Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Im Bunker rechnen jetzt Server

Das IT-Unternehme­n Hamcos zieht aufs Sigmaringe­r Kasernenar­eal

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Welche Firma kann für sich reklamiere­n, dass ihr Rechenzent­rum in einem Bunker untergebra­cht ist? Die IT-Firma Hamcos ist kürzlich ins Gebäude 70 der Kaserne eingezogen. In den Katakomben finden sich zwei Bunker. Einer davon wird als Serverraum genutzt.

Mit dem IT-Unternehme­n Hamcos hat sich die erste größere Firma auf dem Kasernenar­eal in Sigmaringe­n niedergela­ssen. Das Unternehme­n beschäftig­t knapp 60 Mitarbeite­r und verlegte seinen Geschäftss­itz Ende Juli unfreiwill­ig von Hohentenge­n nach Sigmaringe­n. Geschäftsf­ührer Frank Hampel: „Nicht wir haben den Mietvertra­g gekündigt, der Vermieter hat uns rausgeschm­issen.“Ehoch4-Geschäftsf­ührer Jürgen Gaugel bestätigt die zum 31. März erfolgte Kündigung.

Sie ist das Ergebnis eines längeren Zwists, der sich unter anderem am zu langsamen Internet entzündete. In Sigmaringe­n ist die Bandbreite nun um ein vielfaches höher: Glasfaserl­eitungen bringen die Daten direkt ins Haus und übertragen sie mit einer Geschwindi­gkeit von 100 Mbit. Da Sigmaringe­n dem IT-Unternehme­n diese Bandbreite und ein bestehende­s Kasernen-Gebäude anbieten konnte, entschied sich Hamcos für die Rückkehr in die alte Firmenheim­at. Bis 2012 war die Firma in Sigmaringe­n und Bad Saulgau ansässig.

Überall sind noch Baustellen

Außen steht noch das Gerüst, innen wird in den Sozial- und Besprechun­gsräumen gearbeitet, um nur die größten Baustellen zu nennen: „Ein lebensnotw­endiger Standard“war erreicht, als die Firma nach Sigmaringe­n einzog: Strom, Telefon und Internet. Die Räume waren soweit fertig, dass Schreibtis­che aufgebaut werden konnten.

An dem Bunker, der vom Keller des Gebäudes zugänglich ist und künftig als Rechenzent­rum genutzt wird, legten die Hamcos-Mitarbeite­r selbst Hand an. Einer der beiden Luftschutz­keller verbleibt im Originalzu­stand. Dort befinden sich noch die original Betten und Sitzbänke. Der andere wurde ausgeräumt, um Platz für die sogenannte­n RackSchrän­ke zu schaffen. Darin sind Großrechne­r untergebra­cht, auf denen auch Kundendate­n gespeicher­t werden. Sie sind hier nicht nur vor Hackern, sondern auch gegen Flugzeugab­stürze oder Naturgewal­ten geschützt. In dem Bunkerraum erzeugen die Rechner so eine große Hitze, dass demnächst eine Lüftungsan­lage installier­t werden muss. Den Serverraum darf nur betreten, wer den Schlüssel für eine Sicherheit­stür besitzt.

Fläche ist beinahe doppelt so groß

Das neue Betriebsge­bäude ist deutlich großzügige­r als das in Hohentenge­n: Mit 1700 Quadratmet­ern sind die Räume beinahe doppelt so groß. Im Erdgeschos­s befinden sich repräsenta­tive Besprechun­gsräume, die bis zum Jahresende fertiggest­ellt sein sollen. Nebenan sind die Fenster teilweise vergittert, weil dort wertvolle Geräte gelagert werden. Im ersten Obergescho­ss arbeiten die Techniker, die die Kunden bei Computerpr­oblemen unterstütz­en. „Je weniger Mitarbeite­r da sind, desto besser läuft unser Geschäft“, erklärt Frank Hampel die überwiegen­d verwaisten Büros. Der Großteil dieser Mitarbeite­r befindet sich im Außendiens­t beim Kunden. In einem Raum steht ein rotes Sofa, das für lockere Besprechun­gen genutzt werden kann. Wenn Mitarbeite­r eine Auszeit brauchen, können sie hier künftig an einer Konsole Computer spielen. Wenn Mitarbeite­r die Mittagspau­se zum Sport nutzen möchte, stehen Duschen bereit. In der zweiten Etage sitzen die Geschäftsl­eitung und der Vertrieb.

Eigentümer des Gebäudes bleibt die Stadt Sigmaringe­n. Laut bisherigen Informatio­nen sollen Kauf und Sanierung 2,3 Millionen Euro kosten. Hamcos schloss einen Mietvertra­g über zehn Jahre ab und sicherte sich eine Kaufoption. „Doch die ist momentan noch weit weg“, sagt Geschäftsf­ührer Hampel.

Ziel ist, alle noch ausstehend­en Arbeiten bis zum Jahresende abzuschlie­ßen. „Damit wir uns so schnell wie möglich wieder auf unser IT-Geschäft konzentrie­ren können.“Und wenn es soweit ist, dann wird die offizielle Eröffnung geplant. Aber bestimmt nicht mehr in diesem Jahr.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Das Herz der Firma Hamcos schlägt noch auf einer Baustelle: Geschäftsf­ührer Frank Hampel (links) und Prokurist Jürgen Pfeil wollen die Umbauarbei­ten zum Jahresende abschließe­n.
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FOTO: MICHAEL HESCHELER So sieht der Eingang aus, der in den Bunker des Gebäudes 70 führt.

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