Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Umstrittener AfD-Politiker will bleiben
Bundesvorstand beschließt Parteiausschlussverfahren gegen Wolfgang Gedeon
STUTTGART (lsw) - Der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon will in der AfD bleiben, obwohl der Bundesvorstand ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn beschlossen hat. Anlass waren Gedeons Äußerungen über die Gruppierung „Juden in der AfD“. Das Ausschlussverfahren sei ihm noch nicht schriftlich angekündigt worden, er habe aus den Medien davon erfahren, sagte Gedeon am Donnerstag in Stuttgart. Es sei grotesk, seine Äußerungen als Ausgangspunkt für solch ein Verfahren zu nutzen. Austreten wolle er nicht, weil „wir die AfD nicht Leuten überlassen wollen, die andere Vorstellungen von der Partei haben“.
Zu der Gründung der parteiinternen Gruppe „Juden in der AfD“Anfang Oktober hatte Gedeon auf Facebook geschrieben: „Im günstigsten Fall ist diese Gründung überflüssig wie ein Kropf, im ungünstigsten Fall handelt es sich um eine zionistische Lobbyorganisation, die den Interessen Deutschlands und der Deutschen zuwider läuft.“Er sei gegen jegliche parteiinternen Gruppierungen, erklärte Gedeon nun. „Ich finde auch Schwule in der AfD nicht gut, und auch eine Gruppe der Christen halte ich nicht für zielführend.“Er sei skeptisch gegenüber solchen Gruppierungen, weil sie zum „Staat im Staat“werden könnten.
Die scharfen Reaktionen auf seinen Post habe er vor allem innerparteilich nicht erwartet, sagte Gedeon. Diese Reaktionen haben nun auch den AfD-Landtagsabgeordneten Stefan Räpple eingeholt, der Gedeons Aussagen unterstützt hatte. Der AfDLandesvorstand hat Räpple aufgefordert, sich bis Donnerstag nächster Woche von Gedeon zu distanzieren. Tue er das nicht, drohten auch ihm Ordnungsmaßnahmen. Räpple hat nach eigenen Angaben ein entsprechendes Schreiben erhalten, sagte er am Donnerstag. Er werde sich jedoch nicht von Gedeon distanzieren, weil dessen Aussagen von der Meinungsfreiheit gedeckt seien.
Antisemitismusvorwürfe gegen Gedeon hatten 2016 vorübergehend zur Spaltung der AfD-Fraktion im Landtag geführt. Gedeon gehört dem Landesparlament derzeit als fraktionsloser Abgeordneter an. Er ist aber weiter Mitglied der AfD.