Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
In zwei Kapellen auf Entdeckungstour
Pfarrer Walter Stegmann machte auf Altheimer Kostbarkeiten aufmerksam
ALTHEIM - Zwei „kunsthistorische Perlen“stellte Pfarrer Walter Stegmann einem interessierten Publikum vor. Marianne Kopp, Leiterin der Geschäftsstelle Altheim der VHS Donau-Bussen, hatte die Führung in Altheim und seinem Teilort Waldhausen organisiert und damit zwei Kapellen Aufmerksamkeit beschert. Die eine steht eher unscheinbar am Wegesrand, die andere bei Gottesdiensten immer wieder im Mittelpunkt.
Zunächst öffnete sich die Pforte der Nikolaus-Kapelle in Altheim an der Straße nach Waldhausen. 1672 wurde sie von Matthias Buck, Bürger und Gastwirt aus Altheim, gestiftet und zu Ehren von Jesus, Maria, Josef und Nikolaus, dem Namenspatron erbaut. 1673 wurde sie geweiht und 1870 im neobarocken Stil neu gestaltet und auch ausgemalt. In den 1980er-Jahren, bestätigt Restaurator Adolf Sauter, wurden die zum Teil übertünchten oder fehlenden Bemalungen wieder hergestellt. Lediglich der Hochaltar ist noch aus der Entstehungszeit.
Das einfache Kirchenschiff mit dem schlichten Dachreiter mit Glocke hat eine sechseckige Apsis, was für die Erschaffung des Menschen am sechsten Tage stehen könnte, so Stegmann. Die Decke, einem Sargdeckel ähnelnd, stamme aus der Erbauungszeit und gebe dem Raum Weite. Auffallend schön ist der Mosaikboden aus dem 19. Jahrhundert, zu jener Zeit kam auch die Empore hinzu. Überhaupt zeigt sich das 19. Jahrhundert dominierend im Innenraum.
Konnte dieses „kleine Schmuckstück“lange nur von draußen betrachtet werden, so finden heute in ihr im Sommer immer wieder Rosenkranz-Andachten oder gar Eucharistiefeiern statt. Am Nikolaustag finden sich Kinder und Erwachsene morgens um 6 Uhr in der ungeheizten und nur von Kerzen beleuchteten Kapelle ein, um eine Andacht zu halten. Für die Firmlinge ist die Altheimer Nikolauskapelle eine Station bei ihrer nächtlichen Wanderung.
In der Oswaldkapelle in Waldhausen dagegen finden regelmäßig Messen statt, und in und vor ihr werden bei Vorabendmessen Erntedank und Palmweihe gefeiert. Sie ist bei vielen Menschen der gesamten Seelsorgeeinheit eine beliebte Kirche. Oben auf dem Kapellenberg muss es eine Vorgängerkirche gegeben haben. Der Bau der heutigen im barocken Stil wurde 1721 genehmigt, aber erst 1738 begonnen. Zehn Jahre später wurde die Kapelle dem Ortspatron Oswald geweiht. Mit Franz Anton Laub bezog ein Franziskaner-Eremit einen Anbau der Kirche und war nicht nur für die Messen zuständig, sondern auch für das Unterrichten der Kinder. 1886 wurde der Anbau abgebrochen.
Das rechteckige Schiff der Kapelle, das 1886 um vier Meter verlängert wurde, besitzt einen dreiseitigen Chorabschluss, dem die Sakristei angefügt ist. Als Schreiner-Gotik bezeichnete Stegmann den Hochaltar mit der oft kopierten AbendmahlsSzene, Sankt Oswald und dem Heiligen Wendelin als Figuren, die links und rechts einer Pieta stehen. Sie sei wesentlich älter, verriet Pfarrer Stegmann und sei vermutlich im 16. Jahrhundert entstanden, wurde jedoch neugotisch gefasst. Er freute sich, dass sie erhalten blieb und nannte sie das Wertvollste in der Kapelle.
1985 wurden die Glasfenster der Oswald-Kapelle von dem Münchner Künstler Pater Ivo Schaible gestaltet. Er hat dazu neben Maria mit dem Jesuskind und Josef mit dem Jesuskind regionale Heilige gewählt: Irmengardis von Buchau mit dem Boot und die Gute Beth von Reute mit Hahn und Marterwerkzeug, sowie Heinrich Seuse mit Hund und Ernst von Zwiefalten mit einer Mitra, wobei Stegmann auffiel, dass der Künstler „ganz traditionell“die Nordseite für die Frauen und die Südseite für die Männer gewählt hat, so wie früher die Sitzanordnung in den Kirchen war.
„Klein, aber fein“, bezeichnete Pfarrer Stegmann die Kapelle und die Gemeinschaft vor Ort, die sie trägt, immerhin stellt sie 17 Ministranten, die Dienst tun und ein engagiertes Team betreut „sein Käppele“in dem 191 Einwohner zählenden Altheimer Teilort.