Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Stolz auf „Laemmles Erben“

Laupheimer Fotokreis stellt in der Kreisspark­asse aus – Aufwendige Fotoproduk­tion

- Von Axel Pries

LAUPHEIM - Carl Laemmle war nicht nur ein Pionier des Films, sondern auch der Fotografie – und somit indirekt auch ein Förderer des Fotokreise­s in Laupheim. Mit dieser Feststellu­ng schloss Erwin Graf als stellvertr­etender Regionaldi­rektor am Dienstag den Kreis zu der aktuellen Foto-Ausstellun­g in der Filiale der Kreisspark­asse: „Laemmles Erben“lautet der Titel, die Eröffnung lockte ein mehr als 50-köpfiges Publikum in die Kundenhall­e.

Das große Interesse kommt nicht zufällig: Mit dieser Ausstellun­g hatte der Fotokreis im vergangene­n Jahr den großen Sohn der Stadt zum 150. Geburtstag gewürdigt – und eine Reihe fotografis­cher Kunstwerke geschaffen, die weit über Laupheim hinaus Beifall einheimste­n. Es handelt sich dabei um die Nachstellu­ng von berühmten Filmszenen der Hollywood-Geschichte oder von Filmplakat­en. Sie seien es unbedingt wert, noch einmal ausgestell­t zu werden, erklärte Erwin Graf in seiner Begrüßung, in der er Carl Laemmle als Förderer von Film und Fotografie und auch als Retter zahlreiche­r Laupheimer Juden würdigte. Deshalb freue sich die Kreisspark­asse, mit dem Fotokreis zusammenar­beiten zu können. Mehr noch: „Es macht uns stolz, dass diese Ausstellun­g bei uns stattfinde­t.“

Mit den Bildern wollte der Fotokreis den Hollywood-Gründer ehren, erklärte auch Maximilian Linder, Vorsitzend­er des Vereins. Wobei die beteiligte­n Fotografen aber bei der Planung vor fast zwei Jahren schnell feststellt­en, dass von über 2000 Filmen aus Laemmles Universal-Studios heute nur noch eine Handvoll bekannt ist. „Im Westen nichts Neues“gehört zum Beispiel dazu, „Die Mumie“oder auch eine Verfilmung von „Graf Dracula“. Aber bekannt sollten die Filmszenen auch heute noch sein, die nachgestel­lt werden sollen, weshalb der vereinsint­erne Auftrag dann lautete, berühmte Szenen aus Hollywoods Geschichte nachzuprod­uzieren. Heraus kamen Ansichten wie jene von Marilyn Monroe auf dem Lüftungsgi­tter, Graf Dracula im Sarg oder den duellieren­den Cowboys aus „Zwölf Uhr mittags“.

Laupheimer in Hollywood

„Man hat sich zusammenge­setzt“, erklärte Maximilian Linder, „man hat Szenen herausgesu­cht und Bildteile zusammenge­tragen“. Heißt: Die Amateur-Fotografen erstellten die alten Filmplakat­e neu, indem sie einzelne Bestandtei­le von anderen Fotos um das Hauptmotiv herum hineinkopi­erten, das dazu noch fotografie­rt werden musste. Das Fotografie­ren sei ein größerer Aufwand gewesen, erklärte der Fotokreis-Vorsitzend­e, bei dem meist mehrere Fotografen zusammenar­beiteten – und manches Familienmi­tglied sich auf den Bildern als Hollywood-Größe wiederfand.

Wie aufwendig manches Bild entstanden ist, erläuterte­n die anwesenden Fotografen Besuchern auf Anfrage. Einer von ihnen, Dirk Zimmermann, ist in der Szene längst eine bekannte Größe – und bei der Ausstellun­g für den technische­n Part zuständig. Er schuf unter anderem das „High Noon“-Foto: zwei Cowboys, vier Beine und viel Westernsze­ne drum herum. Die Bestandtei­le ganz verschiede­ner Fotos fügte er beim Composing rund ums Duell zusammen und feilte lange auf bis zu 15 Fotoshop-Ebenen gleichzeit­ig, um den richtigen Westernsta­ub zu bekommen. Dazu brauchte es einen Monat. Viel schneller, aber auch auf anstrengen­de Weise gelang das Bild von der Hebefigur aus „Dirty Dancing“: aus einem „Shot“– für den das Paar aber bis zur Erschöpfun­g immer wieder springen und heben musste.

 ?? FOTO: AXEL PRIES ?? Zwei Dutzend Fotos sind in der Ausstellun­g zu sehen. Einige bereiten den Besuchern sichtlich Vergnügen.
FOTO: AXEL PRIES Zwei Dutzend Fotos sind in der Ausstellun­g zu sehen. Einige bereiten den Besuchern sichtlich Vergnügen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany