Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der letzte Sommer der DDR
Kruso (ARD, Mi., 20.15 Uhr)
– Eigentlich will Student Edgar (Jonathan Berlin) aus der DDR fliehen.
Von der Insel Hiddensee nach Dänemark schwimmen. Er wird von Alexander Krusowitsch, genannt Kruso (Albrecht Schuch), abgehalten. Der verschafft dem gestrandeten Edgar auch gleich eine Stelle als Saisonkraft in der Gaststätte „Zum Klausner“. Eine Insel auf der Insel für Aussteiger und Alternative. Doch die flüchten sich immer weniger nach Hiddensee, sondern reisen im letzten Sommer der DDR über Ungarn in die vermeintlich echte Freiheit: in die BRD. Inselguru Kruso, den Schuch als sanften und zutiefst verletzten Idealisten spielt, hält an der Utopie fest. „Kruso“ist die Adaption von Lutz Seilers gleichnamigen Roman. Regisseur Thomas Stuber und Drehbuchautor Thomas Kirchner machen aus dem Stoff einen Film, der neben historischen Fakten auch mit fantastischen Elementen spielt. Einerseits ist gerade das die Stärke des Films, andererseits wirken die fast traumhaft anmutenden Szenen nach dem eher faktischen Einstieg zunächst etwas fehl am Platz.
Wer sich aber von Anfang an auf die Erzählweise einlässt, findet in „Kruso“einen einfühlsamen, tiefsinnigen und mitreißenden Film, der die DDR aus einem filmisch weniger ausgeleuchteten Winkel betrachtet. Er erzählt von Menschen, die ihre Freiheit finden, ohne die Grenzen der DDR zu überschreiten.