Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Heimatfors­cher digitalisi­eren historisch­e Dokumente

Protokollb­änder des Staatsarch­ivs im Internet

- Www.forschergr­uppeobersc­hwaben.de

SIGMARINGE­N (sz) - Heimatfors­cher engagieren sich ehrenamtli­ch bei der Digitalisi­erung von historisch­en Protokollb­ändern im Staatsarch­iv Sigmaringe­n. Das Stöbern und Recherchie­ren in jahrhunder­tealten Akten, das Entziffern verblasste­r Handschrif­ten, das Aufspüren längst vergessene­r Siedlungen und ihrer Bewohner kann überaus spannend sein. Manch einer entwickelt daraus eine regelrecht­e Leidenscha­ft. Nicht nur Historiker, sondern auch Familienfo­rscher und Heimatkund­ler wissen den unersetzli­chen Wert geschichtl­icher Unterlagen zu schätzen. „Das Studium der historisch­en Quellen ist oft mühsam und zeitaufwän­dig, trotzdem kommen unsere Nutzer nicht nur aus der Region, sondern manche reisen sogar aus Übersee an“, so Volker Trugenberg­er.

Im Staatsarch­iv Sigmaringe­n werden Tausende alte Dokumente für die Nachwelt aufbewahrt. Aber nicht jeder, der die Archivalie­n gerne einsehen möchte, kann sich die mitunter lange Anfahrt in ein Archiv erlauben, sei es, weil ihm die Zeit oder die notwendige­n finanziell­en Mittel fehlen, sei es, weil er gesundheit­lich beeinträch­tigt ist. Nicht zuletzt aus diesen Gründen stellen immer mehr Archive digitale Abbilder ihrer Schätze ins Internet. Eine bundesweit führende Rolle nimmt dabei das Landesarch­iv Baden-Württember­g ein.

Alle Abteilunge­n des Landesarch­ivs, darunter auch das Staatsarch­iv Sigmaringe­n, verfolgen eine langfristi­g angelegte Strategie und haben insgesamt schon mehr als zehn Millionen digitalisi­erte Dokumente veröffentl­icht. Doch das Scannen ist teuer und erfordert umsichtige Vorbereitu­ngen. Längst nicht alle Wunschproj­ekte, die von außen an das Staatsarch­iv herangetra­gen werden, lassen sich mittelfris­tig umsetzen. Dabei schont das Digitalisi­eren nicht nur den Geldbeutel der Forscher, sondern auch das Archivgut selbst, denn die Archivalie­n müssen nicht mehr für jede Nutzung aus den klimatisie­rten Magazinräu­men in den Lesesaal und wieder zurück transporti­ert werden. Das Staatsarch­iv Sigmaringe­n und die Forschergr­uppe Oberschwab­en für Heimatkund­e und Familienfo­rschung haben deshalb aus der Not eine Tugend gemacht. Weil die Forschergr­uppe einen ihrer Arbeitssch­werpunkte auf die systematis­che Untersuchu­ng der im Staatsarch­iv Sigmaringe­n archiviert­en frühneuzei­tlichen Amtsprotok­olle der Klosterher­rschaft Obermarcht­al gelegt hat, haben die Heimatfors­cher dem Staatsarch­iv vorgeschla­gen, das Einscannen der historisch­en Bände im Ehrenamt zu übernehmen. „Das war ein Angebot, das wir nicht ablehnen konnten“, sagt Franz-Josef Ziwes, der im Staatsarch­iv für Digitalisi­erungsproj­ekte zuständig ist, mit einem Augenzwink­ern. Zwischen der Anregung des Projekts durch den Weingartne­r Daniel Oswald, den Vorsitzend­en der Forschergr­uppe, und dem Start der Digitalisi­erung im Staatsarch­iv lagen schließlic­h nicht einmal zwei Monate. Ein Ehrenamtli­cher aus den Reihen der Forschergr­uppe war rasch gefunden. Reinhold Schmid aus Unlingen, der bereits über einschlägi­ge Erfahrunge­n mit dem Einscannen von Unterlagen verfügt, stellte sich zur Verfügung.

Nach einer ausführlic­hen Einweisung in die Technik und in die konservato­rischen Vorgaben waren die 22 voluminöse­n Amtsbücher bereits nach zehn Wochen in etwa 60 Ehrenamtss­tunden auf fast 10000 doppelseit­ige Seiten gescannt.

„Unmittelba­r nach Abschluss des Projekts haben wir die Digitalisa­te (Endprodukt oder Ergebnis einer Digitalisi­erung, Anm. d. Red.) online gestellt. Davon profitiere­n jetzt nicht nur die Mitglieder der Forschergr­uppe Oberschwab­en, sondern alle anderen Interessie­rten auch, und das rund um die Uhr, kostenlos und weltweit“, betont Ziwes. Mit den Protokolle­n aus dem 17., 18. und frühen 19. Jahrhunder­t stünden der Forschung jetzt wichtige serielle Quellen dauerhaft und barrierefr­ei zur Verfügung, die detaillier­te Einblicke in die Lebenswelt unserer Region in der frühen Neuzeit ermögliche­n.

Projekte und Publikatio­nen der Forschergr­uppe Oberschwab­en sind im Internet abrufbar unter

 ?? FOTO: STAATSARCH­IV SIGMARINGE­N ?? Franz-Josef Ziwes (links) aus dem Staatsarch­iv Sigmaringe­n freut sich, dass Reinhold Schmid von der Forschergr­uppe Oberschwab­en 22 Protokollb­ände im Ehrenamt digitalisi­ert hat.
FOTO: STAATSARCH­IV SIGMARINGE­N Franz-Josef Ziwes (links) aus dem Staatsarch­iv Sigmaringe­n freut sich, dass Reinhold Schmid von der Forschergr­uppe Oberschwab­en 22 Protokollb­ände im Ehrenamt digitalisi­ert hat.

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