Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Eines der letzten Paradiese“
Brackenhofen bei Moosburg ist seit Jahrhunderten bekannt
BRACKENHOFEN - Wenn man zwischen Moosburg und Alleshauen über die Felder blickt, sieht man nur ein paar Dächer über den Maispflanzen. Ein schlichter Wegweiser deutet auf Brackenhofen hin, eine von sieben kleinen Ansiedlungen rund um den Federsee. Der Federseerundwanderweg führt sogar durch die kleine Ansiedlung hindurch, aber die wenigsten wissen wahrscheinlich, wie geschichtsträchtig die Ansammlung der drei Höfe ist.
Auf einer Landzunge, genannt das „Insele“, am damaligen Federsee gelegen, erstreckt sich der Blick über die ehemalige Seefläche. Hier wird einem bewusst, dass man eigentlich direkt am damaligen Ufer des Federsees vor den ersten Seefällungen 1787/1788 steht.
Schon um 1230, so weiß es Guido Schneider, einer der Bewohner, soll es „Die Herren von Brackenhofen“gegeben haben. In alten Zeiten hat es in der Gemeinde Moosburg, zu der Brackenhofen gehört, eine inzwischen abgegangene Burg gegeben. Diese Burg habe mit dem Brackenhof insoweit so tun, als dass in alten Beschreibungen der österreichischen Habsburger um 1303 von einer Burg mit einem Burgstall am See die Rede ist. Und 1496 findet man in den Beschreibungen den Hinweis, dass der Burgstall mit dem Burghof – vermutlich einer der Brackenhöfe – im Besitz von Simon Brackenhofer sei, einem Bürger zu Buchau. Um 1500 gingen die Brackenhöfe als Lehenhöfe dann in den Besitz des Buchauer Stifts über. Davon zeugt noch heute an der Einfahrt zu der Siedlung die grundlegend hergerichtete StiftsZehntscheuer, die heute als Stall genutzt wird. Sogar auf dem MerianHolzstich von 1643 ist Brackenhofen zu sehen. 1990 brannte das Ökonomiegebäude der Schneiders, ehemals Familie Abt, komplett ab. Seither haben sie auf einen Bio-Landbetrieb mit Legehennen, Getreide, Obst und sogar einen Landschaftsbau, ohne Großviehhaltung, umgestellt. Er wird hauptsächlich von Sohn Robert bewirtschaftet. Die seit 1906 bestehende Brennerei ist immer noch Sache von Guido Schneider. Das gesamte Areal ist seit 1917 im Familienbesitz. Schneider selbst ist 1975 als Betriebshelfer auf den Hof gekommen und nach eigenen Worten dort hängen geblieben und hat auf den Hof geheiratet.
Ein weiterer Hof wird von der Familie Rief als Nebenerwerbslandwirte umgetrieben. Der technische Mitarbeiter einer Buchauer Firma bewirtschaftet mit Ehefrau Anita und seinen drei Kindern den doch recht großen Hof, der seit 1939 im Familienbesitz der Riefs ist.
Im Einklang mit der Natur
Einfach nur schön findet Gerhard Rief das Leben etwas abseits des großen Trubels, was ihm auch seine Frau bestätigt. Da der Rundwanderweg direkt am Haus vorbeiführt, komme man doch ab und zu ins Gespräch mit den Rad- oder Wandertouristen. Riefs Mutter lebt noch im Wohnhaus des Ökonomiegebäudes, während seine Familie inzwischen in einem Neubau bei der Hofstelle wohnt.
Der dritte Hof im Bunde wird inzwischen nur noch als Wohnhaus genutzt. Ein großer Obstgarten beim Hof mache Arbeit genug, meint Rolf Schöller, der hier aufgewachsen ist und nun aber in Alleshausen wohnt. Wiesen und Äcker sind verpachtet. Im umgebauten Hof wohnt nun Nadine Sturm, die Tochter Schöllers, mit Ehemann Sebastian Sturm, der als technischer Mitarbeiter des Nabu arbeitet und hier gerne im Einklang der Natur lebt. Seit 1893 haben die Familien Glocker/Schöller den Hof bewirtschaftet, der damals mit über 20 Morgen auch nicht einer der kleinsten Höfe war.
19 Einwohner leben zurzeit in Brackenhofen, der jüngste, Jescha, wurde erst vor wenigen Tagen getauft. Einig sind sich alle Bewohner, dass es sich in Brackenhofen gut leben lässt. Für Gerhard Rief ist der Ort sogar „eines der letzten Paradiese in Oberschwaben“.