Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Virtuose Klänge in der Prälatur
Vivace Barockensemble begeistert mit Schwung und Empfindsamkeit
ZWIEFALTEN - Konzerte im barocken Ambiente und der Intimität der Prälatur Zwiefalten haben stets ihren eigenen charmanten Reiz. Dazu passen Instrumente wie Traversflöten mit ihrer Wärme und Klangschönheiten wie auch ein behutsam und doch engagiert eingebrachtes, vor Vitalität sprühendes Cello. Damit ist im Grunde ein konzertanter Hörgenuss vorgegeben.
Das Ehepaar Lisa Keaton-Sommer und Andreas Sommer bilden zusammen mit Anja Enderle eine musikalische Einheit, die künstlerisch und vom Empfinden her bestens zueinander passt. Dieses innere Sich-Verstehen spricht aus den Interpretationen der vorgestellten Werke.
Der kompositorischen Vorlage „Spiritoso“entsprechend begann das Ensemble spritzig, mit perlenden Läufen und voll Musizierfreude mit einem Londoner Trio von Joseph Haydn das Konzert in der vollbesetzten Prälatur. Weich und fein ausschwingend das Andante, voll unbeschwerter Heiterkeit das nachfolgende Allegro.
Einige Jahre vor Haydn schrieb der tschechische Komponist Josef Myslivecek das vorgestellte Trio in a-moll. Auch er bettet sein eher dezentes Larghetto zwischen flotte Alleground Presto-Sätze. Beginnend im heiter melodiösem Dreiertakt mit dezent aufsteigenden crescendi, besticht das Larghetto durch die Wärme und Klangschönheit der Traversflöten. Über der sonoren Basis des Cello werden Perioden mit weitem Atem voll lyrischer Schönheit mit feinsinnigen Umrankungen verziert. Das Presto hingegen sprüht auch bei der Cellistin von virtuoser Musizierkunst.
Auch das Caprice II von Anton Stamitz stammt aus derselben Zeit und stellt eine Paraderolle für Andreas Sommer als Solist dar. Hüpfende Einzeltöne verschmelzen mit kurzen Trillern über elegischen Abschnitten zu einem abgerundeten Gesamtwerk. Mühelos steigende Tonfolgen entschwinden in ihrer Klarheit in der Höhe des barocken Raums.
Denselben Genuss für die Zuhörer boten Lisa Keaton-Sommer und Anja Enderle mit einem Duetto von Franz Danzi, Solocellist in München und Hofkapellmeister in Stuttgart. Ausgewiesen als Larghetto begann es verhalten und verheißungsvoll, um jedoch in herrlichem Gleichklang schrittartig die melodischen Bausteine zum Klingen zu bringen. Das folgende Allegretto sprühte vor perlender Lebensfreude und weckte bei den Zuhörern helle Begeisterung.
Nicht weniger heiter und beschwingt ein Trio in C-Dur von Johann Christian Bach, dem jüngsten Sohn des großen Komponisten Johann Sebastian Bach. In tänzerischem Ambiente das Allegretto in fast schwerelos dahingleitenden Passagen der beiden Flöten über klar strukturierter Mitgestaltung des Cello. Beseligende Ruhe entströmte dem Adagio, zumal jeder der drei Künstler jeder Einheit zu ihrem Abschluss die nötige kurze Ruhepause gönnte bis zum Schluss im verklingenden Pianissimo. Lebensbejahend und optimistisch das abschließende Allegro mit einer Vielzahl virtuos gestalteter Sequenzen im Cello zum bewundernswerten Gleichklang beider Flöten.
Jubilierende Flöten
Der zweite Teil des Konzerts begann wieder mit Karl Stamitz, diesesmal mit einem Trio in G-Dur. Im Allegro jubilierten die beiden Flöten in partnerschaftlichem Verbund als Gegenpol zu den teils kurzgefassten, teils weit ausladenden Passagen des Cello. Das Andante poco moderato, tonlich leicht zurückgenommen, bestach durch filigrane Einzelabschnitte wie auch durch aufsteigende Tonfolgen als Duo der Flöten. Ihr Thema wanderte des Öfteren ins Cello und gab deren Interpretin gut genutzte Chancen sich zu profilieren. Leichtfüßig tänzerisch in allen drei Instrumenten, punktgenau interpretriert das Rondeau mit dem perlenden Allegro als Beschluss voll ästhetischer Schönheit.
Auch Franz Anton Hoffmeister aus Rottenburg am Neckar verkörpert musikalische Lebensfreude des Barock. In seinem Duo für zwei Traversflöten gestaltete das Ehepaar Sommer das einleitende Allegro mit virtuosen Läufen und klar ausgewiesenen Staccato-Passagen des vorgegebenen Themas. Ganz unversehens jedoch erklang eine schwingende Melodie über eiliger Begleitung des zweiten Instruments und sorgte für musikalisches Vergnügen der besonderen Art. Dies galt auch für die tänzerisch elegante Romance und das geradezu schelmisch in Szene gesetzte Rondeau.
Mit einem weiteren Trio von Joseph Haydn schloss sich der musikalische Kreis dieses für die Zuhörer äußerst bekömmlichen, künstlerisch hochstehenden Konzerts. Aufs Neue gingen bei einer derartigen Veranstaltung der begeisternde Beifall der Zuhörer und die besondere Atmosphäre des Raums mit der Musizierkunst der Interpreten eine gelöst wirkende Verbindung ein.