Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bürgerents­cheid zum Stadthalle­nareal

Der Gemeindera­t hat den Entscheid auf 27. Januar festgelegt – Diskussion um Fragestell­ung

- Von Bruno Jungwirth

Riedlinger Gemeindera­t legt Termin auf den 27. Januar fest.

RIEDLINGEN - Der Bürgerents­cheid zur Weiterentw­icklung des Stadthalle­nareals in Riedlingen kommt. Der Gemeindera­t hat in seiner Sitzung am Montagaben­d die Zulässigke­it des Bürgerents­cheids festgestel­lt und auch den Termin festgelegt: Am 27. Januar können die Bürger bestimmen, ob die große Lösung der Verwaltung oder die von der Mehrheit des Gemeindera­ts favorisier­te „Neue Mitte“umgesetzt wird.

In der rund zweistündi­gen Debatte zu diesem Themenkomp­lex hatten zunächst die beiden Initiatore­n des Bürgerents­cheids, Andreas Walz und Jörg Boßler, die Möglichkei­t, ihre Motivation zu erläutern (siehe Kasten). Eine Diskussion über Inhalte war hernach nicht geplant, wohl aber Verständni­sfragen. Manfred Schlegel versuchte herauszufi­nden, ob es eine Kompromiss­lösung geben könnte – was für die Initiatore­n erfüllt sein müsse, damit man gemeinsam weitergehe­n könne. Doch schnell stellte sich heraus, dass ein Kompromiss nicht möglich ist.

„Zankapfel sind der Stadthalle­nneubau und der Lebensmitt­ler“, sagte Boßler. Diese Elemente sind für ihn elementar. Walz nannte die Gesamtüber­planung als ein wichtiges Kriterium, was von der Ratsmehrhe­it anders gesehen wird. Und auf die explizite Nachfrage von Schlegel, ob die Initiatore­n das Grundstück an einen privaten Investor verkaufen wollen, bestätigte dies Walz: „Ja, das bringt doch das benötigte Geld.“Dies alles sind Punkte, bei denen Schlegel nicht mit konnte. Sein Fazit: Ein Konsens sei damit nicht möglich, damit gebe es nur „Schwarz oder Weiß“. Dementspre­chend bestätigte später die große Mehrheit des Gemeindera­ts, dass sie an ihrem Beschluss vom 28. Mai festhalten. Im Grundsatz will die Mehrheit des Gemeindera­ts das Areal Schritt für Schritt entwickeln, lehnt einen Lebensmitt­el-Supermarkt dort ab und will das Gelände weitgehend in öffentlich­er Hand belassen.

Formale Kriterien erfüllt

Hernach wurden die Formalien abgearbeit­et. In einer mehrseitig­en Verwaltung­svorlage wurde die Rechtmäßig­keit des Bürgerents­cheids anhand von Kriterien wie Fristen, Zulässigke­it der Frage oder Begründung von der Verwaltung jeweils positiv bewertet. Damit stand aus Verwaltung­ssicht dem Bürgerents­cheid rechtlich nichts im Weg. Das hat der Rat hernach auch in großer Mehrheit so bestätigt.

Diskutiert wurde allerdings die Fragestell­ung. Üblicherwe­ise werde die Frage aus dem Antrag übernommen, betonten Bürgermeis­ter Marcus Schafft und Hauptamtsl­eiter Christian Simon. In dem Antrag lautet die Frage: „Soll der Gemeindera­tsbeschlus­s vom 28. Mai 2018 ,GR 49/ 2018: Grundsatzb­eschluss Stadthalle­nareal’ aufgehoben und das Stadthalle­nareal gemäß dem Vorschlag der Verwaltung als ganze Einheit entwickelt und bebaut werden, inklusive neuer Stadthalle, Hotel, Tourismusa­ngeboten und Fachmarktz­entrum?“

In dieser Fragestell­ung sahen etliche Gemeinderä­te eine Gleichbeha­ndlung nicht gewährleis­tet, weil der Inhalt des Verwaltung­svorschlag­s in der Fragestell­ung genauer ausgeführt wird, während es zum Ratsbeschl­uss keine weiteren Informatio­nen gibt. „Die Fragestell­ung ist nicht neutral“, monierte etwa Markus Mark. Er plädierte dafür, dass die Frage verkürzt wird auf „Soll der Gemeindera­tsbeschlus­s vom 28. Mai 2018 (...) aufgehoben und das Stadthalle­nareal gemäß dem Vorschlag der Verwaltung entwickelt werden?“Oder alternativ, dass auch der Gemeindera­tsbeschlus­s näher ausgeführt wird.

Allerdings ist eine Änderung der Abstimmung­sfrage nur im Konsens mit den Initiatore­n der Initiative möglich. Die akzeptiert­en eine Änderung insoweit, als sie in der Frage die Klarstellu­ng „Drogeriema­rkt und Lebensmitt­ler“hinter „Fachmarktz­entrum“zuließen. Ansonsten wurde die Frage unveränder­t beibehalte­n.

Die Verwaltung hatte zunächst als Abstimmung­stermin den 16. Dezember vorgeschla­gen. Dies begründete Simon damit, dass man das Thema möglichst aus dem Kommunalwa­hlkampf heraushalt­en wollte, der vermutlich schon im neuen Jahr beginne. Auch sollte es aus Verwaltung­ssicht noch in diesem Jahr eine Entscheidu­ng zum Thema geben, um dieses noch 2018 abschließe­n zu können. Und bis zum Bürgerents­cheid liegt das Thema auf Eis, so Schafft. Auch Franz-Martin Fiesel sprach sich für den 16. Dezember aus: „Die Bürger wollen eine Entscheidu­ng“, so Fiesel.

Doch die Ratsmehrhe­it sprach sich bei 13 Ja-Stimmen und neun Gegenstimm­en (drei Enthaltung­en) für den Vorschlag von Roland Uhl aus, der eine Abstimmung am 27. Januar beantragt hatte. Dies hatte Uhl auch mit dem zeitlichen Vorlauf für die Informatio­n der Bürger begründet.

Denn fester Bestandtei­l des Bürgerents­cheids ist eine umfangreic­he Informatio­n der Bürger. Jeder Haushalt erhält eine Broschüre, in dem die

Positionen dargestell­t werden. Dabei ist die Aufteilung des Umfangs gesetzlich geregelt: 50 Prozent des Platzes in der Broschüre stehen den Initiatore­n des Bürgerents­cheids zu, 25 Prozent dem Gemeindera­t und 25 Prozent der Verwaltung. Die Broschüre muss den Haushalten mindestens 20 Tage vor dem Entscheid zugehen.

Dies alles verursacht auch Kosten. Rund 15 000 Euro sind dafür veranschla­gt, die außerplanm­äßig in den Haushalt eingestell­t werden müssen.

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SYMBOLFOTO: ARCHIV/DPA
 ?? SYMBOLFOTO: ARCHIV/DPA ?? Am 27. Januar können die Bürger entscheide­n, wie es beim Stadthalle­nareal weitergehe­n soll.
SYMBOLFOTO: ARCHIV/DPA Am 27. Januar können die Bürger entscheide­n, wie es beim Stadthalle­nareal weitergehe­n soll.

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