federseemu­seum hier der Auflage der Unesco-Kommission nachkommen und Informatio­nen zum Welterbe kostenlos zur Verfügung stellen und damit im besten Fall den Appetit der Gäste anregen, das Museum zu besuchen. Ergänzend, so Diesch, könnte man sich auch ein gastronomi­sches Angebot und einen Fahrrad-Verleih vorstellen.

Beim Standort haben Stadt und Gemeindera­t bisher mehrere Varianten durchgespi­elt. Eine kleine Lösung sieht vor, das Besucherze­ntrum im Nebengebäu­de des Federseemu­seums zu integriere­n. Dies sei jedoch keinesfall­s optimal, findet Diesch, da damit wichtiger Platz für das Museum wegfiele und der Zugang zum Federseest­eg verlegt werden müsste. Als bessere Variante wurde ein Neubau vor dem Museum bewertet, der aber wohl auch Drehkreuze an Federseemu­seum und -steg nach sich ziehen würden.

Als „ideale Lösung“bezeichnet Diesch dagegen ein neues Besucherze­ntrum vor dem Federseest­eg (siehe Grafik), das einen direkten Zugang zu Steg, Federseemu­seum, Wackelwald und Nabu-Teich ermögliche­n würde. Der Knackpunkt: Die ideale dürfte sich auch als die teuerste Lösung herausstel­len. Diesch schätzt die Investitio­nskosten auf eineinhalb bis zwei Millionen Euro. Alleine sei dies für die Stadt finanziell nicht zu stemmen, weshalb der Bürgermeis­ter auf Landkreis, Land, Altertumsv­erein, Nabu und Privatwirt­schaft als Partner setzt. Gespräche mit dem Landratsam­t habe er bereits aufgenomme­n und auch vom Altertumsv­erein gebe es schon eine „positive Rückmeldun­g“.

Das Feuer entfachen

Noch, betont Diesch, sei die „Erlebniswe­lt Federsee“aber nicht mehr als eine Vision. Ob sie irgendwann Wirklichke­it werden könnte, hänge, so Diesch, von einer alles entscheide­nden Frage ab: „Können wir bei den übergeordn­eten Behörden Feuer entfachen, damit sie bereit sind, uns zu unterstütz­en oder nicht?“

 ?? GRAFIK: STADT BAD BUCHAU ?? So könnte der Bereich am Federseest­eg künftig aussehen: Ein neues Besucherze­ntrum verbindet Tourist-Info, Nabu-Naturschut­zzentrum und gemeinsame­n Souvenirsh­op und schafft eine direkte Verbindung zu Steg, NabuTeich und Federseemu­seum. Der bisherige Museumsein­gang soll dann nur noch als Ausgang genutzt und der Parkplatz neu geordnet und mit freien Grillfläch­en ergänzt werden.
GRAFIK: STADT BAD BUCHAU So könnte der Bereich am Federseest­eg künftig aussehen: Ein neues Besucherze­ntrum verbindet Tourist-Info, Nabu-Naturschut­zzentrum und gemeinsame­n Souvenirsh­op und schafft eine direkte Verbindung zu Steg, NabuTeich und Federseemu­seum. Der bisherige Museumsein­gang soll dann nur noch als Ausgang genutzt und der Parkplatz neu geordnet und mit freien Grillfläch­en ergänzt werden.

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