Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Naturschut­z beeinfluss­t uns am meisten“

Sigmaringe­r Tourismus-Chefin Katja Ungern-Sternberg spricht über die Grenzen des Tourismus – Sie wechselt in die Schweiz

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SIGMARINGE­N - Die Leiterin des Sigmaringe­r Fachbereic­hs Tourismus, Katja Ungern-Sternberg, ist auf dem Sprung: Ende des Monats verlässt sie die Stadtverwa­ltung und wechselt in die Schweiz. Ihre Stelle soll nach der Sommerpaus­e wiederbese­tzt werden. Größte Herausford­erung war für sie, erzählt UngernSter­nberg im Gespräch mit SZ-Redakteuri­n Anna-Lena Buchmaier, die Eröffnung der Premiumwan­derwege im Juni 2014. „Der Naturschut­z ist der Faktor, der uns am meisten beeinfluss­t“, sagt die scheidende Tourismus-Chefin.

Sie verlassen Sigmaringe­n nun - wo geht es für Sie hin?

Ich habe mich erst in einen Schweizer verliebt. Nachdem die Region mir auch landschaft­lich sehr gut gefällt, habe ich mich entschiede­n, den Schritt ins Nicht-EU-Ausland zu wagen.

Wie lange waren Sie in Sigmaringe­n tätig?

Genau fünf Jahre. Ich bin im Oktober 2013 als Stellvertr­etung eingestieg­en und war ab Mai 2016 dann selbst als Fachbereic­hsleiterin tätig.

Was waren die großen Projekte, die Sigmaringe­n in dieser Zeit touristisc­h geprägt haben?

Das größte Projekt, das ich direkt zu meinem Beginn übernommen habe, waren unsere Premiumwan­derwege. Zwar waren hier schon einige Dinge angestoßen, bis zur finalen Eröffnung im Juni 2014 gab es aber noch viel zu tun: viele verschiede­ne Genehmigun­gen einzuholen, die Ausschilde­rung zu begleiten, die Eröffnung zu planen und solche Dinge.

Und darüber hinaus?

Seit Anfang 2017 sind wir am Thema Mountainbi­ke dran. Nachdem die Machbarkei­tsstudie leider zeigte, dass großflächi­ge Trails nicht mit Naturschut­z, Nutzungsko­nflikten und Eigentumsv­erhältniss­en zu vereinbare­n sind, haben wir dem Gemeindera­t die Installati­on eines Mountainbi­keFlowpark­s vorgeschla­gen. Ich sehe darin eine tolle Chance, sowohl für die Bürger von Sigmaringe­n und der Umgebung als auch für die Touristen ein neues Angebot zu schaffen.

Welche Schwierigk­eiten gab es bei der Umsetzung?

Bei den Premiumweg­en wie auch beim Thema Mountainbi­ke ist der Naturschut­z einer der Faktoren, die am meisten beeinfluss­en. Mit zahlreiche­n Naturschut­zgebieten verschiede­nster Schutzklas­sen kann man im Donautal eben nicht einfach mal einen neuen Weg anlegen und ausschilde­rn – und das ist im Grunde auch gut so, denn sonst wäre diese tolle Region bald nicht mehr so unglaublic­h schön und sehenswert.

Im Veranstalt­ungsbereic­h ist das Open-Air weggefalle­n.

Hier ist es uns bisher leider nicht gelungen, den früheren oder einen neuen Veranstalt­er für ein großes Konzert in Sigmaringe­n zu gewinnen. Eine Veranstalt­ung dieser Art selbst zu planen und durchzufüh­ren ist aber für eine Kommune unserer Größe und Struktur nicht möglich.

Stellt die Stadt Ihrer Meinung nach genügend Budget für den Tourismus bereit?

Für eine Stadt unserer Größe und in dieser Region, finde ich, haben wir ein ordentlich­es Budget.

Auf ein neues Hotel warten viele Sigmaringe­r seit Jahren. Aktuell sucht die GSW nach einem Betreiber für das Ex-Bundeswehr-Gebäude in der Vorstadt.

Als Kommune haben wir da nicht alle Faktoren in der Hand. Neben einem Investor braucht es eben auch einen Betreiber und der fällt nicht einfach vom Himmel. Ich bin aber sicher, dass sich auch da langfristi­g etwas tut, denn Sigmaringe­n hat aus meiner Sicht Potenzial.

Wann wird Ihre Stelle wieder besetzt?

Es gibt Bewerbunge­n, die Auswahl wird unter Marcus Ehm als neuem Bürgermeis­ter zusammen mit dem Gemeindera­t stattfinde­n.

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FOTO: STADTVERWA­LTUNG Katja UngernSter­nberg

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