Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Reha-Patienten wachsen zur Gemeinschaft zusammen
15 Jahre Prostatakrebs Selbsthilfegruppe Bad Buchau-Federsee – 15 Jahre „Gemeinsam nie einsam“
BAD BUCHAU (sz) - Das 15-jährige Bestehen hat die ProstatakrebsSelbsthilfegruppe Bad Buchau-Federsee im Kurzentrum von Bad Buchau feiern können. Knapp 120 Besucher aus Ostwürttemberg durfte Vorsitzender Gerhard Beck bei der Festveranstaltung begrüßen.
Sichtlich stolz resümierte Beck die wertvolle Arbeit, die in der Selbsthilfegruppe in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten geleistet wurde. Im Gründungsjahr 2003 hat sich aus 20 Patienten der Anschlussrehabilitation an der Federseeklinik eine Gemeinschaft aus 130 Mitgliedern entwickelt. Hier haben sich durch gegenseitige Unterstützung Freundschaften entwickelt, die in schwierigen persönlichen Zeiten Kraft und Mut geben. Fachvorträge zu medizinischen Fragen mit Spezialisten aus dem gesamten süddeutschen Raum und regelmäßige Gesprächsund Informationsrunden mit durchschnittlich 40 Teilnehmern vermitteln den Betroffenen Wissen zur Krankheit und der persönliche Austausch trägt zur Lebensqualität bei. Ein besonderes Anliegen war es dem Vorstand, auch den Partnerinnen im Saal zu danken, denn sie begleiten die Betroffenen, unterstützen und helfen im täglichen Umgang mit der Erkrankung.
Aus medizinischer Sicht betreut Professor Dr. Martin Huonker, Chefarzt für Innere Medizin in der Federseeklinik, die Selbsthilfegruppe, vermittelt Expertenvorträge und hilft bei medizinischen und organisatorischen Fragen. „Eine Jubiläumsfeier einer Selbsthilfegruppe – eine Veranstaltung, der man am liebsten nicht beiwohnen möchte und gleichzeitig von immenser Bedeutung ist“, sagte Walter Hummler, Geschäftsführer des Gesundheitszentrums Federsee. „ Denn das Teilen von Leid sowie der gegenseitige Rat und die Erfahrung verbinden die Mitglieder und gibt allen Kraft und Mut.“
Die Weitergabe der Erfahrung im Umgang mit der Erkrankung stand auch bei der Jubiläumsveranstaltung im Fokus und wurde insbesondere bei den zahlreichen Ehrungen der langjährigen Mitglieder deutlich. Denn darunter waren auch die Gründungsmitglieder Gerhard Beck und Otto Abrell, die Betroffenen bereits seit 15 Jahren ehrenamtlich mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zusätzlich erhielt Gerhard Beck für sein Engagement das Verbandsabzeichen in Silber des Bundesverbands Prostatakrebs-Selbsthilfe.
Mehr Lebensqualität
Professor Dr. Christian Bolenz, Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Ulm, fasste in seinem Fachvortrag die positive Entwicklung in der medizinischen Behandlung von Prostatakrebs in den vergangenen 15 Jahren zusammen. Durch Aufklärungskampagnen konnte eine größere Transparenz und ein offenerer Umgang mit der häufigsten Krebserkrankung bei Männern erzielt werden. Darüber hinaus haben neue Therapiestandards und eine Steigerung der Genauigkeit der Biopsie eine höhere Qualität in der Behandlung erreicht. In den vergangenen Jahren sei mehr und mehr dazu übergegangen worden, bei einer Erkrankung nicht sofort zu operieren, sondern auch vermehrt auf aktive Überwachung zu setzen. Dies bedeute in vielen Fällen eine höhere Lebensqualität, da ein Patient nicht mit den Folgen der Operation zurechtkommen müsse, so Bolenz. Denn nicht immer sei eine Operation medizinisch notwendig. Teilweise können Patienten unter Beobachtung nahezu unbeeinträchtigt mit der Erkrankung leben.
Ist dies nicht der Fall und wird krankheitsbezogenes Wissen und der Erfahrungsaustausch von Betroffenen gesucht, dann hilft die Selbsthilfegruppe von Gerhard Beck – getreu dem Motto der Gruppe „Gemeinsam nie einsam“.
Weitere Informationen zur Veranstaltung oder der Selbsthilfegruppe gibt es unter