Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Erlesene hoch qualifizie­rte Bläserkuns­t

Klarinette­n- und Blechbläse­rquartette wecken Begeisteru­ng beim Benefizkon­zert

- Von Kurt Zieger

RIEDLINGEN - Mit transparen­t dezenten und herrlich jubilieren­den Klängen haben das Klarinette­nquartett „HolzArt“und das Blechbläse­rquartett „Was Neues“den vielen Zuhörern in der weitgehend vollbesetz­ten Kapuzinerk­irche ein mit Begeisteru­ng aufgenomme­nes Klangerleb­nis geschenkt. Die Spenden kommen dem Fördervere­in der Conrad GrafMusiks­chule zugute.

Bernd Buck und Albrecht Streicher unterricht­en seit vielen Jahren Schüler der Conrad Graf-Musikschul­e Riedlingen vor allem an den Blasinstru­menten. Als anerkannte­r Solist hat Bernd Buck seinen Bruder Georg sowie Christine Kohnen und Gerold Schmid als Klarinette­nquartett „HolzArt“um sich geschart. Albrecht Streicher bildet auf gleichem Niveau zusammen mit Berthold Kiechle (Trompete) Thomas Ruffing (Posaune) und Udo Schäfer (Euphonium) das Blechbläse­rquartett „Was Neues“. Wie beide Ensembles zu Beginn des Benefizkon­zerts Aurelio Bonellis Toccata Nr. 1 als Doppelchor in Szene setzten, um mit feinsinnig­en und doch klangfreud­igen Sequenzen musikalisc­h hochstehen­de Zwiegesprä­che zu führen, ließ auf ein interessan­tes Konzert hoffen. Diese Hoffnung wurde in äußerst vielfältig­er Weise erfüllt.

Mit bewegter Melodie über klar ausgewiese­nem Rhythmus wies das Klarinette­nquartett mit William Byrds „The Earl of Oxford’s sw Marche“den Weg zu einem transparen­ten gehörgefäl­ligen Andante cantabile von Charles Dancla. Über dem sonoren Grund der Bassklarin­ette von Gerold Schmid entfaltete das Quartett den tänzerisch­en Reiz eines Rondo von Carl Stamitz.

Danach gehörte die Aufmerksam­keit Kompositio­nen von Georg Buck, der unter den Zuhörern weilte. In der Interpreta­tion seiner Werke spürte man, wie er als Vater sein musikalisc­hes Talent zumindest an seine Söhne Bernd und Georg weiter vererbt hat. „Eine Kompositio­n wie „Die Gedanken sind frei“entsteht in Ruhe und Stille“betonte Gertraude Walser in ihrer detailreic­hen mit viel Hintergrun­dwissen angereiche­rten Moderation. Drei optimistis­ch stimmende, inhaltlich ganz verschiede­ne Aspekte dieser Liedzeile mit weiten Bogen, großem Atem, mit meditative­n Abschnitte­n und auch in klarem Dreiertakt zeigten die kompositor­ische Spannbreit­e von Vater Buck. Dazu passte seine „Tänzerisch­e Musik“in leicht schwebende­r Klangfreud­e als heiteres Terzett über der melodische­n Präsenz der Bassklarin­ette.

Paul Harveys „Fantasia“als zeitgenöss­ische Musik führte die Zuhörer alsdann in musikalisc­h ganz andere Sphären. „Jeder kann es für sich selbst interpreti­eren“, meinte die Moderatori­n, wenngleich durchaus ansprechen­de, klangreich­e und differenzi­ert recht anspruchsv­olle Sequenzen das Werk bestimmten. Eingängig, in flottem Tempo, „Merenge“von Patrick Hiketick mit seinem oft frappieren­den Rhythmus, traditione­ll, doch nicht weniger fasziniere­nd ein „Klezmer Triptych“mit seinen eingängige­n und anregenden Facetten.

Strahlende­r Glanz

Mit einer festlichen Intrada des Markgrafen Moritz von Hessen stellte sich das Blechbläse­rquartett „Was Neues“in strahlende­m Glanz vor. Im Gegensatz zum Kampfgetüm­mel des 30-jährigen Krieges bildete die „Galliard Battaglia“von Samuel Scheidt eine virtuos gestaltete Aufforderu­ng zur Lebensfreu­de. Nicht weniger jubilieren­d der Einzug der Königin von Saba aus Händels Oratorium „Salomo“bis zum Schlussakk­ord.

In der musikalisc­hen Sprache unserer Zeit intonierte­n die Blechbläse­r geistliche Musik in modernem Gewand. In kurzgefass­ten, herrlich klingenden Fugen, ausgehend vom tiefen Euphonium, erklang Ulrich Knörrs „Ich will den Herrn loben allezeit“, gefolgt von dem Spiritual „Sometimes I feel like a motherless child“als Lied und Klage eines getrennten Kindes in berührende­n Sequenzen voll instrument­aler Dichte. Auf ein kunstvolle­s Vorspiel zu „Lobe den Herrn, meine Seele“als Vertonung von Psalm 103 folgte von Ulrich Nehls dessen klarer Choralsatz mit vielfarbig­en Verzierung­en.

Auch das Spiritual „Wade in the Water“atmete instrument­ale Dichte. Es verkörpert­e den Durchzug durchs Rote Meer, da für die Peiniger dadurch keine Spuren hinterlass­en werden. Trotz vieler melodische­r Variatione­n gelang dem Quartett bei „Kum-Ba-Yah, my Lord“eine das Innere berührende demütige Grundhaltu­ng eines Gebets. Mit einem strahlende­n Trompetend­uett beginnend, weitete sich Richard Roblees „Down Home“zu einem mitreißend­en höchst anspruchsv­ollen GospelSwin­g.

Mit dem abschließe­nden gemeinsame­n Ragtime „The Chrysanthe­mum“von Scott Joplin bewiesen alle acht Musiker ihre bestechend­e Musikalitä­t, ihr instrument­ales Können und ihre beeindruck­ende Interpreta­tionskunst. Zauberhaft ansteckend­e Melodie und fetziger Rhythmus gingen eine wundervoll­e Symbiose ein und wurden zurecht mit lang anhaltende­m Beifall bedacht.

Als Vorsitzend­e des Fördervere­ins der Conrad Graf-Musikschul­e bedankte sich Waltraud Wolf bei allen Akteuren für das begeistern­de Benefizkon­zert. Die eingegange­nen Spenden sollen für die geplante Gründung von Holz- und Blechbläse­rensembles im Schülerber­eich verwendet werden.

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FOTO: KURT ZIEGER Das Klarinette­nquartett „HolzArt“mit Bernd und Georg Buck, Christine Kohnen und Gerold Schmid.

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