Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Die Sprache ist der Schlüssel zu allem“
Vor vier Jahren ist der Kroate Filip Purgar nach Mengen gekommen, jetzt ist er Steinmetz
RULFINGEN - Vom Kellner und Pizzameister zum Steinmetz: Filip Purgar ist vor vier Jahren aus Kroatien nach Mengen gekommen. Er sprach kein Wort Deutsch, schlug sich als Hilfsarbeiter auf Baustellen durch. Jetzt, kurz nach seinem 26. Geburtstag hat er den Gesellenbrief in der Tasche. „Es war keine leichte Zeit, gerade in der Schule“, resümiert er. „Aber es hat sich gelohnt, denn ich weiß, wie wichtig in Deutschland eine abgeschlossene Ausbildung ist.“
Sein Chef, Bildhauer und Steinmetzmeister Christoph Stauß zieht den Hut vor den Leistungen seines Mitarbeiters. „Er hat sich da richtig durchgebissen und genau gewusst, dass die Sprache der Schlüssel zu allem ist“, sagt er. Zueinander gefunden haben die beiden eher durch Zufall. Filip Purgar gründete mit Freunden eine Wohngemeinschaft in einem Haus, das Stauß gehörte. „Meine Freundin hat mir dann erzählt, dass im Steinmetzbetrieb Leute gesucht wurden“, sagt Purgar.
Beim Probearbeiten habe sich schnell gezeigt, dass der Kroate nicht nur anpacken, sondern auch eigenständig und kreativ arbeiten kann. „Mir hat die Arbeit sofort gefallen“, sagt er. Auch, wenn er in Kroatien zunächst eine Ausbildung als Kellner und dann als Pizzameister absolviert hat, sei für ihn von Anfang an klar gewesen, dass er in Deutschland nicht im Gastronomiebereich arbeiten wollte. „Da habe ich zu viele schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt er.
Lieber nahm er die Herausforderung der handwerklichen Ausbildung an. „Meine Freundin hat immer nur deutsch mit mir gesprochen, damit ich die Sprache schneller lerne“, sagt er. „Das hat mir sehr geholfen.“Auch in der Berufschule in Freiburg habe er alle nötige Unterstützung erhalten. „Hätte man sich am Anfang dort über meine schlechten Sprachkenntnisse lustig gemacht, hätte ich wahrscheinlich alles hingeschmissen“, sagt er heute.
Christoph Stauß ist froh, dass Purgar das nicht getan hat. „Ich brauche jemanden wie ihn in meinem Team“, sagt er. Jeden Tag immer nur dasselbe machen, das ist nichts für Filip Purgar. „Ich mag, dass die Arbeit abwechslungsreich ist und ich mal an Böden, mal an Treppen oder an Grabsteinen arbeiten kann“, sagt er. Spannend habe er etwa die Arbeiten in der Kirche St. Michael in Hohentengen gefunden.
Sein Gesellenstück hat Filip Purgar in der Werkstatt von Roland Kleiner in Meßkirch angefertigt. „Das ist eine Fischblase“, sagt er und erklärt, dass es sich dabei um eine Ornamentform handelt, die beispielsweise im Maßwerk von Kirchenfenstern verwendet wird. „Der Entwurf hat mich einige Nerven gekostet.“