Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Für den Tafelladen auf Tour
Mit Hans Petermann und Mohamad Alsalem zwei Stunden unterwegs zu den Lebensmittelgeschäften
Mit Hans Petermann und Mohamad Alsalem unterwegs zu den Lebensmittelmärkten.
RIEDLINGEN - Seit elf Jahren gibt es schon den Tafelladen in Riedlingen, der unter der Trägerschaft des DRK Biberach steht. Eine Einrichtung, bei der Minderbemittelte und Bedürftige die Möglichkeit haben, sich auf Bezugsschein Lebensmittel zu erwerben, die etwa zehn Prozent des Ladenpreises kosten. Zweimal in der Woche öffnet die Tafel ihre Pforten und im Schnitt nehmen 40 bis 60 Frauen und Männer jeglichen Alters das Angebot dieser sozialen Einrichtung an.
Um aber den Laden in Betrieb zu halten, bedarf es über 40 ehrenamtlicher Kräfte, die sich um den gesamten Ablauf kümmern, angefangen von der Beschaffung von Lebensmitteln bis zum Verkauf. Einer des Teams ist Hans Petermann, ehemals Riedlingens Bürgermeister der Stadt und nun Sprecher des Leitungsteams der Riedlinger Tafel. Als Fahrer ist er auch zuständig für die Warenbeschaffung. Mit ihm ging es am Mittwochmorgen auf Tour, denn um 10.30 Uhr hieß es dann „Die Tafel ist geöffnet“.
Punkt sieben Uhr steht Hans Petermann mit seinem Transporter im Hof der Tafel, wo schon Mohamad Alsalem wartet. Mohamad Alsalem ist Syrer – eine „treue Seele“–, der ebenfalls ehrenamtlich bei der Tafel mithilft: „Mein Chef“, so Petermann. Beim ersten Discounter werden die zwei schon erwartet und für sie war reichlich Waren bereit gestellt. Vor allem Obst und Gemüse dürfen sie mitnehmen. Zuvor wird aber alles grob vorsortiert, so dass es die Frauen nachher beim Verkauf etwas einfacher haben. Es geht alles flott vonstatten, denn die zwei haben ein sportliches Programm vor sich und es sind noch eine ganze Reihe von Geschäften anzufahren.
Fahrer-Vesper in Daugendorf
Eines davon ist der Dorfladen in Daugendorf. Auch hier ist man willkommen und es wartet nicht nur Ware für die Helfer. „Hier bekommen wir immer ein Fahrer-Vesper, eine Brezel“, schmunzelt Hans Petermann. Die Ladeninhaberin freut sich auf jeden Fall immer auf den Kurzbesuch der beiden. Die nächsten zwei Abholstellen sind in Zwiefalten. Auch hier der gleiche Ablauf. Freundlich nach Ware sich erkundigen, sortieren und dann im Laderaum verstauen.
Weiter geht die Überlandfahrt in den Hofladen nach Unlingen. Nach einem kurzen Plausch, der hin und wieder dazu gehört, freut sich Petermann über die Lebensmittel, die er dort erhalten hat, nämlich unter anderem Mehl. Gerade bei den Grundnahrungsmitteln wie Butter, Mehl und Öl muss die Tafel des öfteren nachkaufen, weil das Angebot für die Nachfrage nicht ausreicht. Daher ist die Tafel auch auf private Spenden angewiesen, die gerne angenommen werden. „Ob Kartoffeln, Öl oder Meh - das nehmen wir gerne an“, so Hans Petermann.
Zügig wird dann wieder Riedlingen angesteuert, wo in einem Discounter und in einem Bioladen nochmals „Obst getankt“wird. Beim ersten Bäcker in Riedlingen warten schöne Laibe und Zöpfe, um abgeholt zu werden. Aber dann wird es Zeit, denn vor neun Uhr muss der voll beladene Transporter bei der Tafel entladen werden, damit die „fleißigen Bienchen“, die schon warten, die Waren für die Präsentation und den Verkauf fertig machen können.
Aber die zweite Tour geht dann wieder Richtung Umland. In Ertingen wird ein Discounter angesteuert, der ebenfalls fester Anlaufpunkt für die Tafel ist. Genauso die Bäckereien, die auch hier wie in Riedlingen mit lecker Brot und Süßwaren den Tafelladen bedienen können. Altheim ist erreicht und nach einem Besuch des dortigen Bäckers geht es schnurstracks zum Tafelladen zurück.
Lose werden gezogen
Bevor die Pforten des Tafelladens um 10.30 Uhr geöffnet werden, hat sich schon eine Schlange von Käufern gebildet. Gegen eine Gebühr von fünf Euro, die sie nach dem Kauf wieder zurückbekommen, dürfen sie ein Los ziehen, um die Reihenfolge beim Einkauf festzulegen.
Etwas müde aber zufrieden wieder etwas für andere getan zu haben, steigt Hans Petermann wieder in seinen Transporter. Auf die Frage, warum er sich das alles antut, hat er viele Antworten parat. Er habe sich vorgenommen, als Pensionär ehrenamtlich etwas zu tun, mit dem Ziel Menschen zu helfen und sie glücklich zu machen, „vielleicht gelingt es mir mit meiner Tätigkeit bei der Tafel“. Sagt’s und schwingt sich in das Auto. Am Freitag und Samstag heißt es wieder auf Tour gehen und Lebensmittel für den Tafelladen beschaffen.