Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Sich als christliche Gemeinschaft treffen
Klaus-Jürgen Kauß wird am Samstag als neuer Diakon in Langenenslingen eingeführt
LANGENENSLINGEN - Fremde Länder waren bis vor wenigen Jahren Einsatzort und Arbeitswelt von Klaus-Jürgen Kauß und dieses Engagement lässt ihn auch weiterhin nicht los. Dennoch wird künftig das Zentrum seines Schaffens als Diakon in Langenenslingen und den Kirchengemeinden seiner sieben Teilorte sein. Am Samstag um 18.30 Uhr wird er von Pfarrer und stellvertretendem Dekan Klaus Sanke in der Sankt-Konrad-Kirche in das Amt eingeführt. Bei einem anschließenden Stehempfang im alten Schulhaus ergibt sich Gelegenheit zu Gesprächen.
Erste Kontakte hat der 59-Jährige schon geknüpft, zu den Firmlingen etwa, die er betreut. Einige von ihnen hat er für eine Band gewonnen, die bei der Firmung am 14. Oktober um 10 Uhr spielen soll. Denn Klaus-Jürgen Kauß ist auch Musiker, gibt GitarreUnterricht und setzt das Instrument gerne in Gottesdiensten ein, so geschehen bereits am vergangenen Wochenende in Ittenhausen und Friedingen, als er die Gemeinde zum Mitsingen animierte. Die wenigen Anwesenden hätten ihre Freude daran gehabt, freut auch er sich.
Besondere Herausforderung lockt
Nach seinen vielen Auslandseinsätzen lockt ihn in der Seelsorge-Einheit Langenenslingen die Herausforderung, wie die acht Kirchengemeinden angesichts des Priestermangels in einem neuen Modell organisiert werden können. „Da habe ich Lust drauf, mitzuarbeiten“, bekennt er, wobei er betont, in erster Linie gehe es darum, sich als christliche Gemeinschaft zu treffen. Dies sei ein Wert an sich. „Ich glaube, dass dies richtungsweisend für die Entwicklung deutscher Kirchengemeinden sein sollte“, zeigt er sich überzeugt.
Beeindruckt von Lateinamerika
Als Realschullehrer zu unterrichten, war sein eigentliches Berufsziel. Doch es gab keine Stelle für ihn und so ging er als Bildungsreferent zum Jugendrotkreuz, bei dem er bereits seinen Zivildienst abgeleistet hatte. Das „Tor zur internationalen Partnerschaftsarbeit“öffnete sich für ihn und seine Frau Melita 1989 mit einem entwicklungspolitischen Seminar der Bonner Missionszentrale der Franziskaner, das sie nach Brasilien führte. Dort habe er die Kirche basisorientiert erlebt, was ihn sehr beeindruckte. Zu den Menschen in Lateinamerika hegt er eine besondere Beziehung, davon zeugt auch das Erlernen der portugiesischen Sprache.
Viel gereist und viel gelernt
Doch er war auch in Angola, Südafrika, Indien und weiteren Ländern der Südhalbkugel unterwegs, organisierte er doch bis 2004 für die Missionszentrale der Franziskaner Dialogund Begegnungsreisen. Dabei viel gelernt zu haben, unterstreicht er. Von 1991 bis 1994 war er Bildungsreferent der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg im Jugendhaus Wernau, von 1995 bis 2008 Geschäftsführer des Internationalen Diakonatszentrums mit der Chance, Diakone aus der ganzen Welt kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen, inklusive aus dem Vatikan. 2008 kam er zur Hauptabteilung Weltkirche und war für den Personaleinsatz junger Freiwilliger und Entwicklungsfachkräfte in der weltkirchlichen Arbeit der Diözese Rottenburg-Stuttgart zuständig.
Seit 2013 bereitet er Diakone im Zivilberuf auf ihren hauptberuflichen Dienst vor und dies führte ihn nach Heiligkreuztal. 30 Prozent seiner Tätigkeit liegt auch künftig in der Begleitung der Männer, die größtenteils schon zu Diakonen geweiht und in verschiedenen Feldern eingesetzt sind. Er nennt es „berufsbegleitende Fortbildung“, hält Ausschau nach Referenten, wie zum Beispiel Psychologen, die helfen sollen, Seelsorge bei „Seelenfinsternis“zu leisten. Er leitet die Gebetszeiten, wenn die Diakone in Heiligkreuztal sind und bringt sich immer wieder musikalisch während der Seminartage ein, so bei der abendlichen Eucharistie.
Dieses Engagement ließ ihn in Oberschwaben nach einer neuen Gemeinde als Diakon suchen. Von 2008 bis jetzt hat er diese Aufgabe in Rottenburg-Schwalldorf ausgeübt, wo er seit 23 Jahren und auch jetzt noch mit seiner Frau wohnt, die als Musikerin Schüler in Klavier und Flöte unterrichtet. Um nicht jeden Tag die lange Strecke fahren zu müssen, hat er sich eine kleine Wohnung im Seniorenwohnheim in Langenenslingen gemietet, bis der endgültige Umzug vonstatten gehen kann. Ob in das Pfarrhaus in Andelfingen, ist noch offen.
Trauerbegleitung als Anliegen
Er selber wurde 1995 zum Diakon geweiht. Zu seinen Aufgaben in der Seelsorgeeinheit Langenenslingen gehören in dem 70-Prozent-Auftrag neben Wortgottesdiensten Trauungen, Taufen und Beerdigungen, wobei er sich nicht auf den Dienst am Grab beschränken will, sondern ihm auch Trauer- und Sterbebegleitung Anliegen sind. Außerdem obliegt ihm die Betreuung der Ministranten, wobei ihm dies mehr bedeutet, als die Kinder und Jugendlichen nur für ihren Dienst am Altar fit zu machen. So strebt er eine Form von christlich orientierter Jugendarbeit an, verbunden mit Ausflügen und Wallfahrten.
Konferenz in Südafrika
Die Weltkirche lässt ihn auch ohne offiziellen Arbeitsauftrag nicht ganz los. Vom 3. bis 10. Dezember organisiert er eine Konferenz in Johannesburg, die sich mit dem Thema Fluchtursachen befasst und Menschen aus mehreren Kontinenten zusammenführt. Warum in Südafrika? Weil die meisten ausländischen Teilnehmer dafür kein Visum brauchen. Auch in der Erwachsenenbildung im Dekanat Biberach will sich Kauß mit seinen Erfahrungen aus seiner früheren Arbeit in aller Welt einbringen. Gerne würde er auch ein Partnerschafts-Projekt mit dem Ausland unterstützen.
Privat haben er und seine Frau sich der Betreuung zweier behinderter Pflegekinder gestellt, die inzwischen erwachsen sind. An der Musikbegeisterung und dem musikalischen Können ihres neuen Diakons und seiner Frau dürfen sich sicher auch die Langenenslinger einmal bei einem Auftritt mit ihrer Band Flair & Friends freuen.