Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Neuordnung bei den Börsenbaro­metern

Deutsche Börse setzt Neuglieder­ung der Auswahlind­izes um – Änderungen auch im SZ-Börsentabl­eau

- Von Florian Junker

RAVENSBURG - Am deutschen Aktienmark­t sind zu Wochenbegi­nn grundlegen­de Änderungen in den Indizes der Deutschen Börse in Kraft getreten. Diese betreffen zum einen die turnusmäßi­gen Anpassunge­n der Werte in den vier Auswahlind­izes Dax, MDax, TecDax und SDax. Diese betreffen zum anderen aber auch Neuregelun­gen in der Index-Architektu­r. So mancher Titel aus der ersten Reihe wird dann zum Beispiel auch im TecDax gelistet, andere Unternehme­n müssen dafür weichen.

„Es war Zeit für diese Anpassung, insbesonde­re in der Technologi­ebranche“, erklärt der Kaufbeurer Vermögensv­erwalter Ingo Schweitzer von der Anceka AG. Titel wie SAP, Infineon oder die Telekom werden künftig sowohl im Index für Technologi­ewerte als auch – wie bisher – in den 30 großen Werten des Standardwe­rteindex Dax enthalten sein. In den USA sind solche Doppellist­ungen bereits üblich – nun werden sie auch hierzuland­e möglich.

„Anleger sollten beachten, dass sich damit die Risikozusa­mmensetzun­g eines Index ändern kann“, erklärt der Anceka-Vorstand, „künftig werden zum Beispiel eine Handvoll großer Unternehme­n über die Hälfte des Gesamtgewi­chts des TecDax ausmachen.“Wer bisher einen Teil seines Vermögens in einen TecDaxInde­xfonds investiert hat, wird nach der Indexumste­llung eine viel stärkere Konzentrat­ion auf etablierte Titel im Depot haben.

Der MDax wird dagegen von 50 auf 60 Werte aufgestock­t, der SDax sogar von 50 auf 70. Auch hier fällt die Trennung zwischen Klassiktit­eln und Technologi­ewerten weg. „Das bringt zwar einerseits eine interessan­te breitere Streuung, aber natürlich schwanken gerade Wachstumsw­erte erfahrungs­gemäß etwas mehr als zum Beispiel ein etablierte­r Chemiekonz­ern“, sagt Investment­fachmann Schweitzer. Wer etwa in Sparpläne auf den TecDax, SDax oder MDax einzahlt, sollte überprüfen, ob die nun noch zur eigenen Investment­strategie passen.

Gewinner und Verlierer

Generell ist es für den Kurs einer Aktie positiv, in einem Index aufzutauch­en, denn dann müssen zum Beispiel Fonds, die den Index direkt abbilden, solche Titel kaufen. Auch die mediale Aufmerksam­keit steigt. So springt in aller Regel die Nachfrage an und sorgt für positive Kurseffekt­e. Das Gleiche gilt umgekehrt für Abstiegska­ndidaten, wer zum Beispiel aus dem gefragten Dax-Index fällt, muss in der Regel erst einmal Kursverlus­te hinnehmen.

„Allerdings sollten langfristi­g denkende Anleger die Indexzugeh­örigkeit auch nicht überbewert­en“, rät Anton Vetter, Vorstand der BV & P Vermögen AG aus Kempten, „denn Indexzusam­mensetzung­en erfolgen in der Regel automatisi­ert, etwa aufgrund des Börsenwert­s oder der Handelsums­ätze.“Die tatsächlic­he Qualität eines Unternehme­ns, die Fähigkeit, Krisen zu meistern, oder die Zukunftsch­ancen des Geschäftsm­odells würden hierbei nicht berücksich­tigt.

Natürlich ist es in der Regel für Privatanle­ger besonders günstig, über Indexfonds (ETFs) nicht nur auf Einzelakti­en, sondern gleich auf die vielen Werte eines Börsenbaro­meters wie den TecDax zu setzen. „Allerdings sollte man sich dann bewusst sein, dass in so einem Aktienkorb gute und schlechte Unternehme­n bunt gemischt sind“, erklärt Vetter. Doch auch als überzeugte­r ETF-Anleger sollte man, statt einfach einen Index blind zu kaufen, immer genau analysiere­n, was man sich im Einzelnen tatsächlic­h ins Portfolio holt. Die neuen Regeln der DaxFamilie können ein guter Anlass sein, bestehende Positionen noch einmal genau zu überprüfen.

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