Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Privatmann rettet Rathaus vor dem Abriss
Jürgen Buck saniert ehemaliges Rathaus in Hitzkofen
HITZKOFEN - Nach vierjähriger Renovierungszeit ist Jürgen Buck mit seiner Partnerin in das ehemalige Hitzkofer Rathaus gezogen. Der selbstständige Baudienstleister hat das Haus von der Gemeinde günstig erworben und dafür hohe städtebauliche Sanierungsauflagen in Kauf genommen. Statt einer riesigen Baulücke hat die Hitzkofer Ortsdurchfahrt auf diese Weise eine klare optische Aufwertung erfahren.
Schon im Jahr 2011 hatte sich der Binger Gemeinderat mit der Ortsentwicklung von Hitzkofen befasst, insbesondere mit der Zukunft der kommunalen Gebäude. Während im ehemaligen Kindergarten Hitzkofen mit dem Umbau zum Bürgerhaus ein neues Begegnungszentrum geschaffen wurde, gab es für das ehemalige Rathaus in prominenter Lage an der Wilflinger Straße keine Verwendung mehr. Kommunale Wahlen oder andere Veranstaltungen finden seit der Fertigstellung des Bürgertreffs im Jahr 2014 dort statt, das Rathaus war obsolet. Die Verwaltung und der Gemeinderat, aber auch die Hitzkofer Bürger selbst sprachen sich damals mehrheitlich für den Abbruch des Gebäudes aus. Sie waren im Zuge eines Beteiligungsprozesses involviert worden.
Vor allem Gemeinderat Wolfgang Müller konnte sich mit dem Abbruch allerdings nicht anfreunden. Zum einen
schreckten ihn die enorm hohen Kosten für den Abbruch aufgrund der schwierigen Hanglage ab. Der Abbruch wurde mit 120 000 Euro im Haushalt veranschlagt. Seine zweite Sorge galt der Optik, denn mit dem Abbruch wäre in dem dortigen Straßenensemble eine enorme Lücke entstanden; die Grundstücksgröße beträgt etwa 1500 Quadratmeter. Mit wenig Hoffnung wurde daher die Idee aufgegriffen, das Gebäude günstig zu verkaufen und mit hohen Sanierungsauflagen zu versehen.
Doch die Gemeinde hatte Glück: Jürgen Buck aus Würtingen im Kreis
Reutlingen wurde von seiner Schwester auf das Maklerinserat aufmerksam gemacht. Als gebürtiger Sigmaringendorfer kannte er die Gegend, und die Aufgabe der Sanierung reizte den versierten Handwerker und gelernten Maler. So kam der Kauf zustande, sodass Buck und seine Partnerin in jeder freien Minute an ihrem Großprojekt arbeiteten. Von Berufs wegen kommt Jürgen Buck in sehr viele Häuser und wurde dabei von sehr vielen Ideen inspiriert, die er im Eigenheim umsetzen konnte. Vermeintliche Schwierigkeiten, wie beispielsweise nicht genormte Türmaße, löste der geschickte Handwerker, indem er die Türen samt Zargen einfach mit einem befreundeten Schreiner selbst baute.
Eine Besonderheit des Gebäudes sind zwei sehr gut erhaltene Gewölbekeller. Der größere davon geht über die komplette Gebäudelänge von der Straße bis hin zum Hang, der zweite ist sogar ein Doppelgewölbe hinter dem Gebäude. Dem Paar war wichtig, diese Besonderheit zu erhalten: Der Boden aus Quaderkalkstein und das Gewölbe wurden saniert. Der kühlende Charakter des Kellers wurde somit erhalten, ebenso der Charme der Rundung.
Im Eingangsbereich wurden bewusst die beiden nebeneinanderliegenden Haustüren gelassen – der Stil des Rathauses sollte von außen nicht verändert werden. Und weil er den Schriftzug „Rathaus“so schön fand, polierte und lackierte Buck die Lettern und brachte sie an der Giebelseite wieder an.
Jetzt sollen noch Arbeiten im Außenbereich stattfinden, sofern es die Zeit erlaubt. Eine schöne Natursteinmauer hinter dem Gebäude gibt einen ersten Eindruck von der Außengestaltung. „Wir sind angekommen in unserem Heim und fühlen uns sehr wohl“, erklärt das Paar.
Für die Ortsdurchfahrt von Hitzkofen ist das alte neue Rathaus ein echter Gewinn – darüber freut sich ganz besonders Gemeinderat Wolfgang Müller.