Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die letzten Blüten des Jahres für die Liebsten
Zu den Gedenktagen im Herbst rücken der Friedhof und die richtige Bepflanzung verstärkt ins Bewusstsein
BONN (dpa) - Mit Beginn des Herbstes kehrt der Friedhof ins Gedächtnis zurück. Das schöne bunte Laub ausgenommen, beginnt mit dem Oktober aber gerade jene Zeit im Jahr, in der die Witterung umschlägt. Es ist immer häufiger grau, kalt, nebelig und verregnet. Und die Natur wird zusehends kahler. Die näher rückende dunkle Jahreszeit macht es Grabbesitzern noch schwieriger. Wie kann man die Gräber schön und zugleich frostfest bepflanzen?
Für den Herbst:
Solange der Boden noch warm ist, wird das Grab nicht mit Moos und immergrünen Zweigen zugedeckt. Dann können auch noch gut neue Koniferen, Gehölze und Stauden in den Boden kommen. An diesen Tagen bieten Astern attraktive Blüten, ebenso Chrysanthemen, Herbstanemonen, Strauchveronika, Christrosen, Heidekraut, Alpenveilchen und winterharte Fetthennen.
Immer schön, aber insbesondere im Herbst gut sind Pflanzen mit schmückenden Blättern, zum Beispiel das Purpurglöckchen. Gerade die Sorten Gracillima (zart lachsrosa), Red Spangles (scharlachrot) oder Silberregen (weiß) gibt es in schönen Farbnuancen. Als herbstliche Trendpflanze für 2018 hat die Gesellschaft deutscher Friedhofsgärtner den Enzian ausgerufen. „Der Enzian symbolisiert Liebe und Treue“, erklärt die Vorsitzende Birgit EhlersAscherfeld. „Die meist blauen, aber auch weißen Blüten zeigen sich im Herbst bis zum Frost.“
Auf dem Friedhof nutzen Gärtner gerne Arrangements von Pflanzen mit starkem Symbolcharakter. „Egal, ob als Bepflanzung oder in Form von Gestecken, Kränzen oder Sträußen – sie alle sind ein sichtbares Zeichen des Gedenkens, der Dankbarkeit und der Verbundenheit“, erklärt EhlersAscherfeld. Beliebt sind vor allem zwei Symbole: „Das Herz für die Liebe und das Kreuz für den Glauben“, sagt Andreas Mäsing, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der deutschen Friedhofskultur.
Auch der Kranz gilt nicht nur direkt für die Trauerfeier als beliebtes Zeichen: Er spiegelt den Kreislauf des Lebens wider und ist zugleich ein Zeichen für Hoffnung, das ewige Leben und die Unendlichkeit – ohne Anfang und Ende. Meist wird er aus immergrünen Zweigen gebunden, dazu bieten sich beispielsweise Efeuranken, Rosen und andere haltbare Schnittblumen an.
Für den Winter: Christrosen, ● Skimmien, Gaultherien, die dazu winterlich oder gar weihnachtlich geschmückt sind, teils mit Kerzen, sind ein beliebter Grabschmuck. Wichtig bei der Wahl: „Die Pflanzen und Materialien sollen möglichst unbeschadet einige Zeit überdauern können“, erklärt Ehlers-Ascherfeld.
Für die Weihnachtszeit wird häufig auf die Farbe Rot gesetzt, zum Beispiel bieten das die Scheinbeere oder die Stechpalme mit ihren roten Früchten. Ergänzen lassen sich diese zum Beispiel durch getrocknete und rot eingefärbte Blüten der Schafgarbe oder Mohnkapseln – beides beliebte Element für Gestecke. Und
wer kein Händchen fürs Gärtnern und für Floristik hat? Es muss gar nichts Aufwendiges sein: Zur Adventszeit sind nicht nur im Haus und im Garten, sondern auch auf dem Grab Kerzen ein Gestaltungselement. Besondere Wachsmischungen brennen gleich für einige Tage, Varianten mit LEDs und Akkus arbeiten dauerhaft.
Allerdings sollte man sich bei der Friedhofsverwaltung erkundigen oder in der Friedhofssatzung nachlesen, ob brennende Kerzen erlaubt sind. Mancherorts ist das ausdrücklich verboten. Andernorts hingegen ist es sogar üblich, dass Friedhofsgärtner rund um die Totengedenktage mit lilafarbenen Kerzen ganze Friedhöfe zum Leuchten bringen.
Wie auch im Garten kann die Bepflanzung auf dem Grab im Winter mit immergrünen Zweigen abgedeckt werden. Diese lassen sich einfach auflegen oder dekorativ in die Erde stecken, da die Abdeckung vor allem dem Schmuck der Fläche dient. Empfindliche Stauden oder Bodendecker können so allerdings durchaus auch gegen strengen Frost geschützt werden, erklärt John Langley, Friedhofsgärtner und Gartenbotschafter der Loki Schmidt Stiftung.
Es bieten sich Zweige der Nordmanntanne oder der Blaufichte an, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Strukturen und Färbungen der Nadeln auch noch schöne Akzente setzen. Rein zum Winterschutz der Pflanzen eignet sich aber auch die Rotfichte.