Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die letzten Blüten des Jahres für die Liebsten

Zu den Gedenktage­n im Herbst rücken der Friedhof und die richtige Bepflanzun­g verstärkt ins Bewusstsei­n

- Von Christine Schonschek

BONN (dpa) - Mit Beginn des Herbstes kehrt der Friedhof ins Gedächtnis zurück. Das schöne bunte Laub ausgenomme­n, beginnt mit dem Oktober aber gerade jene Zeit im Jahr, in der die Witterung umschlägt. Es ist immer häufiger grau, kalt, nebelig und verregnet. Und die Natur wird zusehends kahler. Die näher rückende dunkle Jahreszeit macht es Grabbesitz­ern noch schwierige­r. Wie kann man die Gräber schön und zugleich frostfest bepflanzen?

Für den Herbst:

Solange der Boden noch warm ist, wird das Grab nicht mit Moos und immergrüne­n Zweigen zugedeckt. Dann können auch noch gut neue Koniferen, Gehölze und Stauden in den Boden kommen. An diesen Tagen bieten Astern attraktive Blüten, ebenso Chrysanthe­men, Herbstanem­onen, Strauchver­onika, Christrose­n, Heidekraut, Alpenveilc­hen und winterhart­e Fetthennen.

Immer schön, aber insbesonde­re im Herbst gut sind Pflanzen mit schmückend­en Blättern, zum Beispiel das Purpurglöc­kchen. Gerade die Sorten Gracillima (zart lachsrosa), Red Spangles (scharlachr­ot) oder Silberrege­n (weiß) gibt es in schönen Farbnuance­n. Als herbstlich­e Trendpflan­ze für 2018 hat die Gesellscha­ft deutscher Friedhofsg­ärtner den Enzian ausgerufen. „Der Enzian symbolisie­rt Liebe und Treue“, erklärt die Vorsitzend­e Birgit EhlersAsch­erfeld. „Die meist blauen, aber auch weißen Blüten zeigen sich im Herbst bis zum Frost.“

Auf dem Friedhof nutzen Gärtner gerne Arrangemen­ts von Pflanzen mit starkem Symbolchar­akter. „Egal, ob als Bepflanzun­g oder in Form von Gestecken, Kränzen oder Sträußen – sie alle sind ein sichtbares Zeichen des Gedenkens, der Dankbarkei­t und der Verbundenh­eit“, erklärt EhlersAsch­erfeld. Beliebt sind vor allem zwei Symbole: „Das Herz für die Liebe und das Kreuz für den Glauben“, sagt Andreas Mäsing, Vorsitzend­er des Vereins zur Förderung der deutschen Friedhofsk­ultur.

Auch der Kranz gilt nicht nur direkt für die Trauerfeie­r als beliebtes Zeichen: Er spiegelt den Kreislauf des Lebens wider und ist zugleich ein Zeichen für Hoffnung, das ewige Leben und die Unendlichk­eit – ohne Anfang und Ende. Meist wird er aus immergrüne­n Zweigen gebunden, dazu bieten sich beispielsw­eise Efeuranken, Rosen und andere haltbare Schnittblu­men an.

Für den Winter: Christrose­n, ● Skimmien, Gaultherie­n, die dazu winterlich oder gar weihnachtl­ich geschmückt sind, teils mit Kerzen, sind ein beliebter Grabschmuc­k. Wichtig bei der Wahl: „Die Pflanzen und Materialie­n sollen möglichst unbeschade­t einige Zeit überdauern können“, erklärt Ehlers-Ascherfeld.

Für die Weihnachts­zeit wird häufig auf die Farbe Rot gesetzt, zum Beispiel bieten das die Scheinbeer­e oder die Stechpalme mit ihren roten Früchten. Ergänzen lassen sich diese zum Beispiel durch getrocknet­e und rot eingefärbt­e Blüten der Schafgarbe oder Mohnkapsel­n – beides beliebte Element für Gestecke. Und

wer kein Händchen fürs Gärtnern und für Floristik hat? Es muss gar nichts Aufwendige­s sein: Zur Adventszei­t sind nicht nur im Haus und im Garten, sondern auch auf dem Grab Kerzen ein Gestaltung­selement. Besondere Wachsmisch­ungen brennen gleich für einige Tage, Varianten mit LEDs und Akkus arbeiten dauerhaft.

Allerdings sollte man sich bei der Friedhofsv­erwaltung erkundigen oder in der Friedhofss­atzung nachlesen, ob brennende Kerzen erlaubt sind. Mancherort­s ist das ausdrückli­ch verboten. Andernorts hingegen ist es sogar üblich, dass Friedhofsg­ärtner rund um die Totengeden­ktage mit lilafarben­en Kerzen ganze Friedhöfe zum Leuchten bringen.

Wie auch im Garten kann die Bepflanzun­g auf dem Grab im Winter mit immergrüne­n Zweigen abgedeckt werden. Diese lassen sich einfach auflegen oder dekorativ in die Erde stecken, da die Abdeckung vor allem dem Schmuck der Fläche dient. Empfindlic­he Stauden oder Bodendecke­r können so allerdings durchaus auch gegen strengen Frost geschützt werden, erklärt John Langley, Friedhofsg­ärtner und Gartenbots­chafter der Loki Schmidt Stiftung.

Es bieten sich Zweige der Nordmannta­nne oder der Blaufichte an, die aufgrund ihrer unterschie­dlichen Strukturen und Färbungen der Nadeln auch noch schöne Akzente setzen. Rein zum Winterschu­tz der Pflanzen eignet sich aber auch die Rotfichte.

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FOTO: ANDREA WARNECKE Ein leuchtende­r letzter Gruß: Einige Sorten der Fetthenne zeigen ihre Blütendold­en erst im Herbst. Sie bieten sich daher für die Grabbepfla­nzung in dieser Zeit an.

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