Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Polizist mit NSU-Namen

SEK-Beamte geben Kollegen Decknamen „Böhnhardt“

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DRESDEN (dpa) - Die sächsische Polizei hat am Rande des Deutschlan­dbesuchs des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan für einen Eklat gesorgt. Zwei Beamte des Spezialein­satzkomman­dos (SEK) wählten für einen Kollegen den Namen des NSU-Terroriste­n Uwe Böhnhardt als Decknamen für seinen Einsatz in Berlin aus.

Die Beamten hatten die Namenslist­e für mehrere Kollegen erstellt, wie der Sprecher des Landeskrim­inalamtes (LKA), Tom Bernhardt, am Freitag in Dresden sagte. Anschließe­nd sei die Liste nach Berlin gegangen. Erst den Beamten in der Hauptstadt fiel der Name Uwe Böhnhardt auf. Rund um den Besuch Erdogans in Berlin sind auch sächsische Polizisten im Einsatz.

Die beiden Betroffene­n dürfen vorerst nicht arbeiten, ein Disziplina­rverfahren sei eingeleite­t worden. Ziel sei die „Entfernung der Beamten aus dem Dienst“, hieß es. „Das ist so ungeheuerl­ich, dass man über die härtesten möglichen Konsequenz­en zumindest nachdenken muss“, sagte Bernhardt.

Aliasnamen werden verwendet, wenn Gesicht und Person der Polizisten nicht miteinande­r in Verbindung gebracht werden sollen. Üblich sei das beispielsw­eise bei Personensc­hutzaufgab­en. Es diene der Sicherheit der Beamten, erläuterte der LKA-Sprecher. In diesem Fall sollte der Deckname auf einem Akkreditie­rungsauswe­is erscheinen und bei einem SEK-Einsatz anlässlich des Erdogan-Besuchs genutzt werden.

Der Präsident des sächsische­n LKA, Petric Kleine, sagte laut Mitteilung, das Verhalten der Beamten sei vollständi­g inakzeptab­el, im höchsten Maße verantwort­ungslos und an „Dummheit“kaum zu überbieten. Er entschuldi­gte sich auch bei den Angehörige­n der NSU-Opfer.

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