Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Sucht und Schulden verleiten zu Raubzügen
Fünf Männer erbeuten in Gammertinger und Winterlinger Lebensmittelmärkten rund 15 000 Euro
HECHINGEN - Die Diebe, die im Januar den Winterlinger Edeka-Markt und im März den „Netto“in Bitzuns im Februar den Lidl-Markt in Gammertingen mit Schusswaffen überfallen haben, stehen seit Montag in Hechingen vor Gericht. Auf der Anklagebank des Landgerichts sitzen fünf Männer im Alter von 20 bis 30 Jahre. Dreien davon wird besonders schwere räuberische Erpressung zur Last gelegt. Die beiden anderen werden der Beihilfe beschuldigt.
Für vier vollzogene Überfälle im Jahre 2018, begangen in unterschiedlicher Beteiligung, müssen sich die Fünf verantworten. In allen Fällen bedrohten sie Angestellte mit Schreckschusswaffen und zwangen diese zur Herausgabe von Geld. Erstes Objekt war am 19. Januar der Winterlinger Edeka-Markt, wo etwa 13 600 Euro erbeutet wurden. Weiter ging es knapp zwei Wochen später: Am 6. Februar war die Spielhalle Admiral in Überlingen das Ziel, die Beute 530 Euro.
Am 22. desselben Monats hatte die Bande den Lidl-Markt in Gammertingen im Visier, hier sprangen 1160 Euro heraus. Am 13. März wurde im Netto-Markt Bitz abkassiert: 2880 Euro. Offenbar gut in Fahrt, sollte gleich eine starke Woche später der Discounter Treff 3000 in Orsingen-Nenzingen heimgesucht werden. Hier kam es aber nicht mehr zur Tatausführung: Zwei der Fünf machten sich hier zwar schon ans Werk, beide wurden aber von der Polizei geschnappt: der eine auskundschaftend im Markt, der andere im Auto sitzend Maske und Schreckschusspistole griffbereit. Die Bande flog komplett auf.
Drogenkonsum, Spielsucht, teils hohe Schulden oder einfach nur Geldgier waren die Auslöser für die Überfälle. Die drei Haupttäter führte vor allem ihre Rauschgiftabhängigkeit, teils bis hin zu Kokain, und die Finanzierung der Sucht zusammen.
Im Winterlinger Edeka-Markt, den zwei Angeklagte bereits aus Einkäufen recht gut kannten, begannen sie die Raubzüge. Auch deshalb, weil in Winterlingen die Polizeistation abends nicht mehr besetzt ist und die Ordnungshüter eine relativ weite Anfahrt haben, lautete die Erklärung der Beschuldigten vor Gericht.
Drohung mit geladenen Waffen
Der damals 19-Jährige und der 28Jährige besorgten sich am Tag vor dem Überfall auf legale Weise einen Schreckschuss-Revolver in einem Fachgeschäft im Zollernalbkreis, sie kauften Skifahrer-Unterziehmasken und schmiedeten einen Plan. Hier kamen dann die zwei Mittäter ins Spiel. Einer setzte telefonisch einen Falschalarm bei der Polizei ab: eine Massenschlägerei in einer Albstädter Kneipe. So sollten Polizeikräfte gebunden werden. Zudem fungierte dieser, wie der weitere, als Späher. Während nun der 28-Jährige im Fluchtauto wartete, ging der 19-Jährige in den Supermarkt und bedrohte die Angestellten mit der mit Gasund Licht-Patronen geladenen Waffe. Aus Kasse und Tresor händigten die Angestellten 13 600 Euro aus. Davon unterschlug der Jüngere aber auf dem Weg vom Supermarkt zum Fluchtauto seinem Kompagnon einige Tausend. Die beiden Helfer wurden ohnehin mit kleineren Beträgen abgespeist. Der Jüngere gab vor Gericht an, nur deshalb mitgemacht zu haben, um seine Schulden bei „üblen Menschen“begleichen zu können. So habe er beim zweiten Mal auch gar nicht mehr mitmachen wollen. Er tat es aber doch.
Beim Überfall auf die Spielothek kam dann der dritte Haupttäter ins Spiel. Er und der 19-Jährige, bewaffnet mit Schreckschuss-Pistole und Schreckschuss-Revolver, stürmten hinein und bedrohten Angestellte. Man erhoffte sich Beute von bis zu 40000 Euro. Mit mageren 530 Euro mussten sie sich begnügen. Der 27Jährige war erneut Chauffeur, die beiden Mittäter wieder Späher.