Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ein Kinderparadies „hinterm Bussen“
Die Domäne Buchay fällt hauptsächlich den Radlern und Wanderern auf
BUCHAY - Fragt man die Offinger Ortsvorsteherin Frieda Traub oder auch eine ehemalige Möhringerin wie Uschi Strobel aus Kanzach, wo Buchay liegt, erntet man zuerst mal leichtes Lächeln, bevor die Aufklärung folgt. Die Domäne Buchay, „hinter dem Bussen“auf der Westseite des heiligen Bergs Oberschwabens gelegen, kennt man hier nur unter „Boghoi“. Woher diese sprachliche Abwandlung sich ableitet, wissen auch die zwei Damen nicht. Heute ist es etwas ruhiger geworden auf dem stattlichen Anwesen, nur Rinder weiden um das Gehöft und nur eine Familie wohnt noch in dem ehemals stattlichen Herrenhaus.
Das ganze Anwesen mit Wohnhaus, Stallungen und Remisen, sowie großer Grund und Boden nebst Waldungen, war einstmals im Besitz des Hochadels von Thurn und Taxis in Regensburg. Verwalter kümmerten sich um die stattliche Domäne. Heute ist alles in privater Hand. Fürstin Gloria hat den Besitz an einen Investor veräußert. Ein Landwirt aus der näheren Umgebung bewirtschaftet als Pächter die Felder. In dem stattlichen Herrenhaus wohnt eine junge Familie mit ihren zwei Kindern, dem Wachhund Lani samt vier Katzen.
Wenn man von Möhringen kommend den heiligen Berg Oberschwabens ansteuert, fährt man unwillkürlich durch ein stattliches Gehöft, die Domäne Buchay. Das Anwesen scheint, bis auf die Rinder, die auf den dazugehörenden Feldern weiden, nur zur Erntezeit mit Leben erfüllt zu sein. Ganz anders, wenn man auf das Herrenhaus mit seinen zwei Wohneinheiten zusteuert. Kaum auf dem Hof, hat nur einer hier das Sagen: Wachhund Lani, der mit Yvonne Holzmann und ihren Kindern Xenia und Linea ums Eck kommt. Sie und ihr Mann Moritz Kasper sind derzeit die einzigen Bewohner von Buchay und das bewußt und gern in der doch relativ einsamen Alleinlage „hinter dem Bussen“. Doch wie kommt eine so junge Familie dazu, hier „einsam und verlassen auf weiter Flur“ihren Wohnsitz zu nehmen?
Für Yvonne Holzmann das Normalste der Welt. Schon im Jahr 2005 hat es sie mit ihrem Mann und weiteren Familienangehörigen nach Buchay verschlagen. Sie bewohnten beide Haushälften, bis die zwei für drei Jahre eine Auszeit im Nachbardorf nahmen. Doch Ende des Jahres 2014 zog es Yvonne Holzmann und Moritz Kasper wieder auf den Bussen an den früheren Wohnort zurück. „Es war wieder wie ein Heimkommen“, schwärmt die Mutter der vierjährigen Xenia und dem einjährigen Nesthäkchen Linea. Gerade für die Kinder sei es ein Paradies, abseits von Verkehr und Straßenlärm aufzuwachsen. Das glaubt man ihr gern, denn für die Kleinen haben sie und ihr Mann ein richtiges Spieleparadies aufgebaut. Ob Pool, Trampolin, Rutsche oder „Sande“, die Kleinen können sich richtig austoben. „Wir müssen keine Rücksicht auf Nachbarn nehmen, die Kinder können lärmen und toben“, strahlt Mutter Yvonne. Gerade, wenn Besuch mit Nachwuchs kommt, geht es hier schon mal rund. Und wenn man dann im Sommer im Freien grille, könne man schon mal „Fuchs und Hase gute Nacht sagen“. Sie und ihr Mann lieben nun mal die Natur und die Weite, von der sie in dieser Alleinlage mehr als genug haben. Klar, dass man dafür auch Opfer bringen muss, wie Yvonne Holzmann einräumt. Vor allem die Fahrerei ist schon mal lästig. Ob zum Einkaufen oder zum Arztbesuch mit den Kindern. Zudem muss Xenia in den Kindergarten in Offingen gebracht werden. Später gehen die Kinder zur Schule nach Uttenweiler.
Unter der Woche herrscht auf der Straße, die über Möhringen auf den Bussen führt, auch „tote Hose“. Wanderer und Radfahrer nutzen hauptsächlich die steil ansteigende Straße vornehmlich am Wochenende, so dass dann etwas Betrieb herrsche, denn der Weg führt ja direkt durch das Gehöft. In der Winterzeit wird es dann noch eine Stufe einsamer. Aber vielleicht zieht ja bald wieder eine Familie in die zweite Haushälfte. Trotzdem würde Yvonne Holzmann „für Nix und Alles“in eine Stadt ziehen. „Geht eh nicht, schon allein wegen der vier Katzen, die auch zu unserer Familie zählen“. Nicht zu vergessen Lani, der über die ganze Familie wacht und sich ständig lautstark bemerkbar macht und die Zähne fletscht. Doch bei all den Vorzügen, von denen Yvonne auf dem Gehöft Buchay schwärmt, gibt es doch einen kleinen Wermutstropfen: „Es ist halt die falsche Seite vom Bussen“. Aber das steckt sie locker weg. Interessiert Xenia wenig, denn sie muss mal wieder die Katzen streicheln und Lani bellt noch einmal, bevor der Besucher die kleine Familie „hinter dem Bussen“verlässt.