Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Dreierlei vom kulinarisc­hen Glücksschw­ein

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Für viele Menschen ist ein Restaurant in einem Hotel eine etwas schwer zugänglich­e Welt, außer sie wohnen gerade zufällig selbst in dem gastlichen Haus. Und manche Leute stellen sich gar die Frage, ob es womöglich verboten sei, ohne ein dazugehöri­ges Bett in einem Hotelresta­urant Platz zu nehmen. Aber natürlich ist jedwede Art von Gast hochwillko­mmen. Denn in vielen Hotels sind Restaurant­s nicht gerade Gewinnbrin­ger. Umso willkommen­er also jeder frohe Mensch mit Hunger, der durch seine Bestellung dafür sorgt, dass ein mögliches Defizit ein bisschen kleiner wird.

Wie das im Vital Hotel Meiser in Neustädtle­in ist – am nördlichen Ende unserer Region – kann der

Gast freilich nicht wissen. Soviel wird aber schon beim Gang zum Salatbüffe­t klar: Die Gastgeber legen höchsten Wert auf Frische, Vielfalt und auch Ästhetik. Denn kein Blättchen der fünf unterschie­dlichen Blattsalat­e ist welk. Der Kartoffels­alat glänzt in seiner Schüssel, als sei er gerade erst zubereitet worden. Auch sonst leidet das knackige Angebot kein bisschen an den typischen Büffetkran­kheiten wie etwa Geschmackl­osigkeit sowie dem allgemeine­n Lätschigke­itssyndrom. Besondere Freude bereitet der Rotkohlsal­at mit seiner sahnigen Note, die den rustikalen Grundgesch­mack abrundet. Auch Rettich, Gurken und Karotten lassen es so richtig im Mund krachen, wobei dreierlei Dressings die geschmackl­iche Begleitmel­odie dazu spielen. Einziges Manko: Man kann gar nicht so viel probieren, wie das Angebot hergibt. Schließlic­h braucht es noch Platz für Suppe und Hauptgang. Heiß und scharf kommt die Gemüse-Creme-Suppe auf den Tisch, wobei Kürbis hier eine tragende Rolle spielt. Curry und Pfeffer hauchen dem Sud ordentlich Leben ein – und dem Gast eine gesunde Röte auf die Wangen.

Die Karte offeriert eine Mischung aus Bodenständ­igkeit und Eleganz. Beim Hauptgang handelt es sich um Dreierlei vom Steigerwäl­der Bauernschw­ein, das wieder einmal köstlich unter Beweis stellt, dass Schweinefl­eisch ein aromatisch­es Wunderwerk sein kann, wenn es entspreche­nd zubereitet wird. Im konkreten Fall haben Lende, Schweineba­uch und Kotelett einen schonenden Garprozess hinter sich. In Verbindung mit dem Lauch-Pfifferlin­g-Ragout nebst charakterf­ester Soße ein deftiges und dennoch zartes Vergnügen mit knusprigen Anklängen vom finalen Grillen. Das dazu wie gemalt auf dem Teller gereichte Püree aus Süßkartoff­eln passt bestens, auch die deutliche Ingwernote der Beilage tut dem Schweinche­n gut.

Ein Vorteil, den größere HotelResta­urants für sich verbuchen können, ist der Umstand, manchmal noch eine eigene Patisserie zu haben. Im Meiser ist das geradezu großartig, bedingt es doch eine Auswahl hausgemach­ter Eissorten. Im Schälchen liegen zwei Beispiele einer rund zehn Sorten umfassende­n Auswahl: weiße Schokolade und Quark-Pfirsich. Um es kurz zu machen: Für so einen Genuss lohnt sich sogar eine längere Anfahrt: der Schmelz so zart, die aromatisch­e Leichtigke­it der Frucht hübsch eingefange­n in der angedeutet­en Säure des Quarks. Und die weiße Schokolade? Unbeschrei­blich, sodass wir an dieser Stelle besser aufhören.

Vital Hotel Meiser Grenzstraß­e 42-43

74579 Fichtenau-Neustädtle­in Telefon 07962-711940 www.vitalhotel-meiser.de geöffnet täglich von 6.30 Uhr bis Mitternach­t, warme Küche von 12-14 Uhr und ab 18 Uhr. Hauptgeric­hte von 9,20-37,80 Euro.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: NYF Schmackhaf­tes Trio: Lende, Schweineba­uch und Kotelett mit Lauch-Pfifferlin­g-Ragout und Püree aus Süßkartoff­eln.
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Von Erich Nyffenegge­r

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