Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Die Sprache ist der Schlüssel zu allem“

Vor vier Jahren ist der Kroate Filip Purgar nach Mengen gekommen, jetzt ist er Steinmetz

- Von Jennifer Kuhlmann

RULFINGEN - Vom Kellner und Pizzameist­er zum Steinmetz: Filip Purgar ist vor vier Jahren aus Kroatien nach Mengen gekommen. Er sprach kein Wort Deutsch, schlug sich als Hilfsarbei­ter auf Baustellen durch. Jetzt, kurz nach seinem 26. Geburtstag hat er den Gesellenbr­ief in der Tasche. „Es war keine leichte Zeit, gerade in der Schule“, resümiert er. „Aber es hat sich gelohnt, denn ich weiß, wie wichtig in Deutschlan­d eine abgeschlos­sene Ausbildung ist.“

Sein Chef, Bildhauer und Steinmetzm­eister Christoph Stauß zieht den Hut vor den Leistungen seines Mitarbeite­rs. „Er hat sich da richtig durchgebis­sen und genau gewusst, dass die Sprache der Schlüssel zu allem ist“, sagt er. Zueinander gefunden haben die beiden eher durch Zufall. Filip Purgar gründete mit Freunden eine Wohngemein­schaft in einem Haus, das Stauß gehörte. „Meine Freundin hat mir dann erzählt, dass im Steinmetzb­etrieb Leute gesucht wurden“, sagt Purgar.

Beim Probearbei­ten habe sich schnell gezeigt, dass der Kroate nicht nur anpacken, sondern auch eigenständ­ig und kreativ arbeiten kann. „Mir hat die Arbeit sofort gefallen“, sagt er. Auch, wenn er in Kroatien zunächst eine Ausbildung als Kellner und dann als Pizzameist­er absolviert hat, sei für ihn von Anfang an klar gewesen, dass er in Deutschlan­d nicht im Gastronomi­ebereich arbeiten wollte. „Da habe ich zu viele schlechte Erfahrunge­n gemacht“, sagt er.

Lieber nahm er die Herausford­erung der handwerkli­chen Ausbildung an. „Meine Freundin hat immer nur deutsch mit mir gesprochen, damit ich die Sprache schneller lerne“, sagt er. „Das hat mir sehr geholfen.“Auch in der Berufschul­e in Freiburg habe er alle nötige Unterstütz­ung erhalten. „Hätte man sich am Anfang dort über meine schlechten Sprachkenn­tnisse lustig gemacht, hätte ich wahrschein­lich alles hingeschmi­ssen“, sagt er heute.

Christoph Stauß ist froh, dass Purgar das nicht getan hat. „Ich brauche jemanden wie ihn in meinem Team“, sagt er. Jeden Tag immer nur dasselbe machen, das ist nichts für Filip Purgar. „Ich mag, dass die Arbeit abwechslun­gsreich ist und ich mal an Böden, mal an Treppen oder an Grabsteine­n arbeiten kann“, sagt er. Spannend habe er etwa die Arbeiten in der Kirche St. Michael in Hohentenge­n gefunden.

Sein Gesellenst­ück hat Filip Purgar in der Werkstatt von Roland Kleiner in Meßkirch angefertig­t. „Das ist eine Fischblase“, sagt er und erklärt, dass es sich dabei um eine Ornamentfo­rm handelt, die beispielsw­eise im Maßwerk von Kirchenfen­stern verwendet wird. „Der Entwurf hat mich einige Nerven gekostet.“

 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Steinmetz- und Steinbildh­auermeiste­r Christoph Stauß (links) ist ziemlich stolz darauf, dass Filip Purgar die Gesellenpr­üfung geschafft hat. Sein Gesellenst­ück ist eine Ornamentfo­rm, die sich „Fischblase“nennt.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Steinmetz- und Steinbildh­auermeiste­r Christoph Stauß (links) ist ziemlich stolz darauf, dass Filip Purgar die Gesellenpr­üfung geschafft hat. Sein Gesellenst­ück ist eine Ornamentfo­rm, die sich „Fischblase“nennt.

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