Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Im Bunker rechnen jetzt Server
Das IT-Unternehmen Hamcos zieht aufs Sigmaringer Kasernenareal
SIGMARINGEN - Welche Firma kann für sich reklamieren, dass ihr Rechenzentrum in einem Bunker untergebracht ist? Die IT-Firma Hamcos ist kürzlich ins Gebäude 70 der Kaserne eingezogen. In den Katakomben finden sich zwei Bunker. Einer davon wird als Serverraum genutzt.
Mit dem IT-Unternehmen Hamcos hat sich die erste größere Firma auf dem Kasernenareal in Sigmaringen niedergelassen. Das Unternehmen beschäftigt knapp 60 Mitarbeiter und verlegte seinen Geschäftssitz Ende Juli unfreiwillig von Hohentengen nach Sigmaringen. Geschäftsführer Frank Hampel: „Nicht wir haben den Mietvertrag gekündigt, der Vermieter hat uns rausgeschmissen.“Ehoch4-Geschäftsführer Jürgen Gaugel bestätigt die zum 31. März erfolgte Kündigung.
Sie ist das Ergebnis eines längeren Zwists, der sich unter anderem am zu langsamen Internet entzündete. In Sigmaringen ist die Bandbreite nun um ein vielfaches höher: Glasfaserleitungen bringen die Daten direkt ins Haus und übertragen sie mit einer Geschwindigkeit von 100 Mbit. Da Sigmaringen dem IT-Unternehmen diese Bandbreite und ein bestehendes Kasernen-Gebäude anbieten konnte, entschied sich Hamcos für die Rückkehr in die alte Firmenheimat. Bis 2012 war die Firma in Sigmaringen und Bad Saulgau ansässig.
Überall sind noch Baustellen
Außen steht noch das Gerüst, innen wird in den Sozial- und Besprechungsräumen gearbeitet, um nur die größten Baustellen zu nennen: „Ein lebensnotwendiger Standard“war erreicht, als die Firma nach Sigmaringen einzog: Strom, Telefon und Internet. Die Räume waren soweit fertig, dass Schreibtische aufgebaut werden konnten.
An dem Bunker, der vom Keller des Gebäudes zugänglich ist und künftig als Rechenzentrum genutzt wird, legten die Hamcos-Mitarbeiter selbst Hand an. Einer der beiden Luftschutzkeller verbleibt im Originalzustand. Dort befinden sich noch die original Betten und Sitzbänke. Der andere wurde ausgeräumt, um Platz für die sogenannten RackSchränke zu schaffen. Darin sind Großrechner untergebracht, auf denen auch Kundendaten gespeichert werden. Sie sind hier nicht nur vor Hackern, sondern auch gegen Flugzeugabstürze oder Naturgewalten geschützt. In dem Bunkerraum erzeugen die Rechner so eine große Hitze, dass demnächst eine Lüftungsanlage installiert werden muss. Den Serverraum darf nur betreten, wer den Schlüssel für eine Sicherheitstür besitzt.
Fläche ist beinahe doppelt so groß
Das neue Betriebsgebäude ist deutlich großzügiger als das in Hohentengen: Mit 1700 Quadratmetern sind die Räume beinahe doppelt so groß. Im Erdgeschoss befinden sich repräsentative Besprechungsräume, die bis zum Jahresende fertiggestellt sein sollen. Nebenan sind die Fenster teilweise vergittert, weil dort wertvolle Geräte gelagert werden. Im ersten Obergeschoss arbeiten die Techniker, die die Kunden bei Computerproblemen unterstützen. „Je weniger Mitarbeiter da sind, desto besser läuft unser Geschäft“, erklärt Frank Hampel die überwiegend verwaisten Büros. Der Großteil dieser Mitarbeiter befindet sich im Außendienst beim Kunden. In einem Raum steht ein rotes Sofa, das für lockere Besprechungen genutzt werden kann. Wenn Mitarbeiter eine Auszeit brauchen, können sie hier künftig an einer Konsole Computer spielen. Wenn Mitarbeiter die Mittagspause zum Sport nutzen möchte, stehen Duschen bereit. In der zweiten Etage sitzen die Geschäftsleitung und der Vertrieb.
Eigentümer des Gebäudes bleibt die Stadt Sigmaringen. Laut bisherigen Informationen sollen Kauf und Sanierung 2,3 Millionen Euro kosten. Hamcos schloss einen Mietvertrag über zehn Jahre ab und sicherte sich eine Kaufoption. „Doch die ist momentan noch weit weg“, sagt Geschäftsführer Hampel.
Ziel ist, alle noch ausstehenden Arbeiten bis zum Jahresende abzuschließen. „Damit wir uns so schnell wie möglich wieder auf unser IT-Geschäft konzentrieren können.“Und wenn es soweit ist, dann wird die offizielle Eröffnung geplant. Aber bestimmt nicht mehr in diesem Jahr.