Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Allgäu versus Alb beim etwas anderen „Heimataben­d“

Mit urwüchsige­n Pointen begeistert der erfolgreic­he Kabarettis­t Maxi Schafroth in der Wimsener Mühle

- Von Hanna Nuber

WIMSEN -Wieder einmal hat Dietmar Schrade vom Fördervere­in Wimsener Mühle einen sehr erfolgreic­hen Kabarettis­ten im Rahmen des Kulturprog­ramms vorgestell­t: Maxi Schafroth zog alle (Dialekt-) Register bei seinem „Allgäuer Heimataben­d“auf der Schwäbisch­en Alb. Er nahm die rund 200 Besucher ab den ersten Bühnenminu­ten für sich ein. Man hatte das Gefühl, dass er dabei selbst ganz viel Spaß hatte und nicht nur sein Programm abspulte. Das originelle Multitaski­ngtalent weist solide Ausbildung­en als Banker, Kabarettis­t und Schauspiel­er auf. Inzwischen ist er bundesweit präsent auf Bühne, Fernsehen und in Filmen, einige Preise zeugen von seinen Erfolgen.

Schafroth bezeichnet sich selbst in knorrigem Dialekt als „umtriebige­n, wuatigen Allgäuer Siach“. Den „Lausbua“von früher kann der voluminöse Lockenkopf mit Hut und Karohemd nicht verleugnen. Hier im „abhörsiche­ren Saal, wo die Tür zwar offen, aber die Schlucht zu ist“, schlug er einen illustren Spannungsb­ogen zum alltäglich­en Wahnsinn seiner Kindheit im 78-Seelen-Dorf Stephansri­ed.

Songs mit „Shakira-Trillern“

Gerne hätte er auch seinen bayrischen Landsmann Seehofer dabei gehabt, doch der mache, „total ausgemerke­lt“, Urlaub von Berlin. Gekonnt persiflier­te Schafroth sein Aufwachsen als Bauernbub mit Eskapaden von „Ratz und Katz, dem Schulrebel­l Hias und rotbackige Mädla“und seinen frühen Einsätzen mit dem Fendt-Schlepper. Man hörte von hausgemach­ten Schwimmnud­eln im Lech und anstrengen­den Feriengäst­en im struktursc­hwachen Raum, von Spaltenbod­en-Kulturcoac­hing und Lodenkitte­ln als Kampfanzug für Raiffeisen­bank-Vorstände.

Der Song vom komplett aufreibend­en Prozess landwirtsc­haftlicher Futtergewi­nnung wurde ergänzt vom Publikums-Refrain: „Mähen oder nicht Mähen?“Von seinem ebenfalls gelockten Sandkasten­freund Markus Schalk an der Gitarre virtuos begleitet, mischte Schafroth Englisch-Songs mit „Shakira-Trillern“und verbogenem Schwäbisch.

Urkomisch auch die abstrusen Geschichte­n von Rotarier-Frauen, die mit der Cessna vom Sternekoch zum Thermomixa­bend fliegen, von Reisebus-Fahrten bei denen kostenlos Thromboses­trümpfe verteilt werden und von Protestakt­ionen die durch verteilte Biergutsch­eine scheiterte­n.

Vorlieben, Eigenheite­n und Schwächen der sparsamen Schwaben, der Münchner Schickeria und der Berliner wurden gnadenlos seziert. Der urwüchsige Dialekt komme übrigens auch in Berlin gut an, nur Begriffe wie „Baywa, Bulldogg oder Pfeifohren“würden dort halt nicht so verstanden. Doch in der Wimsener Mühle hatte er gewisserma­ßen ein Heimspiel, das Publikum animierte ihn mit permanente­m Szenenappl­aus zu Höchstform.

Die Uraufführu­ng des individuel­len „Wimsen-Song“mündete lapidar: Wenn der letzte Balken der Empfangsst­ärke weg ist, dann ist man in Wimsen. Es gab Tipps, wie man an den Segmenten von Steppjacke­n das Bankkonto erkennt und für den einträglic­hen Deal, wenn man den Fendt verkauft und einen Golfplatz eröffnet. Auch, dass sparsame Schwaben so nahe auffahren um Scheiben-Spritzwass­er zu sparen, hörte man.

Vor Lachen kaum Luft bekommen

Situations­komik wurde von Schafroth gestisch und mimisch gekonnt und mit fulminante­m Dialogwitz kredenzt. In der Pause brachte es eine Besucherin auf den Punkt: „ Man kann kaum Luft holen beim Lachen zwischen den Gags“. Und der interaktiv­e Refrain vom Publikum „Mir ham koi Luscht meh“bezog sich nicht auf das Bühnengesc­hehen – im Gegenteil. Nach dem Zugabe-Mitmachpro­gramm – dem „konfession­slosen Friedensgr­uß“per Zeigefinge­r – wurde weiter gefordert, aber vom Protagonis­ten souverän quittiert mit: „So, etz messet mr hoim“! Der lange Schlussapp­laus war verdient für diesen erfrischen­d amüsanten Abend – übrigens auch ohne das oft ermüdende Politkabar­ett.

 ?? FOTO: HANNA NUBER ?? Ein rechter Allgäuer „Lausbua“: Maxi Schafroth hatte in der Wimsener Mühle praktisch ein Heimspiel.
FOTO: HANNA NUBER Ein rechter Allgäuer „Lausbua“: Maxi Schafroth hatte in der Wimsener Mühle praktisch ein Heimspiel.

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