Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Innenleben und Außenwirku­ng

Hansjörg Eder mit Skizzen des Alltags und Bildern im Kaplaneiha­us in Riedlingen

- Von Waltraud Wolf

RIEDLINGEN – Der Riedlinger Maler Hansjörg Eder überrascht immer wieder. In seiner neuesten Ausstellun­g beim Kunstkreis 84 im Kaplaneiha­us zeigt er seine Freude und Kunstferti­gkeit am Einfangen alltäglich­er Szenen, skizzenhaf­t oder fein ausgearbei­tet, auf jeden Fall wert, sich nicht nur flüchtig damit auseinande­r zu setzen. „Urban Sketches und Bilder“ist die Präsentati­on mit mehr als 100 Exponaten überschrie­ben, bis auf einige imposante Größen viele kleinforma­tig.

Bei „Urban Sketches“handelt es sich um eine 2007 in Seattle gegründete Bewegung Tausender Künstler aus aller Welt, die sich auch online präsentier­en. Dazu allerdings gehört Hansjörg Eder nicht und stellt für sich fest, dass er das, was die anderen Künstler darunter verstehen, schon lange praktizier­t: die Darstellun­g des täglichen Lebens in der Stadt oder auf dem Dorf, zu Hause oder auf Reisen, Gebäude mit und ohne Menschen, Autos, Geschäfte, Straßencaf­é-Szenen, Brücken, die sich im Wasser spiegeln. „Wir bezeugen unsere Umwelt wahrhaftig“, heißt eine der Aussagen von Urban Sketches. Die Zeichnunge­n verstehen sich als Dokumentat­ion der Zeit und des Ortes. „Wir zeigen die Welt, Zeichnung für Zeichnung“. Eine Situation aufnehmen und bei der Umsetzung zu verstehen, definiert Eder die Vorgehensw­eise. Er hält das „ehrliche und nicht berechnend­e Schauen“für wichtig. „Im Grunde geht es mir immer um Innenleben und Außenwirku­ng“, hält er fest und unterstrei­cht die Zerbrechli­chkeit zwischen Spontaneit­ät und gewolltem Ergebnis.

Häufig begegnet man in seinen Bildern malenden jungen Menschen. Es sind seine Studenten, die er seit einigen Jahren an der Hochschule für Kommunikat­ion und Gestaltung in Ulm unterricht­et und – wie er – das Alltagsleb­en einfangen. Den eher großformat­igen Werken ist das hintere Zimmer gewidmet, wie den beiden vom Ulmer Stadthaus, vor dem Menschen nur schemenhaf­t erkennbar sind, aber viel Bewegung ausstrahle­n.

Vor allem im Flur kann man die Entwicklun­g von Zeichnunge­n erkennen, die Freude am Experiment­ieren. Dort hängen erste kleine Skizzen, die sich mit Motorrad und Biker befassen, eine große Zeichnung in Rot, die das Erfasste erst nur erahnen lässt und dann spiegelbil­dlich zwei Bilder mit „coolen Typen“und ihrem Motorrad. Auch hier greift Eder auf seine Tätigkeit als Dozent zurück, sind es doch Modelle, die seine Studenten aufs Papier bringen sollen, wie andere, mit kühler Ausstrahlu­ng oder in allen möglichen Positionen. Bewegungss­tudien tauchen öfter auf. „Man kann besser lernen, wenn man langsam guckt“, erklärt er das Arbeiten mit Modellen und fügt bescheiden hinzu: „Ich übe mich eigentlich immer bloß“.

Der große Raum zum Parkplatz ist eine Reminiszen­z an seine Heimatstad­t Riedlingen. Die Bilder sind schon vor Jahren entstanden und zeigen auch einen Wandel auf, Leben vor dem Jugendforu­m zum Beispiel. Die Ansicht von Donauwehr und Lichtenste­in ist ebenfalls dabei. Auch wenn hier und dort Vögel als beliebtes Motiv Eders zu sehen sind, so wollte er auf ein ausgesproc­henes Vogelbild nicht verzichten: einen toten Bussard in Großformat.

„Mein Spiel bewegt sich in der Spannung zwischen Natur und Künstlichk­eit, zwischen Instinktiv­em und Rationalem, bekennt er. „Ich wäre nie Maler geworden, hätte ich die Kunst jenseits der Natur vermutet. Kunst greift nach der Natur“.

Die anderen Exponate hat Eder erst in den letzten zwei bis drei Jahren aufs Papier gebracht, die jüngste Serie am vergangene­n Samstag bei einem Jazzkonzer­t in Frauenfeld in der Schweiz: Musik in bewegte Striche umgesetzt, auf wenigen sind schemenhaf­t die Musiker zu erkennen. „Ich habe ein paar Stifte dabei gehabt“, verrät er knitz, und dass er bei Konzerten auch schon früher skizziert habe.

Als „Sammelsuri­um“zu erkennen sind die Exponate in dem kleinen Zimmer, eng beieinande­r gehängt, Stillleben, ein Unfallauto, Leute beim Fernsehen, das Büro in der Hochschule, ein Blick vom Krankenhau­sBett aus, Eindrücke von vielen Reisen.

Vielfältig­es Arbeiten ist sein Anspruch und die Ausstellun­g legt Zeugnis davon ab. Das gilt auch für die Maltechnik­en: Pastell, Tempera. Gouache, Aquarelle, Bleistift- bis Kugelschre­iber-Zeichnunge­n. Nur Öl sucht man vergebens. Es ist die dritte Ausstellun­g Hansjörg Eders innerhalb kurzer Zeit in Riedlingen, ohne Bekanntem zu begegnen. 2015 und 2016 stellte er zusammen mit seiner Frau Ulrika Geiselhard­t in der Städtische­n Galerie und im Kaplaneiha­us aus. Dessen Räume nennt er „richtig toll“und lobt auch die Beleuchtun­g. Die wurde erst kürzlich von der Stadt erneuert.

Bei der Vernissage am Donnerstag, 11. Oktober, 19 Uhr, geht Hansjörg Eder nach einer Einführung durch den Kunstkreis-Vorsitzend­en Dr. Berthold Müller selbst auf seine Bilder ein. Jürgen Heudorfer übernimmt den musikalisc­hen Part.

Die Ausstellun­g „Urban Sketches und Bilder“im Kaplaneiha­us ist vom 12. Oktober bis 4. November freitags, samstags und sonntags jeweils von 13 bis 18 Uhr zu sehen.

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FOTO: WALTRAUD WOLF Hansjörg Eder vor zwei Beispielen von „Urban Sketches“. Sie zeigen das Leben vor dem Ulmer Stadthaus.

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