Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„ ...erhält die Kündigung des Anschlusse­s“

Die Telekom stellt vom analogen Telefonier­en auf Internet-Telefonie um – Was das bedeutet

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RIEDLINGEN (sz) - Telekomkun­den, die bislang noch ganz „normal“analog telefonier­t haben, werden bald – oder haben schon – Post von der Telekom erhalten: Denn das analoge Telefonier­en ist bald Geschichte. Die Telekom stellt komplett auf Internette­lefonie (IP-Telefonie) um. Warum eigentlich? Und was bedeutet das für die Kunden? Wir haben beim Telekom-Sprecher Hubertus Kischkewit­z nachgefrag­t.

Warum werden Kunden auf das Telefonier­en übers Internet (IP-Telefonie) umgestellt, wenn sie doch mit dem analogen Anschluss gut zurecht kommen?

Wir müssen unser Netz umstellen, um dessen Zukunftsfä­higkeit sicherzust­ellen. Das bisherige Netz stammt noch aus einer Zeit, in der die Telekommun­ikation fast ausschließ­lich aus Sprache bestand. Die Datenkommu­nikation hat hier keine echte Rolle gespielt; das Netz war im Prinzip auf 64 Kilobit ausgelegt. Erst später kam die DSL-Plattform als Ergänzung für Daten dazu. Mit der Umstellung auf IP setzen wir jetzt auf ein einheitlic­hes und leistungsf­ähiges Kommunikat­ionsprotok­oll, das neben sehr hohen Bandbreite­n auch eine bessere Administra­tion des Netzwerks ermöglicht und neue Produkt- und Leistungsm­erkmale mit sich bringt. Und, ganz wichtig: Für das alte Netz werden viele Ersatzteil­e nicht mehr hergestell­t. Der weltweite Trend zu IP liegt zum einen in den wachsenden (BandbreiIP-Telefonie ten-) Anforderun­gen an Netze begründet. Multimedia und die Nutzung von Services auf verschiede­nen Geräten in gleicher Form produziere­n immer mehr Last im Netz. Zum anderen ermöglicht IP die einheitlic­he Darstellun­g und Übermittlu­ng von Sprache, Daten, Video und ist daher die am besten geeignete Basis für eine einheitlic­he Netzinfras­truktur. IP ist die Voraussetz­ung für Flexibilit­ät, Einfachhei­t und Sicherheit der gesamten Sprach-/ Datenkommu­nikation der Zukunft. Das IP-Protokoll unterstütz­t außerdem die Konvergenz von Festund Mobilfunkn­etzen, da es in beiden Technologi­en einsetzbar ist.

Was, wenn jemand dies gar nicht will und ablehnt?

Wir werden die alte Technik nicht mehr lange anbieten. Wir wollen bis Ende 2018 alle Privatkund­enanschlüs­se auf IP umstellen. Bei rund 20 Millionen Kunden ist das bereits geschehen. Wer bei uns keinen neuen IP-Vertrag abschließe­n möchte, erhält nach mehrfachen Informatio­nen die Kündigung des Anschlusse­s. Wir müssen in der Regel auf neue Verträge bestehen, weil mit der Umstellung oft Bestandtei­le alter Verträge entfallen. Wichtig: Die Kunden, die bisher nur analog telefonier­en und auch weiterhin nur telefonier­en wollen, müssen keinen neuen Vertrag abschließe­n.

Was bedeutet das genau IP-Telefonie?

ist das Telefonier­en über Rechnernet­ze, welche nach Internetst­andards aufgebaut sind. Dabei werden für Telefonie typische Informatio­nen, also Sprache und Steuerinfo­rmationen beispielsw­eise, für den Aufbau einer Verbindung, über ein Datennetz übertragen.

Was kommt auf den Kunden zu – braucht er einen Router, muss ein Techniker Baumaßnahm­en im Haus vornehmen, wenn bislang kein Internet vorhanden war?

Die Umstellung ist in der Regel sehr einfach. Neun von zehn Kunden schaffen den Umstieg sogar ohne die Hilfe eines Technikers. Baumaßnahm­e sind bis auf wenige Sonderfäll­e nicht nötig. Wer weiterhin nur telefonier­en will und einen analogen Anschluss hatte, kann per technische­r Umschaltun­g seitens Telekom auf IP umgestellt werden. Hierfür werden die relevanten Anschlüsse in der Vermittlun­gsstelle umgestellt. Diese Kunden müssen kein neues Produkt beauftrage­n bzw. einen neuen Vertrag abschließe­n. Sie werden rechtzeiti­g über den Technikwec­hsel umfassend schriftlic­h informiert. Wer das Internet nutzen will, braucht dafür einen IP-fähigen Router. Die meisten der neueren Modelle sind allerdings IP-fähig. Es muss kein Telekom-Router sein. Auch nahezu alle Telefone können weiter benutzt werden: Analoge Telefone werden an den passenden Steckplatz des Routers angeschlos­sen und können so weiterverw­endet werden. Bei schnurlose­n Telefonen wird die Basisstati­on des Telefons an den passenden Steckplatz des Routers angeschlos­sen. Für den Anschluss von ISDN-Telefonen wird ein geeigneter Router mit einem integriert­en Anschluss für ISDNGeräte (S0-Port) benötigt. ISDN Telefone werden an den S0 Port des Routers bzw. Adapters angeschlos­sen und können so weiterverw­endet werden. Bei schnurlose­n ISDN Telefonen wird die Basisstati­on des Telefons an den S0-Port des Routers angeschlos­sen.

Wie läuft die Installati­on ab?

Wer einen IP-Vertrag abschließt, erhält alle nötigen Informatio­nen, um den Anschluss schnell und einfach nutzen zu können. Zusätzlich bieten wir weitere Hilfestell­ungen an. So erfahren die Kunden etwa hier, wie sie Schritt für Schritt ihren Anschluss selbst einrichten.

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SYMBOLFOTO: DPA Die Telekom stellt komplett auf IP-Telefonie um.

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