Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Sie mag die Abwechslung
Claudia Schulze leitet seit zwei Monaten das Riedlinger Ordnungsamt
RIEDLINGEN- Sie hat sich beileibe nicht das einfachste Arbeitsgebiet ausgesucht. Seit 1. August ist Claudia Schulze Leiterin des Riedlinger Ordnungsamts. Parkscheinkontrollen, Ortspolizeibehörde oder Themen rund um Obdachlosigkeit fallen in ihr Geschäftsgebiet. Dennoch: „Ich wollte schon immer ins Ordnungsamt“, sagt die 42-Jährige. Ihr gefällt, dass sie morgens noch nicht weiß, was der Tag so alles bringt.
Claudia Schulze mag es nicht, wenn die Dinge zu monoton verlaufen. Ein bisschen Überraschung, ein bisschen Unvorhergesehenes muss dabei sein. Langeweile kann sie nicht brauchen. An ihrer ersten Stelle am Bodensee gab es die. Die damalige Leiterin ihres Amtes hat viele Aufgaben selbst erledigt, so dass für sie keine Arbeit übrig blieb. Das war eine Erfahrung, die sie nicht mehr machen will.
Claudia Schulze hat 2001 die Ausbildung zur Diplom-Verwaltungswirtin an der Hochschule in Ludwigsburg abgeschlossen. Nach zwei Jahren in einer Gemeinde am Bodensee, hat sie 2002 ans Landratsamt Biberach gewechselt – ins Jobcenter des Sozialamts. Seit 2011 arbeitet sie bei der Außenstelle in Riedlingen.
Riedlingen gefällt ihr. Ihr gefällt die Stadt, ihr gefällt die Überschaubarkeit der Raumschaft. Daher hat sie mit Aufmerksamkeit die Stellenanzeige für die Leitung des Ordnungsamts im Rathaus Riedlingen gelesen. Nach einem Gespräch mit dem Hauptamtsleiter hat sie sich entschlossen sich zu bewerben – und wurde vom Gemeinderat als Nachfolgerin von Tanja Bloching gewählt, die als Hauptamtsleiterin nach Bad Buchau gewechselt ist.
Hoheitliche Aufgaben
In den vergangenen Wochen hat Claudia Schulze den Kurs zur Standesbeamtin gemacht, so dass sie künftig auch Trauungen vornehmen darf. Doch als Ordnungsamtsleiterin ist sie vornehmlich Ansprechpartnerin für die Öffentliche Sicherheit und Ordnung in der Stadt. Im Amt ist die Ortspolizeibehörde angesiedelt, aber auch Aufenthaltsrechtsthemen und auch die Feuerwehr. Auch die Organisation von Wahlen, das Gaststättenrecht und Gewerbeanträge landen in ihrem Amt. Alles keine vergnügungssteuerpflichtigen Angelegenheiten. Selten kann sie mit ihrem Tun Bürger beglücken, meist muss sie hoheitliche Aufgaben erfüllen.
Das kommt nicht immer gut an. Erst vor ein paar Tagen hat sich ein Bürger wütend in ihrem Büro über einen Strafzettel beschwert. Doch mit solchen Situationen kommt die 42-Jährige klar. Die Menschen ausreden lassen, damit sie Dampf ablassen können – und dann versuchen möglichst sachlich darüber zu reden. In dem Fall war die Sachlage eindeutig. Der Strafzettel war rechtens, da war nichts zu machen.
Die Gesetze und ihre Satzungen geben den Rahmen vor. Das ist fix. Doch wo Ermessen möglich ist, will sie mit den Leuten reden. Die 42-Jährige bietet das Gespräch an. „Ich habe ein offenes Ohr für jeden“, sagt sie. Die Bürger sollen mit ihren Anliegen kommen. Aber, sagt sie auch deutlich: „Nicht immer ist ein Ausgleich möglich.“
Mit dem Rad zur Arbeit
Kontroverse Situationen sind ihr nicht fremd. Auch an ihrer vorigen Stelle beim Jobcenter lief beileibe nicht immer alles harmonisch ab. Denn wenn man den Leuten etwa mitteilen muss, dass ihr finanzielle Unterstützung gekürzt wird, sorgt das für wenig Begeisterung. So will sie auch in ihrer neuen Funktion gerne die Sachverhalte erläutern und erklären. „Ich versuche immer freundlich zu sein“, aber „ich weiß auch, wann es genug ist“.
Bei der Stadt Riedlingen hat sie eine Vollzeitstelle. Aber auch zu Hause ist sie gefordert. Denn Claudia Schulze hat drei Kinder im Alter von zwölf, neun und sieben Jahren. „Ich manage ein kleines Familienunternehmen“, sagt sie in Anspielung an die Werbung mit einem Lächeln. Doch das macht sie nicht allein. Auch ihr Mann und Oma und Opa sind mit im Boot. „Das läuft ganz gut“, sagt sie. Die Kinder seien sehr selbständig. Als Ausgleich zum Job treibt sie viel Sport. Radfahren, Skifahren, Laufen. An manchen Tagen radelt sie auch die 25 Kilometer ins Geschäft nach Riedlingen.
Seit etwas mehr als zwei Monaten ist Claudia Schulze nun im Amt. Noch hat sie nicht alle Facetten des Arbeitsgebiets ausgeleuchtet. So steht jetzt etwa die Organisation der Kommunal- und Europawahlen an. Das ist umfangreich. „Ich versuche jeden Tag zu lernen“, sagt Claudia Schulze. Aber sie ist ja nicht allein. „Das Team ist gut“, sagt sie über die insgesamt acht Mitarbeiter im Ordnungsamt. Auch im Rathaus fühlt sie sich wohl: „Ich fühle mich sehr gut aufgehoben.“