Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Arda ist krebsfrei

Junge hat Knochenmar­kspende gut vertragen

- Von Corinna Wolber

SIGMARINGE­NDORF - Der zwölfjähri­ge Arda aus Sigmaringe­ndorf ist krebsfrei – das haben alle drei Knochenmar­kpunktione­n ergeben. „Er hat das Knochenmar­k von seinem Spender zu 100 Prozent übernommen“, sagt seine Mutter, Filiz Yücel. „Die Haare kommen schon wieder, darauf ist er ganz stolz.“Mitte April hatte die DKMS einen geeigneten Spender für den an Leukämie erkrankten Arda gefunden. Die Freude und Erleichter­ung über diese guten Nachrichte­n sind groß, doch endgültig aufatmen kann die Familie noch nicht.

„Am 9. Mai war die Knochenmar­ktransplan­tation“, berichtet Filiz Yücel. Nach einem achtwöchig­en nervenaufr­eibenden Aufenthalt im Krankenhau­s ging es dann für ein paar Tage nach Hause. „Aber die Freude war nur kurz. Ein paar Tage später erhielten wir einen Anruf, dass Arda ein Virus hat.“Für den Jungen, dessen Immunsyste­m extrem geschwächt ist, bedeutete diese Hiobsbotsc­haft einen weiteren langen Krankenhau­saufenthal­t mit vielen teils starken Medikament­en. „Erschweren­d kam hinzu, dass Arda fast drei Wochen lang nichts essen wollte. Er hat sehr abgenommen, ist immer schwächer geworden und hat das Bett kaum verlassen.“Die Befürchtun­g war, dass dies eine Darmabstoß­ungsreakti­on sein könnte – bedingt durch die Knochenmar­k-transplant­ation.

Doch dieser Verdacht bestätigte sich glückliche­rweise nicht, wie eine Untersuchu­ng am vergangene­n Freitag ergab. „Seit Samstag isst er wieder ein wenig.“

Derzeit muss Filiz Yücel mit Arda mindestens zweimal pro Woche in die Klinik. All das hat zur Folge, dass der Zwölfjähri­ge nicht wie einmal angedacht gleich nach den Sommerferi­en wieder zur Schule gehen kann. „Nach Weihnachte­n ist wahrschein­licher“, sagt Filiz Yücel. „Er wird Hausunterr­icht erhalten.“

Arda wünsche sich einen Neustart am Hohenzolle­rn-Gymnasium in Sigmaringe­n. „Dazu werden auch die Kliniklehr­er kommen und Fragen der Mitschüler und Lehrer beantworte­n.“Er komme nun probeweise regulär in die sechste Klasse und müsse von zu Hause aus die Klassenarb­eiten mitschreib­en. „Nur wenn die Lehrer die Möglichkei­t haben, ihn zu benoten, kann er weiterhin in die sechste Klasse gehen.“Doch das ist für die Familie jetzt absolut zweitrangi­g.

Es geht mit kleinen Schritten voran, sagt Filiz Yücel. „Fast ein Jahr voller schmerzvol­ler Erfahrunge­n liegt hinter uns.“Ardas Mutter spricht von Angst und Hoffnung, von unendlich vielen Geduldspro­ben. Sie erzählt von anderen Kindern, die nach der Transplant­ation gestorben seien und mit deren Familien sie diese schweren Momente geteilt habe. „Es ist eine Erfahrung, die uns sehr geprägt hat und nicht einfach war“, sagt sie. „Man denkt nicht nur an das eigene Kind. Ich hoffe für alle, dass sie diese schwere Zeit schnell überstehen und wieder gesund werden.“Sie selbst ist voller Dankbarkei­t gegenüber Familie, Freunden, Arbeitskol­legen, Ärzten, Krankensch­western, Erziehern und auch zahlreiche­n fremden Menschen, „die uns in dieser Zeit begleitet und moralisch unterstütz­t haben“.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Arda geht es besser: Nachdem er im Mai eine Knochenmar­ktransplan­tation hatte, ist der 12-Jährige nun krebsfrei.
FOTO: PRIVAT Arda geht es besser: Nachdem er im Mai eine Knochenmar­ktransplan­tation hatte, ist der 12-Jährige nun krebsfrei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany