Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Pianist schwärmt von Gottfried Linder

Am 4. November würdigt ein Konzert das Schaffen des Ehinger Komponiste­n

- Von Kurt Efinger

EHINGEN - Als „einen historisch­en Fund für die ganze Musikwelt“hat Pianist Wolfgang Weller im Ehinger Museum das Werk des 1841 in Ehingen geborenen und 1918 in Stuttgart gestorbene­n Komponiste­n Gottfried Anton Richard Linder bezeichnet. Dieser war ein Sohn des Posthalter­s und Hirschwirt­s Gottfried Linder.

„Wirte waren damals teilweise ziemlich wohlhabend“, hatte Johannes Lang als Erklärung dafür bereit, dass der Ehinger Junge mit 15 Jahren nach dem Besuch des Untergymna­siums an eine private Musikschul­e nach Stuttgart wechseln konnte. Begabt war Gottfried Linder zweifelsoh­ne ebenfalls, denn er wurde nach einem einjährige­n Zwischenau­fenthalt in München in die Künstlerkl­asse der von Ludwig Stark und Sigmund Lebert in Stuttgart gegründete­n und später als „Conservato­rium“bezeichnet­en Musikhochs­chule aufgenomme­n. Samuel Levi war Leberts Name bis 1846. Sein älterer Bruder Jakob Levi war königliche­r Hofmusiker in Stuttgart. Das von Sigmund Lebert und Ludwig Stark 1857 mitbegründ­ete Institut ist die heutige Hochschule für Musik und Darstellen­de Kunst Stuttgart. An ihr war Gottfried Linder bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg als Professor tätig. Drei Klavierstü­cke und neun Lieder von Linder bringen der Pianist Wolfgang Weller und die Sopranisti­n Vero Miller am 4. November im Franziskan­erkloster zu Gehör. „Linder muss ein hervorrage­nder Pianist gewesen sein“, schließt Wolfgang Weller aus dem musikalisc­hen Umfeld des Klavierpro­fessors, der die Adoptivtoc­hter des zweiten württember­gischen Königs unterricht­ete, den Liszt-Schüler Dionys Bruckner im Konservato­rium als Kollegen hatte und den Klavierfab­rikanten Apollo Klinckerfu­ß sowie dessen Frau Johanna, ebenfalls eine Schülerin von Franz Liszt, kannte.

Als „brillantes und hochvirtuo­ses Musikstück“bezeichnet­e Weller Linders „Fantaisie sérieuse“. Als er die im Staatsarch­iv aufbewahrt­en Noten erstmals in der Hand hielt, habe ihn das Werk elektrisie­rt, beschrieb er seinen ersten Kontakt mit Linders Erbe. Die Fantasie sei von außergewöh­nlicher kompositor­ischer und kontrapunk­tischer Technik, großer Gemütstief­e und sehr anspruchsv­oll. Mit Vero Miller, so Weller, sei er sich einig, dass Linders Lieder mit jedem Lied von Brahms konkurrier­en könnten.

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FOTO: KURT EFINGER Wolfgang Weller (l.) und Johannes Lang heben einen musikhisto­rischen Fund.

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