Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Digitalmin­ister ist zu nachsichti­g

- Von Hannes Koch wirtschaft@schwaebisc­he.de

Die Versorgung­slücken beim Internet sind kein Zufall und beim Mobilfunkn­etz ebenso wenig. Die teilweise schlechte Versorgung der Bürger mit moderner Kommunikat­ion zeugt von alten Fehlern. Weder die Regierung noch die Netzagentu­r in Bonn haben es bisher geschafft, die Telekommun­ikationsfi­rmen zu verpflicht­en, alle Einwohner flächendec­kend an Leitungen und Sender anzuschlie­ßen.

Und nun drohen sich diese Fehler zu wiederhole­n. Die geplante Versteiger­ung der Frequenzen für die fünfte Mobilfunkg­eneration scheint vor allem dazu zu dienen, die Löcher im Netz der vierten Generation zu stopfen. Und das noch nicht einmal richtig. Zwar soll die Übertragun­gsgeschwin­digkeit von derzeit 50 auf 100 Megabit pro Sekunde steigen. Doch wieder einmal profitiere­n nur 98 Prozent der Privathaus­halte – theoretisc­h. Praktisch bleiben mehr Bürger draußen.

Der Grund: Wie so oft fasst die Regierung die Unternehme­n mit Samthandsc­huhen an. Besonders vom ehemaligen Staatskonz­ern Deutsche Telekom, der noch immer teilweise in Bundesbesi­tz ist, lässt sich die Politik gerne um den Finger wickeln. Stattdesse­n müssten Regierung und Agentur den Netzbetrei­bern die flächendec­kende Versorgung und zu diesem Zweck Kooperatio­n untereinan­der vorschreib­en.

In anderen Bereichen der öffentlich­en Infrastruk­tur geht das auch. Was wäre wohl in Digitalmin­ister Andreas Scheuers Wahlkreis los, wenn er zwei Prozent seiner Wähler erklärte: Leider kein Strom für die Lampen, kein Gas zum Kochen, kein Wasser für die Dusche?

Flächendec­kendes schnelles Internet und Mobilfunk gehören in einer modernen Gesellscha­ft zur Daseinsvor­sorge. Die intelligen­ten Anwendunge­n der Zukunft, beispielsw­eise autonome Fahrzeuge und Fabriken, müssen in jedem Winkel dieses Landes zu betreiben sein – auf der Schwäbisch­en Alb ebenso wie im Allgäu und der Uckermark.

Die Löcher im Internet sind kein Zufall. Abnehmende­s Vertrauen in die Leistungsf­ähigkeit des Gemeinwese­ns auch nicht.

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