Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Sperrvermerk lähmte
Riedlinger City- und Marketingverein hat 2017 trotzdem Positives geleistet.
RIEDLINGEN - Versöhnliche und ermunternde Worte sind am Ende der Mitgliederversammlung des Riedlinger City- und Marketing-Vereins gestanden und haben seinem Vorstand signalisiert, sich weiterhin für die Stadt einzubringen. Damit war die Diskussion um eine Auflösung vom Tisch, die nach der vorzeitigen Kündigung der City-Managerin Silvia Pöhlsen auf Ende 2017 und vor allem dem Sperrvermerk des Riedlinger Gemeinderats auf die Zuwendungen an den Verein im Raum stand.
Die finanzielle Situation – Kassiererin Sabine Hagmann konnte lediglich von einem Kassenbestand von 900 Euro berichten und damit von wenig Handlungsspielraum – erlaubte dem Verein keine Neuausschreibung der Stelle, zumal das Patronat der Stadt sowieso Ende Oktober 2018 endet. Sich nach dem Rückzug der Stadt von Verbindlichkeiten wie Büro, Telefon, Versicherungen zu lösen, sei angezeigt gewesen, führte die Vorsitzende Kornelia Eisele aus. Dies erklärte auch, dass der City-Verein nicht mehr erreichbar war, wie ein Mitglied kritisch anmerkte. Er hätte sich seitens des Vorstands Informationen zu der Situation gewünscht.
Darüber wollten Vorstand und Mitglieder aber die positiven Dinge nicht vergessen lassen, die – auch dank der City-Managerin – 2017 auf den Weg gebracht worden sind. Theatersommer, das Fest zur Einweihung der Fußgängerbrücke, der BaustellenFlyer mit dem Hinweis auf Parkplätze, Ladenleerstands-Management mit Pop-Up-Unternehmen, die Auszeichnung mit dem Stadtmarketing-Preis, die Gesundheits-Tage, das Parkleitsystem. Beschäftigt hat der Vorstand sich 2017 außerdem mit dem Sicherheitskonzept für den Flohmarkt, der Stadtbildsatzung, „Riedlingen erblüht“, Donauradwanderweg, Wohnmobilstellplätzen, einem Treffen mit Eigentümern von Ladenflächen um den Stock, dem Bebauungsplan für das Stadthallen-Areal, der Auswirkung der Fusion der beiden Wirtschaftsverbände auf den Riedlinger City- und Marketingverein und seiner Ausrichtung, Ideen wie eine Eislaufbahn zur Attraktivitätssteigerung und ihre Finanzierung, Innenstadtmöblierung, Fortschreibung des Standortmarketingkonzepts, Gründer-Förderung.
„Ohne Moos nichts los“, schilderte Kornelia Eisele die den Verein lähmende Situation. 22 180 Euro habe die Stadt dem Verein für 2015 und 2016 überwiesen. Für 2017 erwartet der Verein noch 15 000 Euro, die er dank Aktivitäten und Sponsoren vorfinanziert hat. In ihrem Einstieg in den Abend ging Eisele auf das für sie wichtige Zusammenspiel von CityManagement, Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing unter dem Dach des Standortmarketings ein und wollte darunter City-, Tourismus-, Kulturund Verwaltungs-Marketing vereint sehen. Städte und Regionen stünden zunehmend im Wettbewerb um Einwohner, Fachkräfte, Besucher, Studierende oder Unternehmer. Eine Stadt könne nur punkten, wenn sie als attraktiv gelte und ein starkes Außenbild habe. Dazu brauche es die Entwicklung einer Marke, was weit über ein Stadtmarketing-Konzept hinausgehe. Als zu berücksichtigende Faktoren zählte sie die Identität einer Stadt, ihre Tradition, ihren eigenen Charakter, Ruf, ihre Kultur und nicht zuletzt das Lebensgefühl der Bewohner auf.
Das Ohr am Bürger haben
Während es dem City-Management obliege, die Innenstadt zu beleben, verfolge das Stadtmarketing einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Beteiligten auf einen Zielkatalog einschwören wolle, dem „Stadtleitbild“. Für Eisele ist klar, dass es eines CityManagers bedarf und sie nannte die Gründe dafür: Er müsse reagieren und Innenstädte aktiv gestalten anstatt passiv geschehen zu lassen. Seine Aufgabe sei die Attraktivitätssteigerung und Belebung der Innenstadt, Kommunikation und Kooperation zu befördern, Image und Profilierung zu erreichen, die Zufriedenheit der innerstädtischen Kunden sicher zu stellen. Denn: Nur zufriedene Kunden sind auch glückliche Bewohner. Tote Städte seien unattraktiv. Als eine der wichtigsten Aufgaben nannte sie das Flächenmanagement, zu dem auch der Kontakt mit Vermietern und potenziellen Mietern gehöre. Dabei gehe es nicht allein um die Nachvermietung leerer Ladengeschäfte, das Angebot müsse auch passen. Sie erkennt in dem City-Manager das Bindeglied für alle beteiligten Stellen. Neue Events zu schaffen, organisieren und koordinieren, falle in seinen Aufgabenbereich. Und: Er muss das Ohr am Bürger haben, schließlich müsse dessen Rückmeldung in die Zukunftsplanung der Stadt und Händler einfließen.
Bürgermeister Marcus Schafft gehört wie der RGW-Vorsitzende Frank Oster und Wirtschaftsförderin EvaMaria Moser kraft Amtes dem Vorstand an, ergänzt um Christoph Etter als Vertreter der Bürgerschaft und Rechtsbeistand. Er erklärte, man habe deutlich weniger erreicht als im Standortmarketing festgelegt, zumal die personelle und finanzielle Ausstattung geringer als geplant war. Dennoch habe man Anlass bezogene Projekte verwirklicht, als prominentes Beispiel nannte Schafft den Theatersommer. Die Frage sei, wie eine künftige Finanzierungsstruktur aussehen solle, wobei sich der Gemeinderat im Juni 2018 für eine Weiterentwicklung des Stadtmarketing-Konzepts ausgesprochen habe. Geschehen ist dies nach einem Workshop mit Professor Dr. Steffen Bouchard im Mai 2018, dem sich im Winter ein weiterer anschließen soll mit der Fokussierung auf ein Profil der Stadt Riedlingen.
Neuabschluss des Patronatsvertrags
Für das Frühjahr 2019 hat der Bürgermeister die Erarbeitung von konkreten Maßnahmen in Arbeitsgruppen und den Neuabschluss eines Patronatsvertrags zwischen RCM und Stadt im Blick. Sein erklärtes Ziel ist die professionelle Fortführung des Standortmarketings mit der Einstellung eines City-Managers. Er habe die Hoffnung, dass „der Ball weiter gespielt“werde, erklärte Schafft
Wirtschaftsförderin Eva-Maria Moser betonte die Notwendigkeit, in Riedlingen Marketing inhaltlich zu fokussieren, um der Stadt ein Profil zu geben, um sie von anderen abzugrenzen. Die Aneinanderreihung von vielen Einzelmaßnahmen bringe sie nicht weiter. Festzulegen sei: Was ist Riedlingen? Worauf soll der Fokus gelegt werden, auf Tourismus, Marktstadt, Kultur? Mit diesem Konzept für die Gesamtstadt gelte es, auf den Gemeinderat mit der Forderung zuzugehen, Mittel bereit zu stellen und die personelle Ausstattung zu untermauern. Wichtig war ihr der Appell an die Versammlung, sich in eine neue Art der Zusammenarbeit einzubringen – Ehrenamt und Verwaltung.